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International Südkorea befürchtet das Schlimmste

Einen Tag nach dem Untergang der Fähre vor der Küste Südkoreas haben Rettungsteams die Suche nach den fast 300 Vermissten fortgesetzt. Sie müssen sich darauf einstellen, viele Leichen zu bergen.

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Schwierige Bedingungen bei der Bergung der Unglücksfähre in Südkorea
aus SRF 4 News aktuell vom 17.04.2014.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 35 Sekunden.

Rettungsmannschaften haben einen Tag nach dem Untergang einer Fähre vor der Küste Südkoreas die Suche nach Todesopfern oder gar Überlebenden fortgesetzt.

Wie das südkoreanische Fernsehen berichtete, tauchten erneut Spezialeinheiten der Marine zum Schiffswrack. Einige sollen schon in erste Räume eingedrungen sein. Die starke Strömung und die schlechte Sicht unter Wasser erschweren allerdings die Bergungsarbeiten.

Die Zahl der bestätigten Todesopfer der Katastrophe stieg unterdessen auf neun. In der Nacht zum Donnerstag seien die Leichen von zwei Frauen geborgen worden, berichtete der Radiosender KBS. Laut Informationen des Journalisten Malte Kollenberg in Seoul sollen zwei Kräne unterwegs zum Unglücksort sein. «Damit soll das Boot geborgen werden.»

Wenig Hoffnung für Eingeschlossene

179 Insassen des gesunkenen Fährschiffes seien gerettet worden, meldete die Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf die Küstenwache. 287 der ursprünglich 475 Menschen an Bord werden noch vermisst. «Viele von ihnen sind wahrscheinlich tot», befürchtet Kollenberg aufgrund der Schilderungen von Überlebenden, wonach das Schiff rasch mit Wasser vollgelaufen sei.

Auch Cho Yang Bok von den Rettungskräften sagte dem südkoreanischen Fernsehsender YTN, es gebe nur wenig Hoffnung, dass im Inneren des gesunkenen Schiffes eingeschlossene Menschen überlebt haben könnten.

Die Wassertemperatur beträgt in dem Gebiet etwa 12 Grad Celsius. Experten zufolge führt diese Temperatur nach gut zwei Stunden zum Tod durch Unterkühlung.

Eltern immer verzweifelter

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Präsidentin Park Geun Hye hat sich vor Ort ein Bild gemacht. Angesichts des kalten Wassers sei «jede Minute kritisch, falls es Überlebende gibt», sagte sie. Verzweifelte Eltern werfen der Regierung schlechtes Krisenmanagement vor. Einige suchten selbst nach Überlebenden.

Keine Schweizer auf dem Schiff

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Das Eidg. Departement für Auswärtiges hat keine Anhaltspunkte, dass sich Schweizer an Bord der Fähre befanden.

Unglücksursache noch unklar

Die Fähre war am Mittwoch aus noch ungeklärten Gründen gesunken. Überlebende berichteten, die Crew habe zunächst Anweisung gegeben, in den Kabinen oder auf den Sitzen zu bleiben. Als die Fähre auf die Seite gekippt sei, sei Panik ausgebrochen.

Experten vermuteten, dass das Schiff auf einen Felsen gelaufen sei. Dafür sprechen die Aussagen mehrerer Passagiere. Sie bemerkten einen Schlag, bevor das Schiff stoppte.

Dagegen spricht allerdings die Aussage eines Crewmitglieds. Laut ihm gibt es im Unglücksgebiet kein Riff und keine gefährlichen Klippen. Grund des Katastrophe sei vermutlich eine Fehlfunktion der Fähre.

Ermittler schlossen inzwischen aber auch ein abruptes Wendemanöver als Ursache nicht aus. Dabei könnte Ladung gekippt und das Schiff instabil geworden sein.

Fähre in Japan vom Stapel gelaufen

Die «Sewol» war am Dienstag vom Hafen Incheon 30 Kilometer westlich von Seoul ausgelaufen. Die Fähre ist für rund 900 Menschen zugelassen. Sie konnte zudem 180 Fahrzeuge und 152 Container transportieren. Sie wurde 1994 in Japan gebaut.

Chronologie: Fährunglücke mit vielen Toten

August 2013:Eine Fähre mit etwa 870 Passagieren an Bord stösst in der philippinischen Provinz Cebu mit einem Frachter zusammen und sinkt. Mindestens 55 Menschen kommen ums Leben, 65 werden vermisst.
Oktober 2012:Bei einer Schiffskollision in Hongkong sterben mindestens 37 Menschen. Von einem Ausflugsboot aus wollten Firmenmitarbeiter und deren Familien das Feuerwerk zum chinesischen Nationalfeiertag im Hafen ansehen. Aus unbekannter Ursache stösst das Boot mit gut 120 Menschen an Bord mit einer Fähre zusammen.
Februar 2012:Eine überladene Fähre reisst in Bangladesch auf dem Fluss Meghna viele Passagiere nach einer Kollision mit einem Frachter in die Tiefe. Von den etwa 250 Menschen an Bord können sich nur rund 40 ans Ufer retten. Erst im April 2011 waren auf dem Fluss Dutzende Menschen ertrunken, als eine Fähre auf ein Wrack auffuhr und sank. Ende 2010 waren bei drei Fährunglücken in Bangladesch binnen eines Monats mehr als 160 Menschen gestorben.
Juni 2008:Vor der philippinischen Insel Sibuyan läuft eine Fähre mit mehr als 800 Menschen an Bord während eines Taifuns nach einem Maschinenschaden auf Grund und sinkt. In den folgenden Tagen werden etwa 250 Leichen an umliegende Strände geschwemmt, mehr als 550 Menschen gelten als vermisst.
Dezember 2006:Bei stürmischem Wetter sinkt eine Fähre zwischen den indonesischen Inseln Java und Kalimantan. Mehr als 380 der 628 registrierten Menschen an Bord werden vermisst. Helfer bergen etwa 230 Überlebende aus der Javasee.
Februar 2006:Im Roten Meer sinkt eine Fähre zwischen Saudi-Arabien und Ägypten. Mindestens 1027 der 1400 Menschen an Bord sterben. Bei einem Brand des Schiffes hatte die Mannschaft vermutlich Meerwasser zum Löschen an Bord geholt und es so zum Kentern gebracht.

Kritik an der Besatzung

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Kapitän und Besatzung auf das Unglück gerät in die Kritik. Obwohl das Schiff in Schieflage geriet, sei nicht die Evakuierung angeordnet worden, berichteten Medien. Überlebende sagten, dass sich mehr Passagiere hätten retten können, wenn sie sich hätten von der Stelle bewegen dürfen. Zudem seien viele Rettungsboote nicht zu Wasser gelassen worden.

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