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International Kenia: Wenn der Pausenplatz gestohlen wird

In der kenianischen Hauptstadt Nairobi entdeckten die Schüler der Langata-Grundschule am Montag, dass ihr Pausenplatz verschwunden war. Er war abgeriegelt, weil er an einen Privaten verkauft worden war.

Hässliche Szenen gestern in Nairobi auf dem Schulweg an der Langata Road: Polizisten mit Knüppeln und scharfen Hunden feuern Tränengas auf einen Pausenhof. In gelben Nebelschwaden schreien Dutzende Kinder und suchen weinend irgendwo Zuflucht.

Grundstück illegal verkauft

Nach einem zweiwöchigen Lehrerstreik war gestern der erste Schultag für Kenias Kinder. Die 400 Schülerinnen und Schüler der Langata Road Primary School erlebten dabei eine böse Überraschung: Ihr Pausenplatz und das Fussballfeld wurden während den Weihnachtsferien gestohlen.

Beide wurden eingezäunt und durch eine hohe Mauer von der Schule abgetrennt. Ein in Kenia typischer Fall von Landraub. Ein einflussreicher Kenianer liess sich das Grundstück offenbar von einem korrupten Beamten auf dem Grundbuchamt bereits vor Jahren überschreiben.

Tränengas gegen Schulkinder

Doch das lassen sich die Schüler nicht gefallen: Zusammen mit ihren Eltern und Lehrkräften protestieren sie und beginnen die Mauer einzureissen. Die Polizei kommt mit einer Spezialeinheit – nicht um ihnen zu helfen, sondern um das vermeintliche Eigentum zu schützen. Zwei Stunden dauert das Wüten, dann beruhigt sich die Situation. Die Polizei zieht sich zurück.

Erzürnte Eltern und Journalisten umringen den Einsatzleiter. Was fällt der Polizei ein mit Tränengas auf Kinder zu schiessen? «Wir haben keine Tränengas-Petarden auf Kinder geschossen, nur auf Demonstranten. Ist es wahr das Kinder verletzt sind? Ich weiss nichts von verletzten Kindern! Hört, wenn jemand versucht eine Mauer zu einem fremden Grundstück einzureissen, muss er damit rechnen, verletzt zu werden.»

Hilflos schaut er in die Runde, wendet sich dann ab und marschiert davon. Viele unbeantwortete Fragen bleiben zurück. Eine mögliche Antwort hat der achtjährige Boniface. Er sitzt mit geröteten Augen und zerknitterter Schuluniform auf dem zurückeroberten Pausenplatz: «Diese Räuber haben nicht das Recht uns den Pausenplatz zu stehlen. Aber es ist auch nicht recht, wenn Polizisten mit Tränengas auf Kinder schiessen. Vielen Kindern hat das weh getan und viele mussten weinen», sagt er.

Landraub gehört zum Alltag in Kenia

Ein solch unverhältnismässiges Vorgehen der Polizei auf einem Schulhof ist selbst in Kenia einzigartig. Landraub dagegen gehört zum Alltag. Der Präsident der Nationalen Landkommission musste heute am staatlichen Fernsehen zugeben, dass in den vergangenen Jahren bei unzähligen Schulen, Spitälern, Universitäten und anderen öffentlichen Institutionen auf ähnliche Weise Land geraubt wurde.

Land zu stehlen ist gewissermassen Teil der politischen DNA der Regierung. Jomo Kenyatta der erste Präsident nach der Unabhängigkeit Kenias und Vater des heutigen Präsidenten Uhuru Kenyatta hat vor 50 Jahren für die Seinen exemplarisch vorgesorgt. Die Familie Kenyatta ist heute die grösste Landbesitzern in Kenia. Ihre Ländereien entsprechen der Fläche des Kantons St.Gallen. Alles legal gekauft, sagt der Präsident. Doch für die Opposition ist klar: Alles gestohlen.

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