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Streit bei den Genossen Das grösste Problem der SPD ist die SPD

Nach dem miserablen Wahlergebnis gehen in der SPD die Streitereien los. Eine Analyse.

Positiv gesagt: Deutschland ist ein sehr diskussionsfreudiges Land. Negativ gesagt: In diesen Tagen gibt es so viele Analysen und Ratschläge wie gedruckte Buchstaben und gesprochene Silben in den Medien. Vor allem an die Adresse der Wahlverliererin SPD.

Nun hat sich aber auch der frühere SPD-Chef Franz Müntefering geäussert, ein Mann, dessen Wort Gewicht hat. Legendär sein Satz «Opposition ist Mist» und nur Papst sein sei schöner als SPD-Parteivorsitzender. Müntefering äusserte Skepsis darüber, dass die frühere Arbeitsministerin Andrea Nahles die Fraktion führen soll und Martin Schulz Parteivorsitzender bleiben will. «Zwei Oppositionszentralen funktionieren nur bedingt», sagt er.

Kanzlerin oder Hausfrau

Müntefering spricht aus Erfahrung. 2004 gab Bundeskanzler Gerhard Schröder den Parteivorsitz an Franz Müntefering ab, ein Jahr später war die SPD nicht mehr im Kanzleramt. Müntefering sah es im Nachhinein als Fehler an, dass sich Schröder ganz aufs Regieren und die hoch umstrittene Agenda 2010 konzentriert hatte und den Kontakt und das Gespräch mit der Partei nicht mehr führte.

Schulz hat im Wahlkampf gezeigt, dass er nicht das Gebiss eines Schröders hat.
Autor: Peter Voegeli Deutschland-Korrespondent Radio SRF

Nun kann man aus der Geschichte lernen, aber die Geschichte wiederholt sich nicht. Schulz könnte der Mann sein, der der SPD ein gewisses Heimatgefühl gibt. Gegenseitiger Respekt war ein Lieblingswort von Schulz im Wahlkampf. Aber Schulz hat im Wahlkampf auch gezeigt, dass er nicht das Gebiss eines Schröders hat, der sich in seinem Willen nach Macht wie ein Kampfhund in seine politischen Gegner verbissen hat.

Die SPD braucht zwei Dinge: Willen zur Macht und Konstanz.
Autor: Peter Voegeli SRF-Deutschland-Korrespondent

Die neue Fraktionsvorsitzende und bisherige Arbeitsministerin Nahles hingegen hat diesen Willen. Sie wolle Kanzlerin oder Hausfrau werden, hatte sie mit 19 in einer Schülerzeitung zu Protokoll gegeben.

Wie lange bleibt Schulz?

Das Duo Schulz-Nahles kann funktionieren. Auch das Duo Schröder-Lafontaine hat für die Dauer des siegreichen Wahlkampfs 1998 funktioniert, obwohl die zwei unterschiedlicher nicht sein konnten. Die SPD braucht zwei Dinge: Willen zur Macht und Konstanz. Der Lieblingskanzler der Sozialdemokraten, Willy Brandt, brauchte drei Anläufe ins Kanzleramt.

Nun sind die Zeiten heute zwar viel schnelllebiger, aber die SPD muss ihre Vorsitzenden nicht schneller wechseln als andere Leute ihr Auto. Doch es könnte gut sein, dass Schulz bei einer Wahlniederlage der SPD in Niedersachsen in zwei Wochen entmachtet wird. Das grösste Problem der SPD ist die SPD selbst. Der Spruch, «wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde» trifft besonders auf die Genossen zu.

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