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Wieso ekeln wir uns vor Insekten?
Aus Puls vom 02.04.2017.
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Insekten essen Insekten-Food: Zwischen Ekel und Genuss

Für einen Viertel der Menschheit sind Insekten ein alltägliches Lebensmittel. Was bereitet uns denn derart Mühe?

  • Ekel ist anerzogen, nicht genetisch verankert, sagt Verhaltensforscher Sebastian Berger.
  • Ekel lässt sich überwinden – und überlisten. Zum Beispiel mit einem hohen Preis, der hohe Qualität suggeriert.
  • Frauen sind wesentlich schwieriger von Insektenfood zu überzeugen als Männer.

Ein FAO-Bericht von 2013 zählt mehr als 1900 essbare Insektenarten. Derzeit ernähren sich davon weltweit geschätzte zwei Milliarden Menschen. Vor allem in Asien, Afrika, Mittel- und Südamerika sind Insekten schon seit Jahrtausenden wichtiger Bestandteil der menschlichen Ernährung.

Dabei werden sie keineswegs nur in der Not gegessen, wenn keine andere Nahrungsquelle zur Verfügung steht. In manchen Kulturkreisen werden die geschmackvollen Tiere gar als hochpreisige Spezialität gehandelt.

Am häufigsten gegessen werden Käfer, gefolgt von Schmetterlingsraupen sowie Ameisen, Bienen und Wespen. Je nach Insektenart kommen vorzugsweise Larven, Puppen oder die ausgewachsenen Tiere auf den Tisch. Übrigens auch in unseren Breitengraden: In Deutschland und Frankreich wurde noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts Maikäfersuppe serviert.

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  • Vorspeise: Salat mit grillierten Heuschrecken
  • Hauptgang: Insekten-Burger
  • Dessert: Schokoladeküchlein aus Mehlwurmmehl mit Vanilleglace und ganzen Mehlwürmern als Topping

Verhaltenswissenschaftler und Ekel-Forscher Sebastian Berger von der Universität Bern ist überzeugt, dass unsere Vorbehalte Insekten gegenüber weder angeboren noch in den Genen verankert sind. Anders als zum Beispiel die Angst vor Schlangen, die uns ja tatsächlich gefährlich werden können.

«Ich glaube, dass der wesentliche Grund für den Ekel vor Insekten darin besteht, dass wir diese mit Verdorbenem assoziieren. Bei einem Kadaver sehen wir zum Beispiel auch Insekten», meint Berger. Daraus entstehe der Eindruck, dass Insekten unsauber seien.

Verdorbenes und Kadaver sind aber auch jenen rund zwei Milliarden Menschen nicht fremd, die regelmässig Insekten konsumieren.

Anerzogen, nicht angeboren

Sebastian Berger ist deshalb überzeugt, dass die Bereitschaft, Insekten zu essen, anerzogen und kulturell bedingt sein muss: «Wenn sich Kinder hier Insekten in den Mund stecken, erleben sie, wie angewidert ihr Umfeld reagiert. So lernen sie von klein auf, dass das etwas Ekliges ist. Das heisst, wir erziehen unseren Kindern quasi an, was eklig ist und was köstlich.»

Bei 10 bis 20 Prozent aller Menschen ist die Neugier stärker als die Vorbehalte dem Unbekannten gegenüber. Wie der Verhaltensforscher in diversen Versuchen feststellte, sind Frauen übrigens wesentlich schwieriger von Insektenprodukten zu überzeugen als Männer.

Sachliche Information über Zucht, Haltung und Verarbeitung der Insekten hilft. Und interessanterweise senkt auch ein hoher Preis die Hemmschwelle. Denn was teuer ist, muss ja von besonderer Qualität sein und entsprechend schmecken.

Den Ekel überwinden

Der Ekel lässt sich aber auch aus eigenem Antrieb überwinden: «Sieht man andere Leute ein Insektenprodukt konsumieren, sinkt das gefühlte Risiko, dass es etwas Schlimmes ist und man greift auch zu», weiss Sebastian Berger. «Das ist beim Insektenkonsum nicht anders als bei allerhand anderen menschlichen Verhaltensweisen.»

Nicht zuletzt ist schliesslich auch entscheidend, wie viel «Insekt» dem Insektenprodukt anzusehen ist. Je weniger, desto grösser die Bereitschaft, in einen Insekten-Burger zu beissen.

Ekel-Forscher Berger blickt dem europaweit ersten legalen Feldversuch mit Insektenprodukten freudig entgegen: «Ich bin gespannt, wie die Schweizerinnen und Schweizer ab dem 1. Mai reagieren werden!»

Insektenfood: In der Schweiz ab 1. Mai legal

SRF-Serie

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SRF-Serie

Andrea Staudacher bereitet aus Mehlwürmern, Grillen und Wanderheuschrecken raffinierte Gerichte zu. Dazu lädt sie bekannte Personen ein, die mit ihr über Insekten als Nahrungsmittel philosophieren – und hart auf die Probe gestellt werden.

Andrea's Future Food Lab

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