Gemeinsam mit Tausenden Gläubigen und Pilgern hat Papst Franziskus am Samstagabend im Petersdom die Osternacht gefeiert. In der stimmungsvollen Zeremonie erinnerten die Menschen an die Auferstehung Christi.
Die mehrstündige Feier begann damit, dass das Osterlicht in einer Prozession in den abgedunkelten Petersdom gebracht wurde. Danach wurde der Raum nach und nach erleuchtet.
Glauben wieder entdecken
In seiner Predigt forderte der 77-Jährige die Menschen auf, ihren Glauben wiederzuentdecken und sich an seinen Ursprung zu erinnern. «Erinnere ich mich daran? Habe ich es vergessen? Bin ich Wege und Pfade gegangen, die es mich haben vergessen lassen?», fragte der Pontifex.
«Machen wir uns auf den Weg!», forderte er die Menschen auf. Das bedeute, «zu jenem glühenden Augenblick zurückzukehren, in dem die Gnade Gottes mich am Anfang meines Weges berührt hat». Der Argentinier fügte hinzu: «An diesem Funken kann ich das Feuer für das Heute, für jeden Tag entzünden und Wärme und Licht zu meinen Brüdern und Schwestern tragen.» Daraus entstehe eine gute, sanfte und demütige Freude.
Der Tradition gemäss taufte Franziskus in der Osternacht zehn Menschen. Die Täuflinge im Alter zwischen 7 und 58 Jahren kamen aus Weissrussland, Italien, Frankreich, Vietnam, dem Senegal und Libanon.
Taufe und erste Begegnung mit Christus
Für jeden Christen gebe es zwei solcher Augenblicke, zu denen man zurückkehren solle – die Taufe und die erste Begegnung mit Christus, sagte Franziskus. Die Rückkehr dorthin sei «kein Rückwärtsgehen, es ist keine Nostalgie», erklärte Jorge Mario Bergoglio. «Es ist ein Zurückkehren zur ersten Liebe, um das Feuer zu empfangen, das Jesus in der Welt entzündet hat, und es allen zu bringen, bis an die Enden der Erde.» Jeder müsse zu seinem Galiläa zurückkehren, wie die Jünger und Frauen nach der Auferstehung Christi, forderte der Papst.
Für Franziskus war es nach seiner Wahl zum Oberhaupt der katholischen Kirche im vergangenen Jahr seine zweite Osternacht. Nach der Feier steht für ihn heute Sonntag die Ostermesse an. Er verkündet seine Osterbotschaft und spendet den traditionellen Segen «Urbi et Orbi».
Eklat nahe der Grabeskirche
In Jerusalem ist es bei den Feiern zur Osternacht zu tumultartigen Szenen und diplomatischen Verstimmungen gekommen. Israelische Sicherheitskräfte hatten einer Gruppe palästinensischer Christen und UNO-Diplomaten den Zugang zur Grabeskirche verweigert, erklärte der Koordinator für den Friedensprozess im Nahen Osten, Robert Serry. Er war zur Zeremonie eingeladen worden.
Serry zeigte sich bestürzt, dass eine friedliche Prozession zu Ostern in der Altstadt durch das unannehmbare Verhalten der israelischen Sicherheitskräfte gestört wurde: «Erneut rufe ich alle Beteiligten auf, das Recht auf freie Religionsausübung und den freien Zugang für Gläubige aller Konfessionen zu den heiligen Stätten zu respektieren und dabei auf Provokationen besonders an religiösen Feiertagen zu verzichten».
Israels Regierung wies die Vorwürfe zurück und bescheinigte Serry «mangelndes Urteilsvermögen». Zehntausende Menschen seien dank des Einsatzes der Polizei friedlich durch die engen Gassen der Altstadt geleitet worden.