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International Warum fliegen Passagierflugzeuge über ein Krisengebiet?

Im Osten der Ukraine kämpft das Militär gegen russische Separatisten. Diese sollen in den vergangenen Tagen bereits ukrainische Maschinen abgeschossen haben. Trotz dieser Vorfälle hatten die meisten Fluggesellschaften ihre Route nicht geändert.

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Hier geht es zu den aktuellsten Entwicklungen des Flugzeugunglücks in der Ukraine.

Am Donnerstagabend stürzte eine Passagiermaschine der Malaysia Airlines mit 298 Menschen an Bord über der Ostukraine ab. Verschiedene Quellen sprechen von einem Abschuss der Maschine. Die ukrainische Regierung und die prorussischen Separatisten beschuldigen sich dabei gegenseitig.

SRF sprach mit Matthias Schmid, einem Experten für Luftfahrtsicherheit und ehemaligen Piloten, über den Vorfall.

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Der Luftraum über der Ostukraine galt noch als sicher
aus SRF 4 News aktuell vom 18.07.2014.
abspielen. Laufzeit 6 Minuten 41 Sekunden.

SRF: Die USA gehen von einem gezielten Abschuss der Maschine aus. Was spricht aus Ihrer Sicht dafür?

Matthias Schmid: Ich denke, von einem Abschuss zu sprechen wäre verfrüht. Aufgrund der Faktenlage, dass das Flugzeug in Stücken vom Himmel gefallen ist und sich das Trümmerfeld über ein weites Gebiet erstreckt, kann man davon ausgehen, dass sich ein schwerwiegendes Ereignis auf das Flugzeug ausgewirkt hat. Das könnte ein Beschuss sein, das könnte aber ebenso gut eine Explosion an Bord sein. Es spricht einiges gegen ein technisches Versagen. Dort bahnen sich die Dinge eher langsam an und die Besatzung hat die Möglichkeit einen Notruf abzusetzen und etwas zu unternehmen. Dann stürzt ein Flugzeug auch eher als Ganzes ab und schlägt am Boden auf, und das war hier definitiv nicht der Fall.

Krisengebiet gemieden

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Fluggesellschaften wie Koreas Airlines Korean Air und Asiana sowie die australische Quantas und die polnische LOT umfliegen das Gebiet aus Sicherheitsgründen bereits seit Monaten.

Nun ist der Luftraum über der Ostukraine gesperrt. Die meisten Airlines umfliegen das Gebiet weiträumig, darunter auch die Swiss.

Gibt es Ihrer Meinung nach weitere Indizien, die für einen Abschuss sprechen?

Es gibt natürlich das Indiz der geografischen Lage, dass sich der Vorfall über einem Gebiet ereignet hat, das umkämpft ist und wo offensichtlich gemäss den Medien Waffen am Boden vorhanden sind – in welchem Besitz auch immer –, die Flugzeuge in dieser Höhe abschiessen können.

Warum fliegt man nicht um ein solches Krisengebiet herum?

Grundsätzlich würde man das tun. Aber es gibt internationale Regeln. Die Staaten haben die Hoheit über ihren Luftraum und überdies auch die Verantwortung. In diesem Fall ist es die Verantwortung der Ukraine. Das politisch heikle Thema ist: Der Krieg, der dort stattfindet, wurde nicht erklärt. Die ukrainische Regierung spricht einfach von Terroristen und Freischärlern. Das Sperren des Luftraumes als Ganzes wäre ein Eingeständnis, dass die Lage nicht mehr unter Kontrolle ist, dass Teile des Landes nicht mehr kontrolliert sind. Das ist leider unterblieben. Grundsätzlich ist der ganze Flugverkehr normal unterwegs gewesen, in vollkommen legalem Luftraum.

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«Jeden Tag fliegen hunderte Flugzeuge über Krisengebiete»
aus SRF 4 News aktuell vom 18.07.2014.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 21 Sekunden.

Wie sieht es mit der Verantwortung der Fluggesellschaften aus? Können sie auch selber entscheiden, dass sie nicht mehr über ein Krisengebiet fliegen?

Jede Fluggesellschaft kann ihre Route selber wählen und solche Entscheidungen treffen. Ich habe auch gelesen, dass einige Fluggesellschaften sofort ihre Flüge umgeleitet haben im Wissen um den Vorfall. Mittlerweile denke ich auch, dass ein Teil des Luftraumes offiziell gesperrt ist. Die Fluggesellschaften haben aber auch nicht mehr Informationen als wir alle, um die Lage einzuschätzen.

Für die Malaysia Airlines ist es bereits das zweite Unglück. Was bedeutet dieses weitere Unglück für die Fluggesellschaft?

Es ist für diese Fluggesellschaft absolut tragisch. Im freien Markt würden zwei Unglücke dieser Grössenordnung in so kurzer Zeit wohl das Ende bedeuten. Wenn es sich aber um sogenannte Flagcarriers handelt, also Landesvertreter-Fluggesellschaften, kann der Staat natürlich Unterstützung bieten und die Gesellschaft nicht sterben lassen. Aber es ist ein schwerer Schlag. Die Passagiere werden die Fluggesellschaft aus psychologischen Gründen wenn immer möglich für eine gewisse Zeit meiden.

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