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Beziehung EU-USA «Trump könnte zum Gründervater eines europäischen Staates werden»

Merkel will einen eigenen Weg für Europa, ohne die USA. Was sie dazu bringt, erklärt Journalist Heribert Prantl.

SRF News: Was meinte die deutsche Bundeskanzlerin, als sie sagte, die Europäer müssten ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen?

Heribert Prantl: Sie hat verdeutlicht, dass die eheähnliche Allianz Deutschlands mit den USA vorbei ist. An diese Stelle tritt eine eher lose Beziehung. Angela Merkel sieht die USA nicht mehr als uneingeschränkten Partner an. Das ist eine historische Aussage. Gewiss betreibt sie damit auch ein wenig Wahlkampf. Merkel spürt, dass der EU-Skeptizismus zu Ende geht. Sonntag für Sonntag haben wir in den grossen deutschen Städten Demonstrationen für Europa. Nach dem Brexit und aufgrund des manchmal doch sehr pöbelhaften Auftretens von Trump ist das Bewusstsein gewachsen, dass Europa wieder stärker werden muss. Darauf reagiert sie jetzt im beginnenden Wahlkampf.

Wie kommt Merkel zu diesem Schluss?

Die Aussage ist auch eine Folge der Erkenntnis, dass die Politik der kleinen Schritte, Trump freundschaftlich einzubinden, nicht klappt. Man muss selbstbewusster auftreten und versuchen, Europa zu einigen. Das funktioniert ja auch. Angesichts der doppelten Bedrohung durch Trump und Putin gehen die Osteuropäer wieder auf die EU zu. Kurz gesagt, der atlantische Graben wird grösser und die Gräben in Europa werden wieder kleiner.

Es ist gut möglich, dass Trump eines Tages als Gründervater eines europäischen Staates gelten wird.

Wo sehen Sie denn Anzeichen für ein Zusammengehen der Europäer?

In der Militärpolitik, bei der Kooperation der Armeen ist es schon sehr deutlich. In Brüssel wird still und leise eine gemeinsame Kommandozentrale für gemeinsame europäische Militäreinsätze aufgebaut. In der Flüchtlingspolitik ist es zugegebenermassen am schwierigsten. Aber nachdem die Flüchtlingszahlen zurückgehen, wird man auch dort – mit vielen Schwierigkeiten – eine Lösung finden. Und auch im Fall von Griechenland wird eines Tages der Schuldenschnitt kommen Es ist gut möglich, dass Trump eines Tages als Gründervater eines europäischen Staates gelten wird. Es kann sein, dass diese Art von Druck, der jetzt von den USA und von aussen kommt, eine neue Einigkeit in Europa produziert.

Das Gespräch führte Joël Hafner.

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