Mit dem Animationsfilm «Ma vie de Courgette» und dem Kurzfilm «La femme et le TGV» sind zwei Schweizer Filme für die weltberühmte Trophäenvergabe am Sonntagabend nominiert.
Die beiden Regisseure der auserwählten Werke, der Walliser Claude Barras und der Zürcher Timo von Gunten, werden der Gala in Los Angeles mit ihren Produzenten beiwohnen. Sollte einer der beiden Filme gewinnen, wäre es der erste Oscar für einen Schweizer Film, seit Xavier Kollers «Reise der Hoffnung» die Trophäe 1991 erhalten hatte.
Ebenfalls für einen Oscar nominiert ist Raoul Pecks Dokumentarfilm «I am Not Your Negro». Das französisch-amerikanische Werk wurde von der Genfer Produktionsfirma Close Up Films und dem Radio Télévision Suisse (RTS) in minoritärer Beteiligung mitproduziert.
14 Nominationen für «La La Land»
Als grosser Favorit geht das Filmmusical «La La Land» von Jungregisseur Damien Chazelle ins Rennen: 14 Mal hat die Romanze mit Ryan Gosling und Emma Stone in den Hauptrollen Gewinnchancen, unter anderen in der Königskategorie «Bester Spielfilm». Nominiert sind auch die beiden Hauptdarsteller und der Regisseur selbst.
Um die Auszeichnung für den besten Spielfilm ringen auch die beiden Dramen «Manchester by the Sea» mit Casey Affleck und Michelle Williams und «Lion» mit Nicole Kidman und Dev Patel.
Besonderes Augenmerk gilt dieses Jahr den Trophäen für die besten Hauptdarstellerinnen und -darsteller: Im vergangenen Jahr waren sämtliche Künstler mit afroamerikanischem Hintergrund leer ausgegangen, was zu massiven Protesten geführt hatte. In diesem Jahr sind etwa Denzel Washington oder Mahershala Ali für einen Oscar nominiert.
Politische Verleihung erwartet
Die Oscars dürften in diesem Jahr ziemlich politisch werden: Es ist zu erwarten, dass zahlreiche Gewinner in ihren Reden auf die aktuelle Situation der USA rund um den neuen und umstrittenen US-Präsident Donald Trump aufmerksam machen. Denn der Inhalt der Dankesreden ist frei – nur die Länge ist auf 45 Sekunden begrenzt.
Anfang Januar legte Meryl Streep bei der Verleihung der Golden Globes einen Oscar-reifen Auftritt als Aktivistin hin. Ihr minutenlanges, mahnendes Plädoyer gegen Diskriminierung und Beschneidung der Pressefreiheit war eine unmissverständliche Schelte für Donald Trump.
Im liberalen Hollywood ist Trump unter Dauerbeschuss. Doch kann die Academy Millionen Menschen an den Bildschirmen vergraulen, die auf das Oscar-Spektakel und zugleich auf Trump stehen? Für Komiker Jimmy Kimmel, der dieses Jahr erstmals die Oscars moderieren wird, wird es eine Gratwanderung. Amerika erlebe derzeit wilde Gefühlsschwankungen, meint der Komiker. «Wir wissen einfach nicht, in welcher Stimmung unser Land am Sonntag sein wird.»
Fest steht jetzt schon, dass Filmemacher aus Protest gegen den neuen Kurs in Washington der Show fernbleiben, darunter der vielfach ausgezeichnete iranische Regisseur Asghar Farhadi und seine Hauptdarstellerin Taraneh Alidoosti. Ihr Film «The Salesman» ist für den Auslands-Oscar nominiert. Auslöser für ihren Rückzug war Trumps Einreisestopp für Menschen aus sieben überwiegend islamischen Ländern. Zwar schritt ein US-Gericht inzwischen dagegen ein, doch bei dem Boykott soll es bleiben.
Schauspielerin Jodie Foster und ihr Kollege Michael J. Fox nahmen an einer Kundgebung für die Rechte von Immigranten in Beverly Hills teil. Foster sagte: «Es ist Zeit aufzusprechen. Dies ist ein einmaliger Zeitpunkt in der Geschichte. Und wie es der verstorbene Frederick Douglass sagte, ‹jeder Zeitpunkt ist der richtige für eine Erleuchtung›.»
Auch Rettungskräfte der syrischen Hilfsorganisation Weisshelme – Helden eines Oscar-nominierten Dokumentarfilms – planten an der Verleihung teilzunehmen. Nach dem Einreise-Verbot Trumps hatten sie um ihre Visa gebangt. Schliesslich erhielten Raed Saleh und Khaled Khatib, der auch Kameramann ist, ihre Papiere, mussten ihre Teilnahme zwischenzeitlich jedoch absagen: Saleh wegen der aktuellen heftigen Luftangriffe, Khatib, weil Damaskus seinen Pass annulliert hatte.
Alle Oscar-Nominationen im Überblick
Bester Hauptdarsteller | Ryan Gosling / La La Land |
Denzel Washington / Fences | |
Casey Affleck / Manchester by the Sea | |
Andrew Garfield / Hacksaw Ridge | |
Viggo Mortensen / Captain Fantastic | |
Beste Hauptdarstellerin | Emma Stone / La La Land |
Natalie Portman / Jackie | |
Isabelle Huppert / Elle | |
Ruth Negga / Loving | |
Meryl Streep / Florence Foster Jenkins | |
Bester Film | La La Land |
Moonlight | |
Manchester by the Sea | |
Arrival | |
Hidden Figures | |
Fences | |
Lion | |
Hell or High Water | |
Hacksaw Ridge | |
Bester Nebendarsteller | Jeff Bridges / Hell or High Water |
Lucas Hedges / Manchester by the Sea | |
Dev Patel / Lion | |
Michael Shannon / Nocturnal Animals | |
Mahershala Ali / Moonlight | |
Beste Nebendarstellerin | Viola Davis / Fences |
Naomie Harris / Moonlight | |
Nicole Kidman / Lion | |
Octavia Spencer / Allegiant | |
Michelle Williams / Manchester by the Sea | |
Beste Regie | Denis Villeneuve / Arrival |
Mel Gibson / Hacksaw Ridge | |
Damien Chazelle / La La Land | |
Kenneth Lonergan / Manchester by the Sea | |
Barry Jenkins / Moonlight |