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Die merkwürdigsten Olympischen Spiele aller Zeiten
Aus SRF 4 News aktuell vom 23.07.2021. Bild: Keystone
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Keine Zuschauer, keine Lust Die merkwürdigsten Olympischen Spiele aller Zeiten beginnen

Japans Bevölkerung hätte sie am liebsten abgesagt. Finanziell sind die Spiele auch ein Desaster. Euphorie werde keine mehr aufkommen, glaubt Journalist Martin Fritz in Tokio.

Wie ist die Stimmung in Japan? Mit einem Jahr Verspätung werden die Olympischen Spiele in Tokio eröffnet. Es wird eine spezielle Eröffnungsfeier sein: Wegen Corona ist kaum Publikum zugelassen. Die Bevölkerung ist skeptisch gegenüber den Spielen. Umfragen zeigten, dass weit mehr als die Hälfte der Japanerinnen und Japaner die Spiele verschieben oder absagen wollte. Grosse Sponsoren wie Toyota und Panasonic haben auf Werbung mit dem olympischen Logo verzichtet, obwohl sie dafür viel bezahlt haben. Sie befürchten, ihre Marke leide darunter.

Frau vor Countdownschild
Legende: Null Tage bis zur Eröffnungsfeier zeigt der Countdown an: Heute um 13 Uhr Schweizer Zeit geht es los. Keystone

Woran merkt man, dass die Spiele beginnen? Uhren mit dem Countdown zur Eröffnungsfeier stehen auf öffentlichen Plätzen, an vielen Laternenmasten hängen Fähnchen mit der Aufschrift «Tokyo 2020». «Natürlich sind auch die Zeitungen und Fernsehsendungen voller Olympia-Nachrichten», sagt Journalist Martin Fritz, der in Tokio lebt. «Aber die sechs Plätze für Public Viewing sind geschlossen und die Fanmeile wurde abgesagt. Es gibt kaum Souvenirläden, keine ausländischen Fans laufen durch die Stadt. Von einem Völkerfest ist hier nichts zu sehen.»

Was ist der Grund für die Skepsis? Der Widerspruch zwischen der Pandemielage und der Olympia-Austragung sei einfach zu gross, sagt Fritz. Allein in Tokio wurden am Donnerstag knapp 2000 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden gemeldet – der höchste Stand seit sechs Monaten. Nur 23 Prozent der Japanerinnen und Japaner sind geimpft. Offiziell herrscht Notstand. Bars und Restaurants dürfen keinen Alkohol ausschenken und müssen um 20 Uhr schliessen. Gleichzeitig sind 100'000 Olympiateilnehmerinnen und -teilnehmer aus über 200 Ländern angereist. Diese bringen womöglich neue Varianten des Coronavirus mit, so die Befürchtung vieler Leute.

Martin Fritz

Martin Fritz

Freier Journalist

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Der Journalist Martin Fritz arbeitete als Radio-Korrespondent für die ARD in Tokio. Als freier Journalist berichtet er nun auch über Nord- und Südkorea. Vorher war er fünf Jahre lang Südasien-Korrespondent in Neu-Delhi.

Wie sportbegeistert ist man in Japan? Baseball, Sumoringen und Fussball sind sehr populär und Sportwetten weit verbreitet. Auch einzelne japanische Sportlerinnen und Sportler sind sehr bekannt und anerkannt. «Aber die Regierung hat ein Zuschauerverbot erlassen und die Bevölkerung aufgefordert, die Spiele im Fernsehen zu verfolgen.» Das werde sie noch freudloser machen als ohnehin schon, ist der Japan-Mitarbeiter überzeugt. «Meine Einschätzung ist, dass viele Japaner sich einfach nur wünschen, dass diese Spiele möglichst schnell vorbeigehen.»

Weitere positive Athletinnen und Athleten

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Bei den Olympischen Spielen in Tokio wurden drei weitere Sportlerinnen und Sportler positiv auf Corona getestet. Die Gesamtzahl steigt damit auf 106 an, so die Organisatoren.

Wird sich die Skepsis in Euphorie verwandeln? Japans Sportlerinnen und Sportler gehören in einigen Sportarten zu den besten der Welt. Wenn diese nun erste Medaillen gewinnen, könnte sich die Stimmung bessern – das ist zumindest eine weitverbreitete These, vor allem unter ausländischen Journalisten. Martin Fritz ist da eher skeptisch. «Die Spiele dauern nur rund zwei Wochen. In dieser Zeit wird die Stimmung nicht mehr drehen.» Es werde wohl grosse Freude über einzelne Spitzenleistungen geben. Aber diese wird nicht auf die Spiele abfärben.

Wie werden die Spiele in Erinnerung bleiben? «Als die merkwürdigsten Spiele aller Zeiten», glaubt Fritz. Denn: Die Zuschauerränge sind leer, alle Teilnehmenden tragen trotz der extremen Hitze ständig Masken. Bei den Siegerehrungen werden die Medaillen auf dem Tablett überreicht. «Die Athletinnen und Athleten müssen sich ihre Medaille also selbst umhängen, nur damit sie anderen nicht zu nahe kommen.» Zudem seien es die teuersten Spiele aller Zeiten, auch wegen der Corona-Massnahmen. So fehlten zum Beispiel 800 Millionen Dollar an Einnahmen aus Eintrittskarten. «Das sind alles lauter unschöne, extreme und negative Superlative.»

SRF 4 News. 23.07.2021, 06:20 Uhr;

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