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Tim Berners-Lee hat mit seinem Vorschlag, Dokumente per Hypertext miteinander zu verbinden, den Grundstein dafür gelegt, wie wir uns heute durchs WWW bewegen.
Aus Audio Aktuell SRF 4 News vom 12.03.2019. Bild: Keystone
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30 Jahre World Wide Web Memex, Xanadu und Mundaneum: Die Geschichte des Hypertexts

Tim Berners-Lee gilt als Vater des WWW. Die Idee, wie man von Link zu Link hüpft, hatten aber schon andere vor ihm.

«Informationsmanagement: Ein Vorschlag» – so der bescheidene Titel des Papiers, mit dem Tim Berners-Lee am 12. März 1989 den Grundstein für das World Wide Web legte. Der Physiker und Informatiker wollte mit seinem Vorschlag das Informationschaos bei der europäischen Organisation für Kernforschung (Cern) in den Griff bekommen.

Seine Lösung: Hypertext – das Verknüpfen von Dokumenten mit Links, mit deren Hilfe man sich von Inhalt zu Inhalt klicken kann. Die Idee dazu ist allerdings viel älter als Berner-Lees Vorschlag. Schon der Index am Anfang eines Buches ist zum Beispiel eine Art Hypertext.

Vannevar Bush und der Gedächtnis-Erweiterer

Es war der Ingenieur Vannevar Bush, der 1945 mit dem «Memex» ein Konzept vorstellte, das dem WWW von heute schon verblüffend nahe kommt. Der Memex ist eine Art Bürotisch mit zwei Bildschirmen, auf denen sich die Inhalte von Mikrofilmen anzeigen lassen. Mit einem Hebel kann sich der Benutzer durch die verschiedenen Einträge arbeiten, vor- und zurückblättern.

Ein Modell des Memex von Vannevar Bush.
Legende: Am Memex von Vannevar Bush sollte der Benutzer sich wie mit Hyperlinks von Dokument zu Dokument wählen können. Die Inhalte waren nur lokal gespeichert, hätten aber als Mikrofilme mit anderen Benutzern getauscht werden können. Youtube/SheffieldLibraryGuy

Ein funktionierender Memex wurde nie gebaut. Doch in Bushs Vorstellung liessen sich damit Mikrofilm-Seiten miteinander verknüpfen und die Verknüpfungen als Pfade speichern – so wie unsere Wege durchs WWW heute im Browserverlauf gespeichert bleiben. Die Arbeitsweise des Memex (ein Kofferwort aus «Memory» und «Extender» – also ein «Gedächtnis-Erweiterer») kam für Bush dem assoziativen Denken des menschlichen Geistes weit näher als lineare Texte.

Die Mutter aller Demos

Vannevar Bush war nicht nur für Tim Berners-Lee ein wichtiger Vordenker. Auch die Arbeit von Douglas Engelbart und Ted Nelson wurden von ihm beeinflusst. Der Philosoph Nelson prägte den Begriff Hypertext im Jahr 1963. Mit seinem Projekt Xanadu – einer universalen Bibliothek mit zahllosen miteinander vernetzten Dokumenten – war er eine wichtige Inspiration für das WWW. Doch Xanadu scheiterte an seiner Komplexität. Obschon Nelson seit 1960 daran arbeitet, existieren heute erst Prototypen.

Ein Standbild aus Douglas Engelbarts Präsentation von 1968.
Legende: An der «Mutter aller Demos» zeigte Douglas Engelbart schon 1968 Technologien, die uns bei der Arbeit am Computer noch heute begleiten. YouTube/MarcelVEVO

Nicht weniger einflussreich war der Ingenieur Douglas Engelbart. 1968 führte er in einer bahnbrechenden Präsentation während 90 Minuten revolutionäre Hard- und Software vor, die unsere Arbeit am Computer bis heute begleiten: Die erste Computer-Maus, eine grafische Benutzeroberfläche und klickbare Hyperlinks, die bereits rudimentäre Webseiten vorwegnehmen. Kein Wunder erhielt der Vortrag nachträglich den Namen «The Mother of all Demos».

Das Mundaneum als globales Wissensnetzwerk

So einflussreich Vannevar Bushs Ideen für die Urväter des WWW auch waren, etwas hatte er nicht vorausgesehen: Dass Informationen in Netz dezentral gespeichert sind. Sein Memex hatte nur Zugriff auf die eigenen Mikrofilme. So gleicht es eher einem frühen PC mit CD-Laufwerk als einem Computer mit Internet-Anschluss.

Eine Skizze des Mundaneums von Paul Otlet.
Legende: Paul Otlets Skizze für die «Mondothèque», dem Zugangsgerät zum Mundaneum, kommt der Vorstellung vom Memex erstaunlich nahe. Auch hier ist es ein Schreibtisch mit zwei Bildschirmen, mit denen auf Mikrofilmen gespeicherte Inhalte angezeigt werden. Wikimedia

Doch auch die Ideen für ein weltumspannendes Netz existierten schon Anfang der 1930er-Jahre, als Bush über das Memex nachzudenken begann. Zum Beispiel beim Belgier Paul Otlet, der mit dem «Mundaneum» ein globales Wissensnetzwerk aufbauen wollte. Die auf Mikrofilme gespeicherten Inhalte des Mundaneums sollten sich von überall her abrufen lassen.

Otlet wollte dazu Telefone mit Fernsehapparaten, Radios und Büchern verbinden, die Informationen von zentraler Stelle in die Stuben der Benutzer schicken. Sein Traum ist heute Wirklichkeit: Übers Internet schauen wir Videos, lesen Zeitung, telefonieren oder hören einem Podcast zu.

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