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Jugendpornographie im Netz «Man sagt sich: Es ist es wert, ein Exempel zu statuieren»

Mehr als tausend Jugendliche stehen in Dänemark wegen Jugendpornographie vor Gericht. Aus dem Fall sollen Lehren gezogen werden, sagt SRF-Korrespondent Bruno Kaufmann.

SRF News: Mehr als tausend Jugendliche wurden in Dänemark angeklagt, weil sie über Facebook pornografische Videos und Bilder von Minderjährigen verbreitet haben sollen. Der Justizminister will an ihnen nun ein Exempel statuieren. Was waren die Reaktionen in Dänemark auf diesen doch sehr grossen Fall?

Bruno Kaufmann: Die Reaktionen sind umfassend – alle Zeitungen und Medien sind voll von diesem Fall. Es wird auch breit in der Öffentlichkeit diskutiert. Ich habe gehört, dass an sehr vielen Schulen über diesen doch sehr aussergewöhnlichen Justizfall diskutiert worden ist. Juristen sind in der Schule zugegen, um eben auch den Schülern zu erklären, worum es hier geht.

Wie ist der Tenor in Dänemark – ist man froh, dass dieses Thema aufgegriffen wird?

Es ist ganz klar so: Es ist eine Problematik, die es seit langem gibt und über all diese sozialen Plattformen werden ständig solche Bilder und auch solche Filme distribuiert. Jetzt hat man sich die Mühe gemacht, diesen Fall wirklich einmal von A bis Z aufzunehmen und zu schauen: Was ist passiert; wer hat ihn geteilt? Nun müssen alle diese Jugendlichen vor Gericht erscheinen. Das ist natürlich schon sehr aussergewöhnlich. Das fördert natürlich auch die Informationen und die Aufklärung, wo eben auch Grenzen gesetzt werden müssen.

Es geht um Videos und ein Foto

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Die Jugendlichen sollen pornografische Videos und Bilder von 15-Jährigen verbreitet haben. Es gehe um zwei Videos und ein Foto, die über den Facebook-Dienst Messenger vor allem unter jungen Leuten geteilt wurden, erklärte die Polizei. Das dänische Gesetz verbietet das Teilen von pornografischen Videos und Fotos von Unter-18-Jährigen.

Welche Reaktionen gibt es denn auf der politischen Bühne?

Diesem Fall wird politisch wirklich gebührend Aufmerksamkeit gegeben. Der Justizminister hat am Dienstag an einer Medienkonferenz erklärt, dass er eigentlich auch Mitgefühl mit diesen Jugendlichen hat, die jetzt vor den Richter müssen. Aber: Er sagt auch, dass es wichtig ist, nun einmal wirklich aufzuklären und zu zeigen, was eben die Grenzen sind.

Es sind ja sehr viele, die über 18 Jahre alt sind – und in dem Sinn auch mit Bussen rechnen müssen. Andere Jugendliche, die unter 18 Jahre alt sind, müssen eher damit rechnen, dass sie einen Verweis bekommen. Doch es wird ebenfalls gesagt, man müsse in der Zeit der sozialen Medien und des Internet auch wissen, was legal ist und was nicht – und wer Verantwortung für die Weiterverbreitung hat.

Die Bilder wurden über den Facebook-Dienst Messenger verbreitet. Facebook hatte die amerikanischen Behörden eingeschaltet, die den Fall via Europol nach Dänemark weitergaben. Es sind tausend Betroffene. Das klingt sehr aufwändig…

…dieser Fall ist extrem aufwändig. Das sind hunderte von Untersuchungsbeamten, Polizisten, jetzt dann auch Richter, die eben involviert sind. Natürlich mit der Zeit ebenfalls Sozialarbeiter, die nun mitunterstützen müssen – und Lehrkräfte. Hier werden Millionen in diesen Fall investiert. Doch man sagt sich: Es ist es wert, ein Exempel zu statuieren und zu zeigen, was möglich ist und was nicht möglich ist. Es ist wichtig, den Opfern zu zeigen, dass es nicht selbstverständlich ist, dass man das Leben lang immer irgendwo im Internet leiden muss.

Was für Chancen sehen Sie für eine Verurteilung?

Es ist damit zu rechnen, dass vor allem jene, die diesen kinderpornographischen Film hunderte Male geteilt haben – und über 18 Jahre alt sind – verurteilt werden. Zu was für Strafen ist im Moment noch unbekannt, weil das ein einmaliger Fall ist. Aber auch viele andere werden sicher einen Verweis bekommen oder Sozialarbeit leisten müssen. Es wird sicher versucht werden, die Folgen in einem Rahmen zu halten, der vernünftig ist – jedoch ihn auch spürbar zu machen. Man hofft tatsächlich in Dänemark, dass aus diesem Fall heraus Lehren in der ganzen Gesellschaft gezogen werden und dass es vielleicht auch über Dänemark hinaus eine Signalwirkung haben kann.

Das Gespräch führte Linda von Burg.

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