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Panorama «Wir haben ein neues Sinnesorgan fürs Universum»

Albert Einstein hatte schon vor 100 Jahren vermutet, dass es Gravitationswellen geben muss. Physiker aus den USA konnten diese nun erstmals nachweisen. SRF-Wissenschaftsredaktorin Hanna Wick über den Wert der wissenschaftlichen Sensation.

SRF News: Was hat es mit diesen Gravitationswellen genau auf sich?

Hanna Wick

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Die Physikerin ist seit 2013 in der Fachredaktion Wissenschaft bei SRF tätig. Davor war sie acht Jahre lang Wissenschaftsredaktorin bei der NZZ. 2014 wurde sie von den Lesern des Branchenmagazins «Schweizer Journalist» zur «Wissenschaftsjournalistin des Jahres» gewählt.

Hanna Wick: Diese Wellen sind Schwingungen im Gefüge von Raum und Zeit, wie Albert Einstein sie bereits postuliert hat. Seine Theorie besagt, dass wir uns Raum und Zeit ganz anders vorstellen müssen, als wir es intuitiv tun. Das Raum-Zeit-Gefüge ist nicht starr und absolut, sondern es ist elastisch. Es kann sich krümmen wie eine Art Gummimasse, die das Universum füllt. Und diese gerät ins Schwingen, wenn sich Massen darin beschleunigen. Diese Schwingungen wandern dann durchs Weltall, wie die Wellen auf einem See, durch den eine Ente schwimmt. Genau diese Schwingungen, die Gravitationswellen, haben Forscher in den USA jetzt erstmals direkt mit zwei verschiedenen, riesigen Instrumenten nachgewiesen. Die Wellen stammen von zwei schwarzen Löchern weit draussen im All, die erst umeinander kreisten und dann miteinander verschmolzen. Das konnte man messen. Bisher kannte man nur indirekte Hinweise auf solche Wellen. Deshalb ist der direkte Beweis nun eine solche Sensation.

Die Forschung ist angesichts dieser Entdeckung in heller Aufregung. Warum?

Es ist einfach etwas sehr Spezielles, weil man so viele Jahrzehnte danach gesucht hat. Diese Gravitationswellen sind sehr schwach, sie sind eine Art Kräuseln in Raum und Zeit. Das heisst, von den Wellen dieser zwei schwarzen Löcher mit ihren gigantischen Massen merkt man auf der Erde fast nichts. Der Raum wird nur ein ganz kleines bisschen gestaucht und gestreckt; nur um einen winzigen Bruchteil eines Atomkerns. Das muss man sich einmal vorstellen! Und diese winzige Änderung mussten die Forscher mit ihren Instrumenten messen. Viele Jahre hat das nicht geklappt. Jetzt schon. Deshalb ist der Jubel jetzt so gross.

Da es sehr schwache Wellen sind, kann man nicht auf ihnen zum Mars surfen.

Warum hat es Jahrzehnte gedauert, bis man das nachweisen konnte?

Diese Wellen sind sehr schwach. Man hat auch schon verschiedene andere Designs probiert. Und man hat auch schon verschiedentlich gehört, dass der Nachweis gelungen sei, musste dann aber im Nachhinein zurückkrebsen. Die technische Herausforderung ist einfach sehr gross. Aber letztes Jahr wurde bei diesen beiden amerikanischen Experimenten das Design verbessert und die Empfindlichkeit verstärkt. Am 14. September letzten Jahres konnten die Forscher dieses Signal einfangen. Es ist also auch ein bisschen Glück dabei gewesen.

Audio
Und es gibt sie doch: Gravitationswellen
aus Echo der Zeit vom 11.02.2016. Bild: Reuters
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 20 Sekunden.

Hat das nun konkrete Folgen für die Menschen, für die Raumfahrt zum Beispiel?

Da es sehr schwache Wellen sind, kann man nicht auf ihnen zum Mars surfen. Das wäre zwar schön, aber unmöglich. Man kann aber sehr wohl etwas damit anfangen, nämlich mehr über das Universum herausfinden. Die Forscher können jetzt nicht mehr nur das Licht von Sternen und Galaxien, die Radiowellen oder Röntgenstrahlung einfangen. Sondern sie haben jetzt auch die Gravitationswellen, die sie messen können. Es ist ein bisschen so, als hätten die Forscher plötzlich ein neues Sinnesorgan fürs Universum. Es wird spannend sein, zu sehen, was sie alles übers Universum herausfinden mit dieser Gravitationswellen-Astronomie. Die Freude darüber, was da noch kommt, war ihnen bei der Pressekonferenz anzusehen.

Das Gespräch führte Isabelle Maissen.

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