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Saftige Busse für Italien wegen Abwässern
Aus Rendez-vous vom 31.05.2018. Bild: Keystone
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Fäkalien im Mittelmeer EU büsst Italien wegen fehlender Kläranlagen

Gemeinden in Mittel- und Süditalien leiten ihr Abwasser weiterhin ins Meer. Die Richter am EuGH in Luxemburg verlieren die Geduld.

Petflaschen, Ohrenstäbchen, Plastiksäcke, dazu brauner Schaum von Fäkalien: Das liegt auch an der mangelhaften, mitunter gänzlich fehlenden Behandlung der Abwässer, die solche Abfälle ins Mittelmeer schwemmen. Für diese Unterlassung hat der EU-Gerichtshof Italien zu einer saftigen Busse verurteilt.

Rund 60 Millionen Euro pro Jahr muss das Land bezahlen, so lange nicht alle Gemeinden ihre Abwässer reinigen. Eine Busse, die wahrscheinlich über höhere Tarife für den Wasserkonsum direkt an die Konsumenten weitergegeben wird.

Das Urteil spricht Klartext: Noch immer leiten 74 italienische Gemeinden ihre Abwässer gänzlich ungereinigt oder zu wenig gereinigt in Flüsse oder ins Meer.

Mittel- und Süditalien hinken hinterher

Unter ihnen sind zum Beispiel grosse Städte wie Palermo, Catania, Reggio Calabria und Triest. Schaut man auf die Landkarte, so sieht man das altbekannte italienische Nord-Süd-Gefälle. Währenddem viele Gemeinden im Norden Italiens in den letzten Jahren grosse Fortschritte machten und den Vorschriften der EU nachkommen, sind es vor allem Gemeinden in Mittel- und Süditalien, die ihr Schmutzwasser nicht oder zu wenig klären.

Todeszonen durch mangelnden Sauerstoff

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Probleme mit Fäkalien und sonstigem Abwasser haben fast das ganze Mittelmeer und die Ostsee. Meeresbiologe und Verleger des Magazins «Mare», Nikolaus Gelpke, erklärt: «Gerade fürs Mittelmeer, das abgeschirmt ist und kaum mit dem Atlantik im Austausch steht, ist es besonders wichtig, dass Kläranlagen installiert werden.»

Meere würden über diese Abwässer gedüngt, Algen gedeihen. «Wenn diese absterben, entsteht Sauerstoffmangel. Dieser führt zu sauerstofffreien Zonen, richtigen Todeszonen, in denen nichts mehr lebt.»

Die Ursache ist oft das fehlende Geld. Die Kassen vieler italienischer Gemeinden sind leer, selbst Investitionen in Schulhäuser oder Spitäler werden hinausgeschoben. Und das Reinigen der Abwässer hat oft letzte Priorität.

Doch selbst wenn das Geld da wäre, geht im Süden meist alles ein bisschen länger: Die Verwaltung überprüft die Vergabe öffentlicher Gelder penibel. Dies wegen der Gefahr, dass sich die Mafia ein Stück des Kuchens abschneidet, und um zu verhindern, dass mit der Mafia kooperierende Firmen zu hohe Rechnungen stellen oder kassieren, ohne das Versprochene geliefert zu haben.

Probleme auch bei Trinkwasserversorgung

Das Resultat sind verschmutzte Flüsse und Strände. Natürlich längst nicht überall, Italien hat auch sehr saubere Strände. Aber in der Nähe von grossen Ballungsgebieten lässt die Wasserqualität oft zu wünschen übrig.

Dabei mangelt es in Italien eben nicht nur an Investitionen in die Abwasserreinigung. Auch die Zuleitung des frischen, sauberen Wassers ist ein Problem: In Mittel- und in Süditalien geht über 40 Prozent des aufbereiteten Trinkwassers wegen lecker Leitungen verloren, es versickert.

Auch hier sind Geldmangel und aufwändige Bewilligungsverfahren die Ursachen. Der Verlust von so viel Trinkwasser ist teuer. Dafür müssen ebenfalls die Konsumenten aufkommen. Der Wasserpreis ist in Italien jetzt schon hoch, und mit der EU-Busse wird er nun noch höher.

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