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Grillos ganzer Erfolg
Aus Tagesschau vom 26.02.2013.
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Italiens neue Regierung Grillo: Hoffnungsträger ohne Programm

Der Komiker Beppe Grillo hat alle überrascht: An den italienischen Parlamentswahlen vom Sonntag erreichte seine Fünf-Sterne-Bewegung aus dem Stand heraus einen Viertel aller Stimmen. Ein politisches Programm hat er allerdings nicht.

Beppe Grillo spricht von der Tribüne zu seinen Anhängern
Legende: Er vermag vor allem Junge zu begeistern: Beppe Grillo bei einem seiner Wahlauftritte im Februar. Reuters

Drittstärkste Partei in Italien und stärkste Einzelpartei: Das hat die Fünf-Sterne-Bewegung des Komikers Beppe Grillo geschafft. Rund 25,6 Prozent aller Stimmen konnte sie auf sich vereinigen. Damit kann sie 108 Parlamentarier nach Rom entsenden.

Markenzeichen «Vaffanculo»

Doch wer ist Beppe Grillo? Was will er? Der 64jährige Giuseppe Piero Grillo kommt aus Ligurien. In den 1980er-Jahren war er einer der bekanntesten Komiker Italiens. Schon damals waren Politiker seine bevorzugte Zielscheibe, beispielsweise wenn sie die Staatskasse plünderten. Wegen seiner Kritik flog er in den 1990er-Jahren aus dem Fernsehprogramm des Senders RAI. Grillo kommuniziert seither via Internet. Er betreibt einen der meistgelesenen Blogs im Land (beppegrillo.it).

Berühmt wurde Grillo mit seinen «Vaffanculo», seinen «Leck-mich-am-Arsch»-Tiraden, bei denen er gegen die Politiker wettert.

Nationalistisch und populistisch

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Im Senat könnten sowohl die Fünf-Sterne-Bewegung als auch das Bündnis von Ex-Premier Berlusconi Gesetzvorhaben anderer Lager blockieren. Die Wahlresultate machen eine stabile Regierung praktisch unmöglich. mehr

Eine Einordnung Grillos ist schwierig. Er steht weder links noch rechts. Seine Politik sei nationalistisch und populistisch und insgesamt ziemlich schwammig, meinen Experten.

«Grillos Bewegung hat kein Programm», sagt Rolf Pellegrini, langjähriger Italien-Korrespondent von SRF. «Man weiss nicht, was er oder seine Anhänger wollen. Aber man weiss, was sie nicht mehr wollen: das Establishment.» Gemeint sind jene Politiker, die sich am System bereichert haben und immer noch bereichern.

«Der Verdruss der Italiener über diese Politiker ist so stark, dass viele Italiener sagen, ‹wir lassen das System mal explodieren und schauen, was passiert›», ergänzt Pellegrini. Bei den Grillo-Wählern sei das Mindestvertrauen in das System nicht mehr vorhanden. Grillo sei zum Hoffnungsträger ohne Programm geworden.

Kein Programm. Doch politische Ideen hat er. Viele sogar. Grillo will die Zuwendungen des Staates an die Parteien kürzen – dafür erntet er Lob von allen Seiten. Grillo will ein Grundeinkommen für alle – Vorschläge für die Finanzierung macht er aber keine. Grillo will Unternehmen renationalisieren, die ins Ausland verkauft wurden. Grillo möchte, dass Italiener gegenüber Ausländern bevorzugt werden. Und Grillo fordert, dass die Italiener über den Austritt aus dem Euro abstimmen können.

Kritiker unerwünscht

Beppe Grillo ist ein Mann der Widersprüche. Er will zwar, dass das Volk mehr mitreden kann. Kritiker in den eigenen Reihen duldet er aber nicht: Sie wurden aus seiner Bewegung ausgeschlossen.

2008 publizierte das italienische Finanzministerium die Einkommen aller Bürger – ein Akt gegen den verbreiteten Steuerbetrug. Grillo soll in jenem Jahr fünf Millionen Euro verdient haben.

Er wehrte sich damals heftig gegen die Publikation. Manche Kritiker fragen sich seither: Geht es ihm wirklich nur um das Wohl Italiens oder vor allem um sein eigenes?

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