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International Österreich diskutiert kontrovers über Rolle in NS-Zeit

Opfer oder nicht? Der «Anschluss» Österreichs an Nazi-Deutschland wird – auch 75 Jahre danach – unterschiedlich diskutiert. Eine neue Studie zeigt nun Erschreckendes: Adolf Hitler erfreut sich in Österreich noch immer grosser Sympathien.

Am 12. März 1938 um 5.30 Uhr schreiten Hitlers Truppen bei Passau und Schärding die Grenze zu Österreich. Militärischen Widerstand gibt es nicht. Noch am 12. März erreicht die Panzerspitzen St. Pölten, in der Nacht auf den 13. März Wien.

Hitler propagiert indessen in der Stadt Linz den «Anschluss»: Am 15. März hält der Führer die Rede am Heldenplatz in Wien, bei der er vom Balkon der Neuen Hofburg aus den «Eintritt meiner Heimat in das Deutsche Reich» verkündet. In einer von der NS-Propaganda vorbereiteten Volksabstimmung am 10. April stimmen schliesslich 99,75 Prozent der Österreicher für den Anschluss. Unmittelbar danach beginnt der Terror gegen Juden und Andersdenkende.

Streit über Rolle in Nazi-Zeit

Warum wehrten sich die Österreicher nicht gegen den Einmarsch der Nationalsozialisten? «Man muss natürlich sehen, dass Österreich damals in einer sehr schwierigen wirtschaftlichen Position und die Arbeitslosigkeit sehr hoch war», sagt der Historiker Hans Petschar gegenüber SRF.

Die Leute erwarteten eine Verbesserung der Situation, obwohl sie damals schon wussten, was der Nationalsozialismus ist, betont Petschar. Zudem wurden sie mit Propagandamaterial der Nationalsozialisten überhäuft.

Auch 75 Jahre nach dem Anschluss des Alpenlandes streiten sich die Österreicher über die historische Wahrheit. Opfer, Täter oder beides? Lange Zeit sahen sich die Österreicher in der Opferrolle.

Audio
Österreichs Umgang mit dem «Anschluss» (Gespräch mit dem Historiker Hans Petschar)
aus HeuteMorgen vom 12.03.2013.
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 9 Sekunden.

Für Historiker Petschar ist die Geschichtsdeutung jedoch einem deutlich differenzierteren Umgang gewichen. «Österreich hat sich auch lange nach der Befreiung 1945 nicht von dem geistigen, noch ökonomischem noch kulturellem Schock erholt», sagt er. Den ungeheuren Verlust von geistigem, kreativen und ökonomischen Potenzial durch die Vertreibung und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung habe man bis heute nicht überwunden.

«Unter Hitler war nicht alles schlecht»

Ein ganz anderes Bild – ein erschreckendes – zeichnet jedoch eine repräsentative Studie des Linzer Market-Instituts, bei dem 502 Wahlberechtigte befragt wurden. Zum 75. Jahrestag des «Anschlusses» wollte die Zeitung  «Der Standard» (Ausgabe vom 9./ 10. März) herausfinden, wie verbreitet nationalsozialistisches Gedankengut in Österreich noch ist.

Der Umfrage zufolge sind 42 Prozent der Österreicher der Meinung «unter Hitler war nicht alles schlecht». Immerhin 57 Prozent vertreten die Gegenthese: «Es gab an der Hitler-Zeit keine guten Aspekte.» Für 53 Prozent geschah der Beitritt Österreichs freiwillig. Und 46 Prozent sind der Meinung, dass Österreich Opfer der deutschen Expansionspolitik gewesen sei.

Ausserdem glauben 54 Prozent der Befragten, dass eine völkischen Ideologie bei Wahlen eine Chance hätte. 61 Prozent wollen gerne einen «starken Mann» an der Spitze des Landes.

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