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Umstrittener Lithium-Abbau in Südamerika
Aus Kassensturz vom 14.06.2022.
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Lithium für Auto-Batterien Umstrittener Lithium-Abbau in Südamerika

In Bolivien, Argentinien und Chile liegen wichtige Lithium-Bestände. Doch der Abbau bedroht die Ökosysteme.

Kleinbäuerin Blanca Cruz steht am Salar de Atacama, einem Salzsee in Nordchile, so gross wie das Tessin, in einer der trockensten Regionen der Welt. «Im Boden gibt es Süsswasser, aber wir können es nicht trinken», sagt Cruz. «Die Firmen dürfen es für die Lithium-Förderung nutzen. Damit sich der Rest der Welt weiterentwickelt. Und was ist mit uns?»

Der Salar de Atacama in Chile.
Legende: Der Salar de Atacama ist ein Salzsee in Chile. Karen Naundorf

Klar ist: Der Wassermangel hat mehrere Ursachen, darunter Klimawandel, Tourismus, Kupferbergbau. Aber: Der wasserintensive Lithiumabbau findet in direkter Nachbarschaft statt. Viele der Anwohner sind nicht grundsätzlich gegen den Bergbau. Doch sie fordern mehr Respekt – für Menschen und Umwelt.

Grösste Lithium-Reserven liegen in Südamerika

Derzeit ist Australien Lithium-Produzent Nummer eins, dort wird das Mineral aus Felsen gewonnen. Doch die weltweit grössten Reserven liegen im Dreieck Bolivien, Argentinien und Chile. Zur Lithiumgewinnung wird dort Salzlake hochgepumpt, dabei verdunsten die Wasseranteile in offenen Becken.

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Juana Castro, Kleinbäurin: «Es ist alles verunreinigt, die Umweltverschmutzung hier kommt vom Salzsee.»
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In Chile wird bereits im grossen Stil gefördert, die Nachbarländer stehen in den Startlöchern. Deutsche Automobil-Konzerne lassen Nachhaltigkeitsstudien erstellen, Elon Musk sendete schon Emissäre in die Region.

«20'000 Liter Wasser für eine Autobatterie»

Doch: Es fehle an unabhängigen Studien, sagt Francisco Mondaca, der Umweltbeauftragte eines Zusammenschlusses von indigenen Gemeinden in der Atacama-Region: «Für eine durchschnittliche Autobatterie gehen wir von etwa 20’000 Litern Wasser aus, das verdunstet. Das ist nicht grün.»

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Francisco Mondaca, Umweltingenieur: «Für Fahrzeugbatterien gehen wir von etwa 20.000 Litern Wasser aus, das verdunstet.»
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Die Sorge: Dass Abpumpen der Salzlake könnte den Grundwasserpegel beeinflussen. In der Kritik steht auch der Staat. Dieser kontrolliere nicht genug, Grenzwerte seien zu lasch. «Unternehmen sagen: Wir haben die Regeln eingehalten, nicht mehr Wasser entnommen als erlaubt. Aber für die Lagune oder die Mikroorganismen ist es zu viel.»

Lithiumbecken von SQM. Hier verdunsten die Wasseranteile der Salzlake.
Legende: Lithiumbecken von SQM. Hier verdunsten die Wasseranteile der Salzlake. Karen Naundorf

Konzerne weisen Kritik zurück

Der Lithiumproduzent SQM weist die Bedenken zurück. Man investiere in Forschung und schone Ressourcen. Der Plan bis 2030: Mehr Lithium fördern und zugleich den Wasserverbrauch halbieren. Die Energie für die Verdunstung liefere die Sonne, CO2-neutral. Das Unternehmen entnehme weniger Salzlake, als erlaubt und zusätzliches Süsswasser dort, wo man den Anwohnern kein Wasser wegnehme.

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Corrado Tore, Leiter Hydogeologie SQM: «Es gibt keine Belege für Umweltschäden. Das Unternehmen sagt nicht, dass es kein potenzielles Risiko gibt, das gibt es.»
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Konzern-Hydrogeologe Corrado Torre sagt: «Es gibt keine Belege für Umweltschäden. Das Unternehmen sagt nicht, dass es kein potenzielles Risiko gibt. Aber deshalb gibt es ein Monitoring-Netz mit einer ständigen Kontrolle des Wasserstands, der Salzlake-Vorkommen, von Fauna und Flora.»

Bringt neue Verfassung strengere Bestimmungen?

Ingenieurin Ingrid Garcés von der Universität Antofagasta gibt jedoch den Umweltschützern Recht: «Oft wird gesagt: Der CO2-Abdruck ist gering, das ist gut gegen den Klimawandel. Aber, was ist mit dem Wasserverbrauch?»

Ich bin nicht gegen die Industrie, aber wir brauchen ein grösseres Umweltbewusstsein.
Autor: Ingrid Garcés Ingenieurin, Universität Antofagasta

Der Staat müsse von Unternehmen Investitionen in Technologien einfordern, mit denen das Verdunstungswasser aufgefangen wird: «Ich bin nicht gegen die Industrie, aber wir brauchen ein grösseres Umweltbewusstsein.». Im September stimmt Chile über eine neue Verfassung ab. Diese soll «grüner» werden. Das bedeutet auch: Sie soll strengere Regeln für den Bergbau enthalten.

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Kassensturz, 14.06.22, 21:05 Uhr;

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