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Panorama Social Media als Fiebermesser der Gesellschaft

Kann das Mitteilungsbedürfnis auf sozialen Netzwerken wie Twitter die medizinische Forschung vorantreiben? Können Anfragen bei Suchmaschinen wie Google eine Grippewelle erkennen? Solche Fragen erforscht Marcel Salathé an der ETH Lausanne – er stösst sowohl an Möglichkeiten als auch Grenzen.

«Digitale Epidemiologie» heisst das Forschungsgebiet von Marcel Salathé, Professor der ETH Lausanne. «Wenn die Leute krank werden und gewisse Symptome haben, dann ist eines der ersten Dinge, das sie tun, zu googeln.

Entsprechend schnell hat Google diese Daten. Sehr viel früher als zum Beispiel das Bundesamt für Gesundheit», beschreibt er einen der entsprechenden Forschungsansätze.

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Dank Suchanfragen und Social Media Grippewellen erkennen
aus Echo der Zeit vom 11.06.2016.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 30 Sekunden.

So wird in der Digitalen Epidemiologie beispielsweise analysiert, wenn Erkrankte Suchanfragen zu Grippesymptomen im Internet machen oder gleich via Twitter mitteilen, dass sie krank im Bett liegen.

Dank des Mitteilungsbedürfnisses auf sozialen Medien hat Salathé auch schon Nebenwirkungen bei einem neuen Medikament auf dem Markt herausgefunden: «Die Leute nehmen das Medikament und die ersten Nebenwirkungen drücken sich aus. Normalerweise ist das ein sehr langer Prozess: Der Patient muss das seinem Doktor oder seiner Apotheke erklären, diese Daten werden gesammelt und weitergeleitet. Heute ist es aber auch so, dass das die Leute direkt tweeten oder googeln. Diese Daten konnten wir sammeln und zum Beispiel zeigen, dass wir die Reaktion auf HIV-Medikamente mit Twitter sehr schnell erfassen können.»

Datenmenge als Herausforderung

So weit so gut, doch ganz so einfach wie es tönt, ist es dann auch wieder nicht. Die Forscher müssen zwei grosse Hindernisse überwinden: Einerseits haben sie es mit unglaublich grossen Datenmengen zu tun: sie müssen die richtigen Daten finden und analysieren. Andererseits müssen sie dabei aber auch auf ganz viele wichtige Daten verzichten, weil sie geschützt sind.

Salathé erkärt: «Wir bekommen nicht die Information, eine Person X ist mit dieser Diagnose krank. Vielmehr sagt jemand, mir geht es nicht so gut, ich habe Halsschmerzen. Weil es sich hier um Hunderttausende oder Hunderte von Millionenpunkte handelt, können wir das nicht von Hand machen. Und deshalb benutzen wir neue Technologien, die unter das neue Label von maschinellem Lernen fallen. Somit mischen wir ein per se schon spannendes Forschungsgebiet mit dem Forschungsgebiet der Epidemiologie.»

Bisher nur öffentliche Daten als Quelle

In dieser Kombination der Forschungsgebiete sieht Marcel Salathé ein enormes Potenzial, das erst recht ausgeschöpft werden könnte, wenn zusätzlich zu den Internetdaten auch vertrauliche, geschützte Daten der Patienten zur Verfügung stehen würden. «Diese Daten, die sind irgendwo in irgendwelchen Schubladen: bei Ärzten oder in Spitälern. In dieser Information liegt ein wahnsinniges Know-how, das wir mit diesen neuen technischen Möglichkeiten erheben könnten. Mir scheint, wir müssen eine Lösung finden, dass ich als Patient entscheiden kann, meine Gesundheitsdaten mit zum Beispiel Forschungsprojekten zu teilen und zur Verfügung zu stellen.»

Vorerst muss sich Marcel Salathé darauf beschränken, die Mengen von öffenltich zugänglichen Daten zu erforschen und zu analysieren und darauf zählen, dass viele über Krankheiten googeln und twittern und so unbewusst auch zum medizinischem Fortschritt beitragen.

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