Im NSU-Prozess hat nach Beate Zschäpe nun auch der mutmassliche deutsche Terrorhelfer Ralf Wohlleben sein Schweigen gebrochen. Vor dem Münchner Oberlandesgericht verlas er am Mittwoch eine Aussage. Im Gegensatz zu Zschäpe sprach er selbst.
Will von nichts gewusst haben
Wohlleben erklärt, er habe von der Gewaltbereitschaft seiner damaligen Freunde Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt nichts gewusst. Das Verhalten der beiden habe keinen Anlass gegeben, zu vermuten, dass sie mal schwere Straftaten begehen würden, sagte Wohlleben.
Er räumte aber ein, nach dem Untertauchen des NSU-Trios – Böhnhardt, Mundlos und Beate Zschäpe – Kontakt zu den dreien gehabt zu haben. Es sei zu mehreren Telefonaten gekommen. In einer Wohnung in Chemnitz habe er sie dann zum ersten Mal wiedergetroffen. Später sei es zu weiteren Treffen gekommen.
Persönlicher Werdegang
Nach Mauerfall und Wiedervereinigung habe er versucht, mit den neuen Verhältnissen zurechtzukommen. «Da ich schon immer einen grossen Nationalstolz verspürte, der integraler Bestandteil der DDR-Erziehung war, sah ich keinen Grund, den abzulegen», erklärte er. In den Folgejahren habe er zunehmend rechte Veranstaltungen, Konzerte, Stammtische und Demonstrationen besucht.
Dann trat Wohlleben nach eigener Aussage in die NPD ein – wobei ihm Tino Brandt einen Mitgliedsantrag unter die Nase gehalten habe. Brandt war ein Anführer in der rechtsextremen Szene in Thüringen und zugleich gut bezahlter V-Mann des Thüringer Verfassungsschutzes.
Die Hauptangeklagte Zschäpe hatte am Mittwoch vergangener Woche ihr jahrelanges Schweigen gebrochen und eine lange Aussage verlesen lassen. Darin bestritt sie jede Beteiligung an den zehn Morden und zwei Sprengstoffanschlägen des NSU und schob die Schuld allein ihren toten Freunden Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos zu.