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International Ruanda gedenkt des Genozids von 1994

Die Weltgemeinschaft versammelt sich heute Montag in Ruandas Hauptstadt Kigali und hält inne. Vor 20 Jahren wurden im Land der 1000 Hügel mindestens 800'000 Menschen ermordet. Die ethnische Mehrheit der Hutus machte Jagd auf den Stamm der Tutsi. Es war der gewaltigste Genozid in Afrika.

Vor 20 Jahren unterbrach Radio Ruanda sein Programm und vermeldete den Tod des Staatspräsidenten. Das Flugzeug von Juvenal Habyarimana wurde im Landeanflug auf die Hauptstadt Kigali von zwei Raketen getroffen. Es wurde Staatstrauer ausgerufen und Radio Ruanda spielte die 7. Sinfonie von Anton Bruckner.

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«Die Hutus und Tutsis leben in Ruanda heute friedlich nebeneinander»
aus SRF 4 News aktuell vom 07.04.2014.
abspielen. Laufzeit 7 Minuten 21 Sekunden.

Doch die verordnete Trauer wandelte sich in Wut. Die ethnische Mehrheit der Hutus machte die Tutsis für den Anschlag verantwortlich. Er wurde zum Auslöser für einen der grausamsten Völkermorde in der Geschichte.

Innerhalb von Stunden habe sich das Land in ein Blutbad verwandelt, erzählt der Ruander Jean Damascène Gasanabo: «Sie haben alle getötet. Die Ruander haben ihre eigenen Brüder, Schwestern und ihre Nachbarn umgebracht. Sie haben alles zerstört. Die Häuser niedergebrannt, die Banken ausgeraubt, alles gestohlen. Alles war kaputt: die Schulen, die Spitäler. Am Ende gab es nichts mehr.»

Radio «Milles Collines» hetzte gezielt gegen Tutsis

Das grosse Morden brach nicht überraschend aus. Es wurde während Monaten wohl organisiert. Zwischen Popmusik und Folklore hat das ruandische Radio «Milles Collines» gezielt zur Jagd auf die Tutsis aufgerufen: «Tötet die Kakerlaken, die Gräber sind noch nicht voll», verkündete der Radiosprecher. Die Tutsis hätten vor der Unabhängigkeit mit dem Kolonialisten kollaboriert und den Hutus das Land weggenommen.

Mit Macheten und Messern wurden in der Folge dieser Propaganda die Tutsis im ganzen Land systematisch niedergemetzelt. 100 Tage dauerte dieser Albtraum. Mindestens 800'000 Menschen wurden in dieser Zeit ermordet. Sie hinterliessen 300'000 Waisen.

«Der Schädel meiner Schwester lag bei der Nachbarin»

Einer davon war Jean Damascène Gasanabo. Als das Töten begann, war er zufälligerweise im Ausland. Nach dem Genozid kehrte er zurück und machte sich auf die Suche nach seiner Familie. «Was von meinem Vater übrigblieb, fand ich in einer Latrine eines Nachbarhauses. Man hat seine Leiche dort reingeworfen», erzählt er.

Botschafter ausgeladen

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Frankreichs Botschafter in Ruanda darf nicht an der offiziellen Gedenkveranstaltung zum Genozid teilnehmen. Ihm sei die Akkreditierung für die Zeremonie in der ruandischen Hauptstadt Kigali entzogen worden. Das meldet die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Diplomatenkreise.

«Den Schädel meiner Schwester fand ich bei einer Nachbarin zwischen den Bananenstauden. Zufälligerweise.» Gasanabo ging bei der Nachbarin vorbei und fragte, ob sie wisse, wo seine Schwester sei. Die Nachbarin habe ihm gesagt, wo die Schwester vergraben liege. Als er sich wunderte, weshalb sie das wisse, habe die Nachbarin geantwortet: «Mein Mann hat sie getötet.»

Die Wunden Ruandas sind noch nicht geheilt

20 Jahre ist es her, seit Gasanabo den Schädel seiner Schwester fand. Heute ist er Direktor der Nationalen Versöhnungskommission. Er half mit, Ruanda wieder aufzubauen. Das Land gilt heute als das sicherste und sauberste auf dem Kontinent. Ruanda ist aufgeräumt – aber noch lange nicht geheilt.

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