Drei Bombenanschläge in weniger als 24 Stunden erschüttern den Südosten der Türkei. Die Regierung erhöht die Alarmstufe. Eine Übersicht:
- In der Provinz Bitlis, Bezirk Hizan am Donnerstagnachmittag: Fünf Sicherheitsleute sterben durch einen Anschlag auf ein Armeefahrzeug. Sieben Soldaten werden verletzt.
- Stadt Elazig am Donnerstagmorgen: Bombenanschlag auf Polizeipräsidium; drei Tote und mehr als 100 Verletzte.
- Stadt Van in der Nacht auf Donnerstag: Autobombe explodiert vor Polizei-Hauptquartier. Mindestens drei Menschen sterben, über 40 weitere Menschen werden verletzt.
- Regierung nennt «regionale Terrorgruppe» als Urheber – ein Begriff, den sie auch für die PKK gebraucht.
Van: Am späten Mittwochabend explodierte im Südosten des Landes eine Autobombe vor einem Polizei-Hauptquartier.
Die Bombe riss drei Zivilisten in den Tod. Mindestens 40 weitere Menschen wurden verletzt. Die Regionalregierung beschuldigt eine «regionale Terrorgruppe» als Urheber. Diesen Begriff verwendet sie auch für die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans PKK.
Der mutmassliche Täter sei verletzt und festgenommen worden, so die Behörden. Er werde nun verhört.
Autobombe vor Polizeigebäude
Elazig: Wenig später – am Donnerstagmorgen – kam es zu einem neuerlichen Anschlag. Diesmal in der Stadt Elazig, ebenfalls im Südosten der Türkei. Mindestens drei Menschen starben. Es gab über 100 Verletzte.
Eine gewaltige Explosion habe die Stadt erschüttert, berichten lokale Medien. Ein mit Sprengstoff beladenes Fahrzeug sei auf dem Parkplatz eines Polizeipräsidiums explodiert. Die Gebäude im näheren Umkreis seien schwer verwüstet.
Auch dieser Anschlag galt einem Polizeigebäude. Mehrere Fahrzeuge, die vor dem Haus standen, gingen in Flammen auf.
Anschlag auf Militärfahrzeug
Hizan: Weiter explodierte am frühen Donnerstagnachmittag im Bezirk Hizan (Provinz Bitlis) ein Sprengsatz und zerstörte ein Militärfahrzeug. Dabei starben nach Angaben aus Sicherheitskreisen vier Sicherheitskräfte. Sieben Soldaten wurden verletzt.
Zu den Anschlägen hat sich niemand bekannt. Die türkische Regierung macht die PKK dafür verantwortlich, die vor allem im Südosten der Türkei für die Unabhängigkeit der Kurden kämpft.
ARD-Korrespondent Thomas Bormann zu den Anschlägen
Mit der Wahl der Anschlagsorte, zum Beispiel in der Provinzstadt Elazig, wollen die Täter vermutlich beweisen, dass sie überall zuschlagen können, auch am Rande des Kurdengebietes. Noch gibt es kein Bekennerschreiben, doch deutet die Form der Anschläge auf die PKK. Denn es gehört zu ihrer Taktik, Polizeiwachen und Militärposten anzugreifen – als Rache für die Aktionen des Militärs gegen die PKK, die sich im Osten des Landes seit gut einem Jahr wieder einen erbitterten Kampf liefert. Vermutlich hat Präsident Erdogan die Lage momentan nicht ganz im Griff. Denn den Krieg gegen die PKK führt vor allem das Militär, das aber sehr geschwächt ist, weil in Militärkreisen viele sind, die verdächtigt werden, am Putsch beteiligt gewesen zu sein. Gut ein Drittel der militärischen Führung sitzt zurzeit im Gefängnis. Es ist gut möglich, dass die PKK – sollte sie denn wirklich hinter den jüngsten Anschlägen stecken – die Gunst der Stunde nutzen will und wegen des geschwächten Militärs mehr zuschlägt. Erdogan sieht sich deshalb nun mehreren Fronten gegenüber: den Gülen-Anhängern, die hinter dem Putsch stehen sollen, und der PKK. |