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International Grösseres Misstrauen gegenüber Datenwolken in den USA

Firmen lagern ihre Daten oft auf aussenstehende Server aus. Diese Angebote nennen sich «Clouds» und sind häufig in den USA angesiedelt. Nachdem bekannt wurde, dass der US-Geheimdienst diese Clouds ausspioniert hat, steht die Sicherheit der Daten im Vordergrund. Die Europäer profitieren.

Die Enthüllungen zu den Abhörpraktiken des amerikanischen Geheimdienstes in Europa haben viele Leute schockiert. Für den Unternehmer Peter Dens aber hatten die vielen Schlagzeilen einen hübschen Nebeneffekt: «Wir sehen, dass Kunden von der amerikanischen Konkurrenz zu uns zurückkommen», erzählt er über Skype von Madrid aus, wo er an einer Cloudkonferenz teilnimmt.

Sein Unternehmen Housing Center bietet eine Cloud in Belgien an. Das heisst, Unternehmen können alle ihre Daten und sogar Software bei ihm auslagern, in der Cloud oder Wolke eben. Sie bezahlen eine monatliche Gebühr und müssen sich nicht mehr um IT-Infrastruktur und -personal kümmern.

Neuer Trend, schon gedämpft

Die Cloud gilt als grosser Trend, der jetzt einen grossen Dämpfer erfahren hat. Die grössten Anbieter sind amerikanische Unternehmen oder Unternehmen, die Daten auf Servern in den USA lagern. Genau diese Daten wurden vom US-Geheimdienst offenbar systematisch angezapft. Vor den Enthüllungen haben viele Kunden nur darauf geschaut, wer die billigste Cloud anbietet, sagt Dens.

Heute legen sie Wert darauf, dass ihre Daten in Belgien bleiben. Darum haben viele Kunden mehr Vertrauen in uns als in Amazon, Google oder andere US-Unternehmen. Bei der EU-Kommission höre man das gerne, sagt die die zuständige Sprecherin Mina Andreeva.

Datenschutz in Europa strenger

Die Cloud gilt als IT-Branche mit immer noch grossem Potenzial und grosser Wachstumswirkung für die ganze Wirtschaft. Eine strenge Datenschutzlinie gegenüber den USA hilft dem Sektor in Europa, der gegenüber der amerikanischen Konkurrenz schwer im Rückstand ist.

Datenschutz also, um die europäische Cloudindustrie oder gar IT-Branche vor den US-Giganten zu schützen. So sagt man das bei der EU zwar nicht. Aber. Die Daten von Europäern seien überall, sagt die Sprecherin. Auch zum Beispiel in den USA.

Die neue EU-Datenschutzverordnung, die nächsten Frühling verabschiedet werden soll, garantiere mehr Schutz. Nicht nur für Cloudanbieter, sondern auch für Dienste wie Facebook oder Google, die über sehr viele Daten von ihren Kunden verfügen. Bisher stellte sich aber zum Beispiel Google auf den Standpunkt: «Wir sind ein US-Unternehmen. Eure Gesetze gelten nicht für uns.» Damit soll nun Schluss sein. Derzeit können europäische Datenschützer Bussen von maximal 600'000 Euro verhängen. Für Unternehmen wie Google ein Klacks. Doch neu soll die EU nicht nur bellen, sondern auch beissen können. Für Cloudanbieter Dens reicht das nocht nicht.

Auch europäische Geheimdienste schnüffeln

Geld allein wird diese Unternehmen nicht stoppen. Es braucht auch Sanktionen, die Drohung zum Beispiel, Aufträge von der öffentlichen Hand zu verlieren. Nur so, sagt Dens, wird der Datenschutz in Europa besser. Aber hundertprozentigen Schutz gibt es nicht, sagt er.

Denn da sind nicht nur die US-Geheimdienste, sondern auch die europäischen. Die haben auch schon bei Dens angeklopft. Und wenn sie einen Durchsuchungsbefehl haben, gibt er Daten heraus. Doch da sind auch noch die Hackmöglichkeiten. «Ich schütze die Daten meiner Kunden so gut ich kann gegen Klau», sagt Dens. «Aber ausschliessen kann ich es nicht.»

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