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International Mafiöser «Sklavenbasar» auf griechischen Erdbeerplantagen

Die Schüsse griechischer Vorarbeiter auf Saisonarbeiter aus Bangladesh haben Griechenland schockiert. Die Tat ist kein Einzelfall. Sie wirft ein Licht auf den wachsenden Rassismus und die Ausbeutung von Migranten in Griechenland.

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Journalistin Cornelia Jesse erklärt, was es heisst, in Griechenland Erntearbeiter zu sein. (Philippe Chappuis, 19.4.2013)
04:20 min
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Der Vorfall machte international Schlagzeilen: Drei griechische Vorarbeiter haben am Mittwoch auf eine Gruppe von rund 200 vorwiegend aus Bangladesh stammenden Arbeitern geschossen. Sie hatten protestiert, weil sie offenbar seit sechs Monaten keinen Lohn erhalten hatten. Die Schüsse trafen mehrere Arbeiter auf einer Erdbeerplantage in Manolada.

Der Vorfall wirft ein weiteres Mal Licht auf den anschwellenden Rassismus und die Ausbeutung von Migranten in Griechenland. 2008 war Manolada ein erstes Mal in die Schlagzeilen geraten. Arbeiter aus Asien und Osteuropa streikten vier Tage lang für bessere Arbeitsbedingungen und eine höhere Entlöhnung. 2009 banden Bauern zwei Männer aus Bangladesh, denen der Diebstahl von Schafen vorgeworfen wurde, an ihre Motorräder und schleiften sie durch den Ort.

Letztes Jahr klemmten zwei Einheimische einen aus Ägypten stammenden Arbeiter in der Türe ihres Wagens ein und schleiften ihn durch den Ort, bevor sie ihn bewusstlos auf die Strasse warfen. Auch diesem Fall soll ein Streit um die Nichtauszahlung von Löhnen vorangegangen sein. Die Täter wurden grösstenteils nicht oder gering bestraft.

Ausbeutung weit verbreitet

«Es gibt nicht nur einen Plantagenbesitzer in dieser Gegend, der ausländische Arbeitnehmer ausbeutet», sagt Natasa Panagiotora, Präsidentin eines regionalen Arbeiterzentrums. Das Ausmass systematischer Ausbeutung ist gross.

In einem Interview mit dem Radiosender «Vima» sprach Panagiotara von einem florierenden «Sklavenbasar» zwischen den offenbar mit den Behörden gut vernetzten Plantagenbesitzern. Denn: Notwendige Kontrollen blieben aus. «Offenbar aufgrund fehlender Kapazitäten der zuständigen Behörden», wie Panagiotara weiter sagt. Der örtliche Bürgermeister wertete den aktuellen Vorfall vor Medien als Einzelfall. Ausserdem stamme der hauptverantwortliche Täter gar nicht aus der Gegend.

Hinzu kommt offenbar eine ebenfalls mafiös anmutende Verschlossenheit gegenüber der Aussenwelt. «Keiner weiss genau, was in den Betrieben vor sich geht, da der Zutritt zu den Treibhäusern verweigert wird», sagt Arbeitszentrums-Präsidentin Panagiotara.

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