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International Italiens Mafia wütet ungehindert – mit Abfall

Im Südwesten Italiens treibt die Abfall-Mafia ihr Unwesen. Bisher sind alle Versuche, gegen die Camorra vorzugehen, gescheitert. Jetzt soll Brüssel Geld einschiessen, um dagegen vorzugehen.

Vor allem die Region Kampanien an der Westküste Italiens, zu der die Stadt Neapel gehört, ist von den Machenschaften der Abfall-Mafia betroffen. In dieser Gegend wird seit Jahrzehnten illegal Abfall verbrannt. Das verseuchte Gebiet wird blumig als «terra dei fuochi» – als Feuerland – bezeichnet.

Giftmüll wird systematisch nach Süditalien gekarrt

Seit Jahrzehnten ist diskrete Abfallbeseitigung eine besonders einträgliche Einnahmequelle der Camorra: Wo sie eine profitable Geschäftsverbindung mit skrupellosen Unternehmen aufbauen kann, ist sie zur Stelle. Sie karrt den Müll, auch Giftmüll aus Norditalien, und wie vermutet wird, auch aus Nachbarländern mit Lastwagen nach Süditalien. Dort wird er in Löchern versenkt oder in öffentlichen Deponien verteilt. Diese Deponien sind in Brüssels Augen seit längerem ein Dorn im Auge. Anwohner mit oder ohne Verbindung zur Camorra verbrennen darin auch Asbest, Pneus, Lösungsmittel und Spitalabfälle.

Regierung ist machtlos gegen Mafia

Die Warnungen der Regierung vor Vergiftungen werden in den Wind geschlagen und Feuerwehrleute, die versuchen, die Brände zu löschen, werden angegriffen. Sie müssen während ihres Einsatzes von der Polizei beschützt werden. Die lokalen Behörden, die Zentralverwaltung in Rom, die Regierungen von rechts bis links waren bisher nicht imstande, dem Treiben ein Ende zu setzen. Sie unterliegen der Macht der Mafia.

Grundwasser bald überall verseucht

Die illegalen Deponien haben verheerende Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen. Krebserkrankungen in der Gegend nehmen zu. Einige Ärzte sprechen auch von einer Häufung von Missbildungen bei Säuglingen. «La terra dei fuochi» ist schwer verseucht. Es wird vermutet, dass es über 5000 verseuchte, sanierungsbedürftige Ländereien mit fragwürdigen Deponien und Löchern mit Giftmüll gibt.

Der Ex-Boss der Camorra, Carmine Schiavone, gab seinerseits Interviews, in denen er vor sogenannten Sandwichablagerungen warnte: Zwischen zwei Schichten normalen Haushaltsmülls und Schotters sei radioaktiver Müll aus Spitälern abgelagert. Wenn nichts passiere, werde bis in spätestens 30 Jahren das gesamte Grundwasser auch ausserhalb der terra dei fuochi verseucht sein. Auf dem Spiel stehen nicht nur die Gesundheit der Bevölkerung und die Wasserversorgung. Auf dem Spiel steht auch der Ruf Kampaniens als Produzent und Exporteur von Gemüse, Früchte und seines berühmten Mozzarellas. Bauern ringen die Hände, klagen über Absatzschwierigkeiten. Sie sagen, es sei alles gelogen – ihre Produkte seien unbedenklich und gesund.

Sanierer setzen sich Mafia aus

Die Geschichte ist seit Jahren bekannt. Aber saniert wurden bisher nur 13 Gebiete. Zu mehr kam die Verwaltung nicht. Jetzt heisst es, es gebe Geld aus Brüssel. Ob es für die Sanierungen eingesetzt werden kann, hängt von vielerlei ab: Etwa davon, ob Sanierungs- und Unternehmen gefunden werden können, die nicht mit der Mafia verbandelt sind. Kein leichtes Unterfangen. Und davon, ob die Sicherheit der Sanierer gewährleistet werden kann. Dafür soll die Armee sorgen. Wird sie im Mondlicht Felder bewachen? Oder gar Giftmüll ausgraben? Das ist ungewiss. Gespannt wartet alle Welt auf detaillierte Einsatzpläne.

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