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Risikowarnung von Philips verunsichert Schlafapnoe-Betroffene
Aus Espresso vom 19.07.2021. Bild: Imago
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Risikowarnung von Philips Tausende von Schlafapnoe-Betroffenen sind verunsichert

Aus den Atemgeräten könnten sich Schaumstoffpartikel lösen. In den USA wurden sie deshalb zurückgerufen.

Schlafapnoe ist ein weitverbreitetes Problem. Allein in der Schweiz leiden rund 150'000 Menschen unter diesen Atemaussetzern im Schlaf. Diese sorgen bei den Betroffenen nicht nur für Übermüdung, sie können auch zu Bluthochdruck führen, oder gar zu einem Schlaganfall oder Herzinfarkt – wenn man nichts dagegen unternimmt.

Eine grosse Hilfe sind Atemgeräte. Sie führen den Patientinnen und Patienten über einen Schlauch und eine Gesichtsmaske Luft zu, während sie schlafen, und überbrücken die gefährlichen Atemaussetzer.

Gefährliche Schaumstoffpartikel

Und nun das, Philips hat in den USA seine Atemgeräte der Marke «Respironics» zurückgerufen. Grund: In den Geräten steckt ein offenbar qualitativ minderwertiger Schaumstoff. Dämmmaterial, das helfen soll, die Lautstärke des Apparats zu senken.

Bei grosser Hitze und Luftfeuchtigkeit kann sich das Material laut Philips zersetzen, Partikel können sich ablösen und in die Atemwege der Patientinnen und Patienten gelangen.

Die gesundheitlichen Folgen könnten gravierend sein: Von Übelkeit und Reizungen der Atemwege bis zu Asthma und sogar Krebs ist die Rede. Man sei aber noch daran, die möglichen Folgen genau abzuklären, heisst es bei Philips. Bislang gebe es noch keine Hinweise auf ernsthafte Gesundheitsschäden wie Krebs oder sogar Todesfälle.

Und anders als in den USA sieht der Konzern im Rest der Welt von einem Rückruf ab. Man belässt es bei einer «Sicherheitsmitteilung».

«Man lässt uns im Regen stehen»

Diese lässt all jene, die auf diese Atemgeräte angewiesen sind – rund 40'000 Personen allein in der Schweiz - besorgt und verunsichert zurück. Das zeigen auch Meldungen von Hörerinnen und Hörern des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso».

Er wisse nicht, was er jetzt tun solle, sagt etwa ein Schlafapnoe-Patient aus dem Kanton Solothurn. «Man lässt uns im Regen stehen». Ein anderer kommt zum Schluss: «Bloss weg mit dem Ding.»

Letzteres sei aber keine gute Idee, sagt Tina Meyer von der Lungenliga Zentralschweiz. Sie empfiehlt, dass man zuerst den behandelnden Arzt konsultiert. Der müsse dann eine Risikoabwägung vornehmen.

«Ist es gefährlicher durch das Gerät zu atmen oder mit der Therapie aufzuhören?» Laut ersten Rückmeldungen sei man in den meisten Fällen zum Schluss gekommen, die Therapie weiterzuführen.

Höchst unbefriedigende Situation

Die kantonalen Ableger der Lungenliga verkaufen und vermieten solche Atemgeräte. Die meisten hätten wegen des Problems mit den Philips-Geräten eigens eine Hotline eingerichtet, so Meyer.

Bis man nicht weitere Infos seitens Philips oder der Schweizer Arzneimittelbehörde Swissmedic habe, könne man den Betroffenen leider nicht viel mehr empfehlen als eben die Ärztin oder den Arzt zu konsultieren und sich in Geduld zu üben. Ersatzgeräte von anderen Herstellern seien angesichts der weltweit riesigen Nachfrage Mangelware.

Eine höchst unbefriedigende Situation, nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für die behandelnden Ärzte. Die Schweizerische Gesellschaft für Pneumologie fordert von Philips und Swissmedic klare Fakten und Lösungsvorschläge. Und zwar so rasch als möglich.

Auch der Dachverband der Schweizer Patientenstellen und der Westschweizer Konsumentenschutz machen laut «Blick» Druck auf Philips und Swissmedic. Dort heisst es gegenüber «Espresso», man verlange von Philips laufend Infos zum Stand der Dinge und der korrigierenden Massnahmen und habe sich unterdessen auch mit europäischen Partnerbehörden kurzgeschlossen.

Philips: «Freiwillige Massnahme»

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«Espresso» erhält von Philips nur ziemlich vage Informationen. Die Medienstelle von Philips Schweiz stellt eine baldige Aktualisierung der ärztlichen Empfehlungen in Aussicht und erwähnt, dass die Analyse möglicher Gesundheitsrisiken noch andauere. Das Unternehmen verweist auf seine Webseite. Die dortigen Informationen für Kunden und Mediziner zum Thema würden laufend aktualisiert. Philips empfiehlt den Patientinnen und Patienten, die ein «Respironics»-Atemgerät benötigen, den behandelnden Arzt zu konsultieren. Das Unternehmen betont, sowohl beim Rückruf als auch bei dieser Sicherheitsmitteilung handle es sich um freiwillige Massnahmen «auf Basis interner Untersuchungen». Weshalb Philips so vage bleibt, liegt auf der Hand: Es geht letztendlich um Haftungsfragen und mögliche Schadenersatzforderungen in Millionenhöhe.

Espresso, 19.07.2021, 08:13 Uhr

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