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Tausende Opfer auf Philippinen Krieg gegen Drogen dauert an – trotz Protesten

Während 40 Tagen läuteten auf den Philippinen jeweils um 20 Uhr die Kirchenglocken – als Ausdruck der Entrüstung über Präsident Dutertes Politik. Die Glocken sind inzwischen verstummt. Aber die Erschiessungen gehen weiter.

B.N. Barroqa war 24 Jahre alt, als er Anfang August vor den Augen seines 6-jährigen Sohnes erschossen wurde. Seine Frau Jenny Lamosa ist seither alleinerziehende Mutter von zwei kleinen Kindern:

Mein Mann hat sein Velo geflickt, als Unbekannte auf einem Motorrad angefahren kamen und drei Kugeln auf ihn abfeuerten.

Jenny ist überzeugt, dass ihr Mann Opfer des Drogenkriegs geworden ist und die Polizei hinter dem Mord steckt. Ihr Mann hat zwar keine Drogen mehr genommen, aber er hatte sich freiwillig bei der Polizei gemeldet.

Hinter vielen Erschiessungen steckt die Polizei

Diese hatte die Drogenabhängigen aufgefordert, sich zu stellen und zu schwören, von Drogen abzulassen. Unter den Tausenden von Toten, die der Drogenkrieg inzwischen gefordert hat, finden sich viele, deren Namen auf genau diesen Polizeilisten standen. Andere wurden direkt von der Polizei erschossen, weil sie sich gewehrt hätten, so die Polizei. Doch das glauben immer weniger.

Deshalb hatten die Bischöfe im Herbst Priester im ganzen Land aufgefordert, jeden Abend ihre Kirchenglocken zu läuten – aus Protest gegen die Regierung. Priester Eric aus Manila ist dem Aufruf gefolgt. Seine Gemeinde lebe in Angst und Schrecken, sagt er. «Dieser Krieg ist das Schlimmste, was passieren konnte.»

Drogen seien eine Krankheit, die geheilt werden müsse. «Die Regierung aber versucht das Problem zu lösen, indem sie die Leute umbringt.» Der Priester vergleicht die heutige politische Situation mit jener unter Diktator Marcos: «Damals wurden alle ermordet, vergewaltigt und gefoltert, die ihn kritisierten.» Wer Duterte kritisiere, müsse sich ebenfalls fürchten, umgebracht zu werden.

Kirchenglocken brachten Fall Marcos ins Rollen

Noch ist der Widerstand in der Bevölkerung zögerlich. Selbst die katholische Kirche, die Dutertes Drogenkrieg immer lauter verurteilt, ist gespalten. Doch die Kirchenglocken setzten ein unüberhörbares Zeichen. Denn es waren dieselben Glocken, die vor mehr als 30 Jahren eine Protestbewegung eingeläutet hatten, die Marcos schliesslich zu Fall brachte. Ähnliches könnte wieder geschehen.

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