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Nawalny ist in Lagerhaft erkrankt
Aus SRF 4 News aktuell vom 06.04.2021. Bild: Reuters
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Krank im russischen Straflager «Nawalny hat mehr als zehn Kilogramm an Körpergewicht verloren»

Der Gesundheitszustand des Kremlkritikers Alexej Nawalny im Straflager hat sich weiter verschlechtert: Nachdem er wegen mangelnder medizinischer Versorgung vor einigen Tagen in einen Hungerstreik getreten ist, klagt er jetzt auch über Fieber und Husten. Nawalny werfe für seine politischen Ziele sein Leben in die Waagschale, sagt SRF-Russlandkorrespondent David Nauer.

SRF News: Was weiss man über den aktuellen Gesundheitszustand von Alexej Nawalny?

David Nauer: Seine Rückenprobleme sind bekannt, zudem hat er in den letzten Wochen mehr als zehn Kilogramm an Körpergewicht verloren. Jetzt leidet er auch unter Fieber und Husten. Per Instagram-Nachricht teilte er am Sonntag mit, dass drei seiner Mithäftlinge an Tuberkulose erkrankt seien.

Auch beschwerte sich Nawalny über die schlechten sanitären Bedingungen sowie das fürchterliche Essen im Straflager. Es gebe nur Brei und Kartoffeln zu essen, schrieb Nawalny. Er selber befindet sich bekanntlich im Hungerstreik.

Befürchtet Nawalny, er könnte sich mit Tuberkulose angesteckt haben?

Diese Sorge tönt er im Instagram-Post tatsächlich an. Allerdings gibt sich Nawalny sogar in dieser Situation sarkastisch: Er schreibt, dass vielleicht sein Rücken besser werde, wenn er nun mit Tuberkulose angesteckt sei. Seit Wochen klagt er bekanntlich über starke Rückenschmerzen und Taubheit in einem Bein.

Wie gesichert sind die Angaben, welche über Nawalnys Instagram-Konto verbreitet werden?

Offenbar diktiert Nawalny die Nachrichten seinen Anwälten bei ihren Besuchen. Sie publizieren die Posts dann über Nawalnys Social-Media-Kanäle. Er lässt sich also auch in der Haft nicht zum Schweigen bringen und prangert die Missstände im Straflager an.

Nawalny lässt sich auch im Straflager nicht zum Schweigen bringen.

Erhält Nawalny die nötige medizinische Hilfe im Gefängnis?

Laut eigenen Angaben nicht – deshalb ist er auch in den Hungerstreik getreten. Er verlangt eine medizinische Untersuchung durch unabhängige Ärzte. Laut offiziellen Angaben wurde Nawalny immerhin in die Krankenstation gebracht, wo auch ein Coronatest gemacht worden sei.

Nawalny mit geschorenem Kopf steht in einem Schlafsaal – Betten ohne Matratzen – vor fünf Wärtern in Uniform.
Legende: Nawalny (oben, Mitte) im Straflager. Aufnahme aus einem russischen TV-Bericht. Reuters

Wieso setzt Nawalny den Hungerstreik trotz der gesundheitlichen Probleme fort?

Er schildert das Straflager als Ort der absoluten Rechtlosigkeit, da bleibe ihm als einziges Druckmittel bloss der Hungerstreik. Dass er ein Mann von eiserner Entschlossenheit ist, hat er bewiesen – und das zeigt er jetzt ebenso beim Hungerstreik. Auch wenn ihn das letztlich das Leben kosten könnte.

Nawalny ist ein Mann eiserner Entschlossenheit – auch wenn ihn das letztlich das Leben kosten könnte.

Wie geht der Kreml mit dem Fall Nawalny um?

Vordergründig ignoriert er ihn. Gleichzeitig muss die Staatsmacht irgendwie reagieren, denn die kritischen russischen Medien sind voll mit dem Thema Nawalny. Deshalb hat ein Team des staatlichen TV Nawalny kürzlich im Straflager besucht. Mit dabei war auch eine kremlnahe Menschenrechtlerin.

Der russische Propagandaapparat schiesst also aus allen Rohren.

Heraus kam ein TV-Bericht, der schilderte, wie toll, schön und komfortabel das Straflager sei – und was für ein fürchterlicher Simulant Nawalny doch sei. Der Propagandaapparat schiesst also aus allen Rohren.

Könnte die gesundheitliche Verschlechterung Nawalny am Ende gar helfen, weil so der öffentliche Druck auf Putin wächst?

Es nützt Nawalny, wenn er im Gespräch bleibt. Entsprechend führt er seinen politischen Kampf auch aus dem Gefängnis heraus – das ist todesmutig. Denn inzwischen muss man sich darum sorgen, ob er angesichts der zahlreichen medizinischen Probleme und der mangelhaften gesundheitlichen Versorgung die Lagerhaft überhaupt überlebt. Der Einsatz seines Kampfes ist extrem hoch – es ist sein Leben.

Das Gespräch führte Christine Scheidegger.

SRF 4 News, 06.04.2021, 06:20 Uhr;

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