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International Trotz allem: Rassismus bleibt ein Thema in den USA

Die USA haben einen Präsidenten schwarzer Hautfarbe. Damit ist das Rassismus-Problem weitgehend gelöst, würde man meinen. Doch dem ist nicht so. Der Rassismus hat sich nur verändert.

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«Neuer» Rassismus in den USA
aus Echo der Zeit vom 06.05.2014. Bild: Reuters
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 23 Sekunden.

In einem teuren Restaurant wird er gefragt, was er dort sucht. Wenn er eine Wohnung kaufen will, verweist man ihn auf billigere, angemessenere Quartiere. Wenn er in einen Lift steigt, steigt die weisse Frau, die dort steht, wieder aus. John Powell erlebt, was schwarze Menschen in den USA noch heute täglich erleben: Dass sie «die Anderen» sind. Er hat daraus sein Forschungsobjekt gemacht. John Powell ist Bürgerrechtsprofessor an der University of California at Berkeley. Er ist eine der anerkanntesten Autoritäten im Land zur Frage von Rasse und Identität.

Die Einstellung der US-Amerikanerinnen und Amerikaner habe sich gegenüber ihren Mitmenschen anderer Hautfarbe in der letzten Zeit verschlechtert, sagt er bei einem Kaffee: «Heute sind die Menschen weniger offen und tolerant als bei der Wahl Barak Obamas zum ersten schwarzen Präsidenten.»

Zur Schau gestellter Rassismus

Belegt wurde dies beispielsweise letzte Woche durch rassistische Äusserungen von zwei alten Männern in den USA: Ein Rancher in Nevada fragte sich vor laufenden Kameras, ob die Schwarzen nicht in der Sklaverei besser gestellt waren als heute. Und Donald Sterling, Besitzer des Los Angeles Basketballteam Clippers verbot seiner Freundin, sich mit farbigen Menschen zu zeigen.

Powell erklärt diese Veränderung mit einem unterschwelligen Unbehagen, das ansteige. Es gebe Anzeichen, dass bei Menschen in den USA, auch bei jungen, die Verunsicherung gegenüber Menschen anderer Hautfarbe steige. Die Strategie im Umgang mit Minoritäten war seit den sechziger Jahren die Assimilation, die Anpassung an die Lebensweise der herrschenden, weissen Bevölkerung. Das funktioniert nicht mehr, denn die weisse Bevölkerung ist in den USA nicht mehr die zahlenmässig dominierende Gruppe. Sie habe zwar noch am meisten Macht, sagt Berkeley. «Doch die Einwanderung und das Wachstum der Latinos und der asiatisch-amerikanischen Bevölkerung wirft nicht nur die Frage auf: Wer sind die anderen? Sondern auch die: Wer ist die dominierende Gruppe? Und warum?»

Kein biologischer Rassismus mehr

Heute ist es in den USA nicht mehr akzeptiert, andersfarbige Menschen als biologisch unterlegen zu bezeichnen. Es habe in den siebziger und achtziger Jahren eine Verschiebung stattgefunden, sagt Powell, der seit vierzig Jahren über den Rassismus forscht: Die herrschende Hierarchie werde nun mit kultureller Verschiedenheit erklärt. Explizite rassistische Gesinnung akzeptieren die Leute nicht.

Dass die Gesellschaft aber weiterhin nach Rasse strukturiert ist, das störe sie weniger: Schwarze sind eher arm und haben weniger Zugang zu guten Schulen. Vor genau sechzig Jahren verbot das US-Bundesgericht, Schulen nach Rassen zu trennen. Doch die Schulen würden immer stärker segregiert, sagt John Powell.

Nur Rechtsradikale sprechen darüber

Die Frage der Rasse werde verdrängt, denn sie widerspreche dem amerikanischen Traum. «Jeder und Jede kann das werden, was er oder sie will: das ist eine schöne Geschichte.» Sie sei aber nicht wahr, es gebe weniger soziale Mobilität in den USA als in Europa, aber die meisten Menschen hier wüssten das nicht, sagt der Professor. Sie merkten aber, dass sich ihre Gesellschaft stark wandelt und bisherige Strukturen in Frage gestellt würden.

Die Veränderungen finden rasant statt. «Wir reden nicht darüber, das heisst aber nicht, dass wir sie nicht wahrnehmen», sagt Berkeley. Die einzigen, die darüber reden, sind die rechtskonservativen. Sie schüren die Angst, etwa vor afrikanischen Nachbarn, vor einer Welt, die nicht von weissen, christlichen Mächten kontrolliert wird, vor einem Amerika, das wie Mexiko aussieht.

«Doch was ist die positive Alternative dazu?» fragt John Powell, Professor an der University of California at Berkeley. «Wir können nicht zurück in die fünfziger Jahre. Wohin also gehen wir als Nation?»

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