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Lockdown in Indien: Ein mutiger Schritt gegen das Virus
Aus SRF 4 News aktuell vom 24.03.2020. Bild: Keystone/sda
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Kampf dem Coronavirus «Die Inder sind unglaublich diszipliniert und bleiben zu Hause»

Die Ausgangssperre in Indien soll drei Wochen dauern und trifft die Arbeiter in ihrer Existenz. Warum der Premierminister diese Sperre verhängt hat, wenn es doch nur wenige Corona-Fälle in Indien gibt, erklärt SRF-Asienkorrespondent Thomas Gutersohn.

SRF News: Warum hat der indische Premierminister Narendra Modi trotz weniger Krankheitsfälle über ganz Indien eine Ausgangssperre verhängt?

Thomas Gutersohn: Er begründete den Entscheid damit, dass es nun in nahezu allen Landesteilen zu Infektionen gekommen ist. Noch bis gestern galt die Ausgangssperre nur in besonders bevölkerungsreichen indischen Bundesstaaten. Aber Premierminister Narendra Modi ist bekannt dafür, dass er nicht lange zögert. Das brachte ihm viel Kritik ein, zum Beispiel, als er jüngst die Teilautonomie des indischen Teils von Kaschmir auflöste.

Indien hat offiziell bisher fünf bestätigte Fälle und zehn Tote.

Nun kommt ihm seine forsche Art zugute. Viele Inder unterstützen den Entscheid. Wenn die Zahlen tatsächlich stimmen, dann ist sein Vorgehen beispiellos. Indien hat offiziell bisher fünf bestätigte Fälle und zehn Tote.

Bisher hat die Regierung den Standpunkt vertreten, es gebe keine grösseren Infektionsherde. Stimmt das?

Das ist die grosse Frage. Die Regierung geht noch immer davon aus, dass es zu keinen inländischen Infektionen gekommen ist, dass sich nur angesteckt hat, wer kürzlich im Ausland war. Indien testet auch nur diese Menschen.

In Indien hat man bisher nur 15’000 Menschen auf Covid-19 getestet. Bei 1.3 Milliarden Menschen ist das sehr wenig.

So sind auch die Fallzahlen relativ klein, weil eben relativ wenig getestet wird. In Indien hat man bisher nur 15’000 Menschen auf Covid-19 getestet. Bei 1.3 Milliarden Menschen ist das sehr wenig. Es gibt allerdings auch Prognosen, nach denen die Zahl der Infizierten rasant ansteigen könnte. Laut diesen Berechnungen könnten in Indien bis zu 300 Millionen Menschen infiziert werden. Das wären so viel wie die gesamte Bevölkerung von Nordamerika.

Kann eine Ausgangssperre für 1.3 Milliarden Menschen überhaupt funktionieren?

Ja, sie funktioniert. Die Leute zeigen sich unglaublich diszipliniert und bleiben zu Hause. Das hängt auch mit der Person des Premierministers zusammen, wie man letzten Sonntag gesehen hat, als er die Bevölkerung aufrief, freiwillig zu Hause zu bleiben. Da waren die Strassen wie leer gefegt in Mumbai.

Konsequenzen hat die Ausgangssperre für die Millionen von Arbeitern im informellen Sektor.

Mumbai ist eine 20-Millionen-Einwohner-Stadt. Alle haben sich darangehalten. Da spielt das nationalistische Narrativ der Regierung eine Rolle. Denn es gibt bereits Fälle, da wurden Menschen als Feinde der Nation beschimpft, als sie trotzdem rausgingen. Das giesst Öl ins Feuer der ohnehin schon hitzigen Debatte um Nationalismus in Indien.

Und was hat das für Auswirkungen auf die Wirtschaft?

Das ist noch nicht absehbar. Bisher gibt es noch keine konkreten Wirtschaftspakete, diese wurden bisher nur in Aussicht gestellt.

Die Arbeiter stecken in den relativ teuren indischen Städten fest.

Konsequenzen hat die Ausgangssperre aber für die Millionen von Arbeitern im informellen Sektor Sie haben keinen Arbeitsvertrag, sondern erhalten ihren Lohn am Abend bar auf die Hand. Das sind Menschen, die keine Reserven haben. Städte wie Mumbai oder Delhi sind für Menschen ohne Einkommen schlicht zu teuer. Doch die Zugverbindungen in andere Bundesstaaten wurden gestrichen. Nun stecken sie in den relativ teuren indischen Städten fest.

Das Gespräch führte Salvador Atasoy.

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Coronavirus: Der aktuelle Stand international
Aus Tagesschau vom 23.03.2020.
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SRF 4 News, 25.03.2020; 06:40 Uhr;

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