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International Heiligsprechungen – das müssen Sie wissen

Am Sonntag spricht Papst Franziskus im Vatikan zwei seiner Vorgänger heilig: Johannes Paul II. und Johannes XXIII. Der Kirchenstaat erwartet mehrere Millionen Pilger. Lesen Sie hier die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Wie wird man heilig?

Wer kanonisiert werden will, also heiliggesprochen, muss einen sogenannt heroischen Lebenswandel, zwei Wunder bewirkt und ein Martyrium auf sich genommen haben. Letzteres steht für ein Leben, das bis zum Tod von einem Leidensweg geprägt war. Zudem muss der angehende Heilige bereits seliggesprochen worden sein. Diese Prozedur ist oftmals sehr langwierig, im Falle von Papst Johannes Paul II. allerdings wurde sie in Rekordzeit durchgepeitscht.

Wer spricht heilig und wo?

Während die Seligsprechung die Kongregation – die Ordensgemeinschaft – durchführen kann, ist die Heiligsprechung nur durch den Papst persönlich möglich. Die letzte Entscheidung über die Kanonisation liegt bei ihm. Seligsprechungen dagegen finden meistens in den Diözesen statt.

Wie viele Heiligsprechungen haben stattgefunden?

2004 wurde das Martyrologium Romanum aktualisiert, worin laut Heiligenlexikon 6650 Heilige und Selige verzeichnet sind, sowie 7400 Märtyrer. Auch die katholische Kirche kennt die genaue Zahl nicht, denn das Heiligenwesen in seiner heutigen Form wurde erst 1588 von Papst Sixtus V. geregelt. Fest steht aber: Unter Papst Johannes Paul II. fanden die meisten Selig- und Heiligsprechungen statt. Laut Presseamt des Vatikans waren es während seines 26 Jahre dauernden Pontifikats 1820 Fälle.

Wie viel kostet das Verfahren der Heiligsprechung?

Die einen sprechen etwa von 60'000 Franken an Gebühren und Gutachten, andere Quellen geben sogar etwa 300'000 Franken an. Die Kosten für die Seligsprechung übernehmen in der Regel die Bistümer, jene für die Heiligsprechung der Vatikan.

Hinzu kommen die Kosten für die Zeremonie auf dem Petersplatz, die freilich fast zu 100 Prozent von der Stadt Rom, respektive dem italienischen Staat, getragen werden. Den Papst kosten die Heiligsprechungen also fast nichts, während der Vatikan aber gutes Geld mit den Tausenden von Pilgern verdient, die in den vatikaneigenen Hotels logieren.

Welche Päpste wurden besonders verehrt?

Johannes' XXIII. Pontifikat dauerte von 1958 bis 1963. Er wurde von seinen Anhängern der «gute Papst» genannt. Er schaffte den Fusskuss ab und erhöhte den Lohn seiner Angestellten. Die Katholiken betet ihn auch ohne Vollbringung von Wundern als Heiligen an: Sein Leichnam ist im Petersdom in einem Glassarg aufgebahrt. Nun wird er offiziell als Heiliger erklärt.

Paul VI. führte das zweite Vatikanische Konzil zu Ende – vereinfacht ausgedrückt die Modernisierung der römisch-katholischen Kirche. Während seiner Amtsführung von 1963 bis 1978 verzichtete er auf Statussymbole wie Baldachin, Pfauenwedel oder Thronassistenten. Er veränderte die katholische Kirche. So hob er 1965 die Institution des Index der verbotenen Bücher auf.

Johannes Paul II., dessen Pontifikat von 1978 bis 2005 währte, hatte zur Abschaffung des Sozialismus in seinem Heimatland Polen beigetragen. Er setzte sich für die Menschenrechte ein. Johannes Paul II. stand für Religionsfreiheit und galt als besonders volksnah. Doch auch seine Weste scheint nicht unbefleckt gewesen zu sein: Kritiker werfen ihm heute noch vor, während seiner Amtszeit sei es zu besonders vielen Kindesmissbräuchen durch Geistliche gekommen. Auch er wird diesen Sonntag heiliggesprochen.

Welche Päpste fielen in Ungnade?

Pius IX. sass von 1846 bis 1878 auf dem Heiligen Stuhl. Ihn beschimpften die Kritiker als Antisemiten, weshalb seine Seligsprechung 2000 besonders die jüdische Gemeinde empörte. Es wurde kritisiert, dass Pius unbelehrbar konservativ gewesen sei und fortschrittliches Denken verdammt habe. Der Vatikan schrieb damals über ihn: «Er wurde von vielen geliebt, von anderen aber wurde er gehasst und verleumdet.»

Pius XII., von 1939 bis 1958 im Amt, werfen Kritiker bis heute Verbindungen zum Dritten Reich und Verschwiegenheit zum Holocaust vor. Womöglich hat er diesen sogar geduldet. Der Vorwurf brach dem 1958 Verstorbenen Namen wie «Hitlers Papst» und «Nazi-Komplize» ein. Das Verfahren zur Seligsprechung wurde 1963 eröffnet, noch fehlt der Nachweis, dass er ein Wunder vollbracht hat.

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