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«Es wären Milliarden-Investitionene nötig»
Aus SRF 4 News aktuell vom 10.01.2020.
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Massive Schadstoffbelastung «Nirgendwo erkranken so viele wegen Smog wie in Norditalien»

Im Norden Italiens herrscht dicke Luft. Von der Po-Ebene bis in die Toskana liegt Smog. Dieser ist so schlimm, dass einzelne Gemeinden bereits Fahrverbote erlassen haben. SRF-Italien-Korrespondent Franco Battel berichtet.

Franco Battel

Franco Battel

Italienkorrespondent

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Franco Battel ist seit 2024 wieder Italienkorrespondent bei Radio SRF. Zuvor war er Auslandredaktor. Bereits von 2015 bis 2021 berichtete Battel als Korrespondent für Italien und den Vatikan aus Rom. Zuvor war er als Auslandredaktor für Mexiko, Zentralamerika, Kuba und Liechtenstein verantwortlich.

SRF News: Wie schlimm ist der Smog in Norditalien?

Franco Battel: Die Lage ist so extrem, dass die Behörden breitflächig eingreifen müssen. Allerdings kommt dies mindestens ein- bis zweimal pro Jahr vor, vor allem in Norditalien.

Experten gehen davon aus, dass die regelmässige, hohe Schadstoffbelastung in der Po-Ebene die Lebenserwartung vieler Personen verkürzt.

Die Ursachen dafür sind vielfältig. Einerseits ist die Po-Ebene ein auf drei Seiten abgeschlossener, riesiger Kessel, in dem die Luft bei gewissen Wetterlagen wochenlang liegen bleibt. Weiter hat es in der Po-Ebene sehr viel Industrie und Privatverkehr. Es gibt noch zu viele veraltete Autos und Heizungen und zu wenig öffentlicher Verkehr.

Was sind die Folgen für die Bevölkerung?

Dazu gibt es diverse Studien, die alle äusserst alarmierend sind. Nirgendwo in der EU werden so viele Leute wegen Smog krank oder sterben gar frühzeitig wie in Norditalien. Die Beweisführung, dass jemand tatsächlich an Smog erkrankt oder gar gestorben ist, ist aber schwierig und es fehlen konkrete Zahlen. Experten gehen trotzdem davon aus, dass die regelmässige, hohe Schadstoffbelastung in der Po-Ebene die Lebenserwartung vieler Personen verkürzt.

Was unternimmt die Politik gegen diesen Smog?

Die Behörden reagieren zuerst mit Symptombekämpfung. Sie verfügen zum Beispiel, dass gewisse veraltete Fahrzeuge nicht mehr fahren dürfen oder dass gewisse Heizungen abgestellt werden müssen, zum Beispiel Holzheizungen. Nicht nur die Städte sind vom Smog betroffen, sondern auch ländliche Gebiete. Dort heizen viele Leute mit Holz. Oder die Behörden verfügen, dass in gewissen öffentlichen Gebäuden weniger geheizt wird, dass dort also die Temperatur heruntergeschraubt wird.

Was bringen diese Massnahmen?

Nicht viel. Sie führen nur dazu, dass die Schadstoffbelastung nicht noch weiter ansteigt. Tatsächliche Entlastung bringt nur ein Wetterumschwung, wenn heftiger Regen oder heftige Winde die Luft der Po-Ebene austauschen.

Beim Sorgenbarometer der Italienerinnen und Italiener stehen Umweltthemen nicht an erster Stelle.

Sorgt das für Verärgerung bei den Leuten?

Kurzfristig führt das schon zu Verärgerung. Aber die verfliegt relativ schnell. Beim Sorgenbarometer der Italienerinnen und Italiener stehen Umweltthemen nicht an erster Stelle. Die ganz grossen Sorgen drehen sich oft um die Arbeit, um den Lohn und um die Renten. Auch die Wahlergebnisse zeigen, dass die Parteien, die mehr Umweltschutz fordern, eher weniger gewählt werden. Die grüne Partei ist hier nur eine kleine Splitterpartei. Jene Parteien, die zum Beispiel das Bürgergeld oder ein tieferes Rentenalter versprochen haben, haben mehr Zuspruch.

Braucht es einen langfristigen Plan, wie der Smog reduziert werden kann?

Sicher, das wäre nötig – nur ist es schwierig und auch sehr teuer. Italien müsste massiv in den öffentlichen Verkehr investieren, um beispielsweise die vielen Autofahrerinnen und Autofahrer zum Umsteigen zu bewegen oder auch die Heizungen zu erneuern. Es wäre nötig, das Umsteigen auf neue Technologie mit Steuervergünstigungen zu unterstützen. Es wären Milliarden-Investitionen nötig.

Es gibt gewisse Anreize, neue Autos zu kaufen und die Heizungen zu erneuern. Aber unter dem Strich wird viel zu wenig getan. Das zeigt sich bei einer solchen Smog-Lage ganz eindrücklich. Innerhalb weniger Tage überschreitet die Schadstoffbelastung jeweils die Grenzwerte massiv.

Das Gespräch führte Noemi Ackermann.

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