Zum Inhalt springen

Header

Inhalt

Päpstliche Twitter-Strategie Jeden Tag ein frommer Tweet

40 Millionen Follower: @pontifex ist @realdonaldtrump dicht auf den Fersen – auch wenn die Botschaft eine andere ist.

«Setzen wir uns für eine Welt ohne Atomwaffen ein, indem wir den Atomwaffensperrvertrag umsetzen und diese Werkzeuge des Todes abschaffen», liess Papst Franziskus Ende September auf Twitter verlauten. Es war der einzige Tweet des Tages, verbreitet in neun Sprachen, darunter auch in Deutsch.

Die Worte von Gottes Stellvertreter auf Erden standen in gewissem Widerspruch zu denjenigen des mächtigsten Mannes der Welt, Donald Trump: «Unser Nukleararsenal ist stärker als je zuvor», twitterte er auf dem vorläufigen Höhepunkt des Konflikts mit Nordkorea.

Und in seinen aktuellsten Tweets liefert sich der US-Präsident eine Fehde mit NBC: Der US-Sender berichtet, Trump habe in einem Treffen mit Sicherheitsberatern gefordert, das Atomarsenal der USA um das Zehnfache aufzustocken. Darauf antwortet der Präsident mit einer repressiven Drohung gegen die Medienbranche und fordert einen Lizenzentzug für «gewisse» Medienhäuser.

Weniger sprenggewaltig, dafür umso erbaulicher nimmt sich dagegen der aktuellste Tweet des Pontifex aus:

In einem Punkt sind sich die so unterschiedlichen Charaktere allerdings ähnlich: Während Trumps Twitter-Konto 40,3 Millionen Follower zählt, scharen sich aktuell 40 Millionen «Schäfchen» um Franziskus. Das deutschsprachige Twitter-Konto zählt jedoch nur knapp eine halbe Million Follower – 300'000 weniger als das lateinische Konto. Spitzenreiter ist der spanischsprachige @pontifex mit 14,6 Millionen, gefolgt vom englischsprachigen mit 14 Millionen.

Mönch hört sich Vorlesung an Vatikan-Uni an.
Legende: Wer «öpis mit Medie» machen möchte, ohne vom Glauben abzufallen, kann «Kirchenkommunikation» studieren. Keystone

Dass der Pontifex überhaupt twittert, ist einer «Konvergenzstrategie» zu verdanken, die neben den Medienhäusern auch das Haus des Herrn umtreibt: 2015 beschloss der Vatikan, seine bisher getrennten Pressestellen zusammenzulegen, darunter Radio Vatikan und den vatikanischen Fernsehservice. Ein Ziel der Neustrukturierung legte Franziskus in einem «apostolischen Schreiben» dar: «Künftig ist das neu geschaffene Vatikanische Sekretariat auch dafür zuständig, den Twitter-Kanal zu betreuen.»

Die Formulierung zeigt, dass – im Gegensatz zum US-Präsidenten – nicht jeder Tweet persönlich vom Inhaber des Kontos verschickt wird. Doch der Pontifex behält sich das Recht vor, diese abzusegnen: Laut dem Kommunikationsbüro liest Franziskus jeden der Tweets gegen. Und, sofern der Papst dies wünscht, kann er jederzeit selber eine Kurznachricht verfassen.

Missionsbefehl 2.0

Der Vatikan will mit seinen Aktivitäten in den sozialen Medien nicht nur Katholiken erreichen, sondern auch Nichtgläubige. Und diese, wie auf der Webseite des pontifikalen Rates für soziale Kommunikation nachzulesen ist, auch für die eigene Sache gewinnen: «Twitter ist für die katholische Kirche auch eine Möglichkeit, um zu missionieren, also den christlichen Glauben zu verbreiten.»

Franziskus Twitter-Crew tut damit, wie Jesus gesagt...

Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.
Autor: Jesus Christus Laut dem Matthäus-Evangelium

….ohne sich aber den Strapazen und Gefahren auszusetzen, mit denen es die Apostel zu tun hatten – auch wenn @pontifex ebenfalls mit Spöttern zu kämpfen hat, die unflätige Kommentare absondern.

Wer «Senden» drückt und mit den nötigen Hashtags dafür sorgt, dass die Tweets auch ihre Leser finden, ist nur schwer zu eruieren. Allerdings ist davon auszugehen, dass viele der Autoren auf einen exotischen Studiengang zurückblicken: Sie dürften in grosser Zahl das Orchideenfach «Kirchenkommunikation» belegt haben, das weltweit nur die Päpstliche Universität vom Heiligen Kreuz in Rom anbietet.

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel