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Panorama Neuer Frühmensch mit Schweizer Hilfe entdeckt

Der Homo sapiens erhält einen weiteren Verwandten. Ein internationales Forschungsteam hat in einer südafrikanischen Höhle die neue Menschenart entdeckt und diese Homo naledi getauft. Beteiligt am aufsehenerregenden Fund ist auch der Zürcher Wissenschaftler Peter Schmid.

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«Solch eine überwältigende Vielfalt habe ich noch nie gesehen»
aus SRF 4 News aktuell vom 11.09.2015.
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Der Anthropologe Peter Schmid ist noch immer begeistert. Zwar hat er auf dem afrikanischen Kontinent schon andere spektakuläre Knochenfunde gemacht, doch dieser Fund schlägt für ihn alles.

Nicht die Knochen eines einzelnen, sondern 1800 Fragmente von mindestens 15 Menschen lagen in der gut abgeschirmten Höhle in der Nähe von Johannesburg: «Solch eine überwältigende Vielfalt an Material haben wir noch nie gesehen», sagt Peter Schmid euphorisch.

Das ist etwas ganz Besonderes und alle Kollegen sind sich einig, dass wir hier etwas völlig Neues haben.

Die Überreste zeigen einerseits Zähne, die in den Mund des heutigen Menschen passen würden, andererseits archaische Hände, die zum Klettern geeignet sind und mehr jenen des Orang-Utans ähneln. «Das ist etwas ganz Besonderes und alle Kollegen sind sich einig, dass wir hier etwas völlig Neues haben», freut sich Schmid.

Hat der Homo naledi Artgenossen bestattet?

Etwas völlig Neues, eine bisher unbekannte Menschenart, ein neuer Verwandter des Homo sapiens. Das internationale Forschungsteam unter amerikanischer Leitung hat ihn Homo naledi getauft. Unbekannt ist, wie alt die Knochenreste sind.

Schmid hofft darauf, dass dies bald einmal geklärt wird. Zwischen 100'000 und drei Millionen Jahre alt könnten die Knochen sein. Und noch etwas gibt Rätsel auf: Hat diese uralte Menschenart bereits Verstorbene bestattet? «Es ist eine ganz ungewöhnliche Situation. Wir haben in dieser Kammer nur menschenartige Fossilien gefunden. Es gibt überhaupt keine Überreste von Tieren. Wenn die da heinengekrochen und gestorben wären, müssten auch Überreste von Tieren zu finden sein, aber es gibt nichts.»

Nach dem Anthropologen sei es nur logisch, dass diese Menschenartigen bewusst in die Höhle geworfen worden seien: «Ob das dann irgendwelche philosophischen Nachwirkungen hat, überlasse ich anderen Leuten. Wir diskutieren die Reste. Alles andere geht in den Bereich der Paläopoesie.»

Es ist zum Teil ein Medienhype, aber es ist trotzdem wichtig, dass die Leute offen und breit darüber informiert werden.

Paläopoesie betreibt Schmid also nicht. Sondern Knochenarbeit. Dazu gehört auch das Publizieren. Zwei Jahre hat es gedauert, bis das Team seine Erkenntnisse in einem Fachblatt veröffentlicht hat, das auf dem Prinzip Open Source beruht. Das heisst, jeder und jede kann gratis auf die Studie und die Daten zugreifen: «Es gibt auch eine Seite, auf der wir dreidimensionale Daten zur Verfügung stellen. Hier können Leute die Daten herunterladen und die Stücke selbst mit einem 3D-Drucker ausdrucken und diskutieren», erklärt Schmid.

Die Entdeckung des Homo naledi hat ein weltweites Medienecho ausgelöst, unterstützt durch eine ausgebaute PR-Maschinerie des amerikanisch geprägten Forschungsteams. Sind die Knochenfunde in der südafrikanischen Höhle doch mehr ein Medienhype als eine tatsächliche wissenschaftliche Sensation? «Es ist zum Teil ein Medienhype, aber es ist trotzdem wichtig, dass die Leute offen und breit darüber informiert werden.» Auch darüber informiert werden, welche aussergewöhnlichen Knochen von Homo Naledi jeweils durch die Hände von Homo sapiens Peter Schmid gegangen sind.

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