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Sperrzonen können die Ausbreitung zumindest verlangsamen
Aus HeuteMorgen vom 09.03.2020.
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Massnahmen gegen Corona «Eine Sperrzone kann die Ausbreitung bloss verlangsamen»

Ein grosser Teil Norditaliens ist wegen der zunehmenden Coronavirus-Infektionen zur Sperrzone erklärt worden. Damit soll die weitere Verbreitung des Virus verlangsamt werden. Was solche Sperrzonen bringen, weiss SRF-Wissenschaftsredaktor Daniel Theis.

Daniel Theis

Daniel Theis

SRF-Wissenschaftsredaktor

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Daniel Theis ist promovierter Atmosphärenchemiker und Mikrobiologe. Seine Spezialgebiete sind Energiethemen, Mobilität und technische Entwicklungen. Er arbeitet seit 2013 in der SRF-Wissenschaftsredaktion.

SRF News: Ist die Einrichtung einer solchen Sperrzone aus wissenschaftlicher Sicht sinnvoll?

Daniel Theis: Am Anfang einer Epidemie kann das durchaus sinnvoll sein. Allerdings kann man sich damit nicht viel mehr als Zeit kaufen. Das zeigt sich am Beispiel China: Dort wurden ganze Millionenstädte isoliert, wodurch sich die Ausbreitung des Coronavirus verlangsamte. Doch gestoppt wurde das Virus dadurch bekanntlich nicht.

Unter welchen Bedingungen kann eine solche Sperrzone etwas bringen?

Sperrzonen sind eine sehr drastische Massnahme. Sie können beruhigend wirken, stehen aber quer zu unserem Freiheitsempfinden. Vor allem kann eine Sperrzone niemals hundertprozentig dicht sein. Das ist aus logistischer Sicht nicht möglich.

Sperrzonen können die Ausbreitung des Virus bloss verlangsamen.

Bei einem Virus wie Corona, das kaum einzudämmen ist, bringt eine Sperrzone deshalb bloss einen Zeitgewinn: Dadurch werden nicht alle gleichzeitig krank, was schon helfen kann. Das funktioniert allerdings nur in einer frühen Phase, bevor sich das Virus ausgebreitet hat. Ob das in Italien jetzt noch funktioniert, weiss man noch nicht. Viel wichtiger als Sperrzonen sind jedoch Massnahmen wie Distanz zu anderen Menschen halten, Veranstaltungen absagen, häufiges Händewaschen.

Milde Infektionen bleiben teilweise unentdeckt. Deshalb kann sich das Virus praktisch unbemerkt weiterverbreiten.

Wieso ist das Virus kaum einzudämmen?

Milde Infektionen bleiben teilweise unentdeckt. Deshalb kann sich das Virus praktisch unbemerkt weiterverbreiten. Darum können wir höchstens noch steuern, wie schnell die Verbreitung vor sich geht.

Die Sperrzone in Italien ist löchrig. So dürfen Grenzgängerinnen und Grenzgänger weiterhin ins Tessin arbeiten gehen. Bringt die Sperrzone unter diesen Umständen etwas?

Man hat noch sehr wenige Erfahrungen mit solchen Sperrzonen. Aus China weiss man allerdings, dass die Ausbreitung des Virus bloss verlangsamt, aber nicht verhindert wurde. Die Sperrzonen in Italien werden also die Ausbreitung nach Süden nicht verhindern können. Und nach Norden – in die Schweiz – hat sich das Virus ja sowieso schon ausgebreitet. Das geschah vor allem durch Ferienreisende und Geschäftsleute aus der Schweiz, die das Virus aus Italien oder aus anderen Ländern heimgebracht haben.

Fiebermessen am Grenzübergang bringt nichts.

Müsste man an der Grenze sorgfältiger kontrollieren, um zu verhindern, dass infizierte Personen aus Italien einreisen – etwa durch konsequentes Fiebermessen der Einreisenden?

Dazu gibt es recht klare wissenschaftliche Untersuchungen, die belegen, dass das nichts bringt. Die Messungen sind ungenau. Zudem findet man Personen nicht, die schon infiziert sind, aber noch keine Symptome haben. Und diese Menschen können das Coronavirus dann weitergeben, wenn die Krankheit bei ihnen ausbricht.

Das Gespräch führte Christina Scheidegger.

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