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International «Gelogen wird auf beiden Seiten»

Sowohl in Russland als auch in der Ukraine ist die Medienberichterstattung in diesen Tagen mit Propaganda getränkt. Eine Gruppe von Studenten aus Kiew ärgert das. Sie haben ein viel beachtetes Video gedreht, in dem sie bei ihren Kommilitonen in Russland für gegenseitige Verständigung werben.

Die Wahrheit ist im Krieg immer das erste Opfer – davon sind auch Tanya, Dima und Jaroslaw überzeugt. Die drei jungen Ukrainer studieren an verschiedenen Universitäten in Kiew. Sie sprechen russisch und ärgern sich über die Propaganda im russischen Staatsfernsehen, das die Ukrainer alle als Faschisten und Junta-Anhänger abstempelt.

«Wenn man russisches Fernsehen schaut, schimmert populistische Vaterlandsliebe und Patriotismus in allen Nachrichten durch», sagt Tanya. «Das einzige, das wir dem entgegen halten können, ist das direkte Gespräch, der Meinungsaustausch mit den Studentinnen in Russland.» Die ukrainischen Studenten haben darum ihre Argumente in einem Video zusammengefasst. Ihre Botschaft lautet denn auch: Glaubt nicht alles, was man euch über die Ukrainer erzählt.

Video
«Glaubt nicht alles, was man über die Ukrainer erzählt.»
Aus News-Clip vom 15.02.2015.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 5 Sekunden.

Video-Appell aus der Ukraine

Auch Jaroslaw gehört zu den Initianten des Appells an die Studienkollegen in Russland. Er spricht von einem veritablen Informationskrieg auf beiden Seiten. «Uns war wichtig, dass wir im Video nicht einfach für die ukrainische Position werben. Wir sagen ganz bewusst, dass nicht nur das russische Fernsehen Propaganda betreibt, sondern auch das ukrainische. Gelogen wird auf beiden Seiten. Sie sollen wissen, dass wir den Krieg aus Distanz betrachten und uns darüber selber ein Urteil bilden.»

«Das ist schlicht nicht wahr»

Dasselbe verlangen die Ukrainer auch von ihren russichen Kommilitonen. Informationen auf unabhängigen Websiten und Radiostationen gebe es genug, sagt Dima, ein angehender Ingenieur. Auch Gespräche mit Bekannten und Augenzeugen aus der Ostukraine sind für ihn oft aufschlussreich. «Wenn zum Beispiel 250 ukrainische Soldaten im Krieg umkommen, dann spricht das ukrainische Fernsehen offiziell von 20. Ich will damit nicht sagen, dass man hier den Hass gegen Russland schürt. Aber es wird behauptet, ganz Russland habe sich einmütig mit dem Kreml solidarisiert und gegen die Ukraine gestellt. Das ist schlicht nicht wahr», sagt Dima.

Russische Studenten reagieren

Der Video-Appell hat in Russland unterschiedliche Reaktionen ausgelöst: Die kremlnahe Jugendorganisation Naschi etwa hat die Kiewer Studenten in Internetkommentaren mit Häme übergossen, sie als Heuchler bezeichnet, die nur im Auftrag der Kiewer Regierung handelten und jede Beteiligung Russlands am Krieg abgestritten.

Doch bei den Studierenden an den staatlichen Universitäten in Moskau und Sankt Petersburg ist die Botschaft aus der Ukraine angekommen – und auch sie reagieren per Video-Clip, wenn auch etwas pathetisch. Man schäme sich für diesen unehrlichen Krieg, und dafür, dass Russland die Krim annektiert habe, sagt etwa die Moskauer Studentin Ljena in einem dieser Filme.

Andere stellen fest: Täglich schürten Moskaus Spitzenpolitiker und Medien den Hass gegen Ukrainer. Deshalb sei es an den Studenten, die die neu entstandene Kluft zwischen Russen und Ukrainern wieder zu überbrückten. Nicht nur mit Videoclips, sondern konkret mit Studentenaustausch, meint etwa Alexander aus Moskau. «Wer auch immer von diesem Krieg profitiert: Er ist für alle nachteilig – für Russland und die Ukraine. Wir werden unser Bestes geben, damit er endlich aufhört.»

(krua; kurn)

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