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International Mit Cricket zum Frieden – und zur Macht

Die Beziehungen zwischen Indien und Pakistan sind frostig. Der Sport kann Abhilfe schaffen. Das will Cricket-Star Imran Khan politisch nutzen. Seine Ambitionen liegen hoch – zu hoch?

Vier Jahre ist es her seit den Terroranschlägen von Mumbai. Damals starben in der indischen Wirtschaftsmetropole 174 Menschen. Wer für den Terrorakt verantwortlich ist, konnte bisher nicht zweifelsfrei geklärt werden. Als Drahtzieher der Anschläge machte die indische Regierung jedoch pakistanische Terroristen aus. Seitdem liegen die politischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern auf Eis.

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Das Cricketspiel als Versöhnungszeichen (Karin Wenger)
aus HeuteMorgen vom 28.12.2012.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 9 Sekunden.

Auch auf sportlicher Ebene wurde die Notbremse gezogen. Indien und Pakistan haben seither keine Cricket Test Series mehr gegeneinander gespielt. Doch das hat sich über Weihnachten geändert. Sportlich ist das Duell zwischen den beiden Rivalen ein Klassiker. Und auch politisch birgt es Brisanz – aber auch Hoffnungen.

Cricket – die Religion

In einer Region, in der Cricket einen Religionsstatus geniesst und Spieler vergöttert werden, kann die sogenannte Cricket-Diplomatie einen Weg aus politischen Sackgassen weisen. Bei allen Unterschiedlichkeiten beruft man sich dabei auf das, was beide Nationen verbindet: die Liebe zum Sport. So besuchte der pakistanische Präsident Pervez Musharraf 2005 ein Spiel in Indien und traf dort Ministerpräsident Manmohan Singh.

Indiens Ministerpräsident Manmohan Singh und der pakistanische Präsident Pervez Musharraf
Legende: Eisbrecher Cricket: Indiens Ministerpräsident Manmohan Singh und der pakistanische Präsident Pervez Musharraf 2005. Reuters

Pakistans grösster Cricket-Star Imran Khan, will den Sport politisch nutzen. Der 60-jährige Nationalheld gilt als einer der besten Spieler seiner Zunft. Er errang 1992 mit der pakistanischen Nationalmannschaft den vollkommen ausser Reichweite scheinenden Weltmeistertitel. Seitdem ist er unsterblich. Und das muss Khan auch sein, um in der von Feudalherren und Militärdiktatoren geprägten pakistanischen Politlandschaft zu bestehen.

Magere Ausbeute

Khan selbst hegt keinen Zweifel daran, bei der Wahl 2013 als Pakistans neuer Premierminister gekürt zu werden. Dabei blickt er auf einen eher düsteren politischen Leistungsausweis zurück: 1996 gründete Khan seine Partei «Pakistanische Bewegung für Gerechtigkeit» (PTI). Seitdem dümpelt die Bewegung im politischen Niemandsland. Nur einen Sitz konnte die PTI bisher im Parlament gewinnen. Auch wenn Analysten dem Sportidol nur geringe Chancen bei der anstehenden Parlamentswahl nachsagen, könnte nun alles anders werden.

Denn was Khan verspricht, kommt gut an. Er will die Korruption bekämpfen. Eine Herkulesaufgabe, rangiert Pakistan doch auf Rang 139 des insgesamt 176 Länder und Territorien umfassenden Korruptionsindex von Transparency International. Er will die US-Drohenangriffe beenden, mit denen die Vereinigten Staaten im Kampf gegen den Terrorismus auch auf pakistanischem Gebiet vorgehen. Und er will die alten, verkrusteten Strukturen in der Politik aufbrechen. Kurz: Er will den Wandel.

Ex-Cricket-Star Imran Khan bei einer Wahlkampfveranstaltung.
Legende: Massenmagnet: Ex-Cricket-Star Imran Khan bei einer Wahlkampfveranstaltung. Reuters

Und den will auch die junge Generation. «Tausende und abertausende junger Männer feierten Khan frenetisch. Bis zu zwanzig von ihnen hängten sich an sein Auto», sagt Karin Wenger, Radio SRF-Korrespondentin in Südasien. Sie begleitete Khan auf einer Tour von Wahlkampfveranstaltungen durch ländliche Regionen.

Erzfeind Indien als Vorbild

Die Jungen könnten den Wandel bringen, wenn sie denn wählen gehen nächstes Jahr. Dass sie dies auch tun, dafür will Khan freilich sorgen. Er verspricht den Menschen Strom und Subventionen – und nennt Indien als Positivbeispiel. «Unter Khan würde es zu einer weiteren Annäherung kommen», sagt Wenger. Sie sagt aber auch, was in Pakistan ein offenes Geheimnis ist: Die Aussenpolitik wird vom Militär bestimmt.

«Es wird aber gemunkelt, dass das Militär Khan unterstützt», sagt Wenger. Mit der jungen Landbevölkerung und dem Militär an seiner Seite könnte Khan – wie schon 1992 bei der Cricket Weltmeisterschaft – einen scheinbar unerreichbaren Sieg dennoch erringen. Und sich selbst gleich zweimal unsterblich machen.

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