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Eidgenössisches Turnfest Aarau: Sparen und Feiern in der «Festhütte der Nation»

Das Eidgenössische Jodlerfest 2005, das Schwing- und Älplerfest 2007, das nationale Schützenfest 2010 und das Eidgenössische Volksmusikfest 2015: Die Aargauer Kantonshauptstadt hat sich in den letzten Jahren als «Festhütte der Nation» in Szene gesetzt.

Aarau will das offensichtlich weiterhin. Es folgt das nationale Volksfest Nummer 5: Das Eidgenössische Turnfest 2019. Erwartet werden 70'000 Turnerinnen und Turner und 120'000 Besucherinnen und Besucher während einer Woche.

Fahnenschwinger laufen in einer Reihe durch ein offenes Stadion
Legende: 70'000 Turner und 120'000 Gäste werden 2019 am Turnfest in Aarau erwartet (im Bild Turnfest Biel 2013). Keystone

Wunschliste der Organisatoren

Das Organisationskomitee hat bei der Stadt um finanzielle Unterstützung gebeten. 250'000 Franken «in bar» – ein Geldbetrag als «Patronatsbeitrag» – und dazu kostenlose Dienstleistungen von Polizei, Feuerwehr, Zivilschutz, kostenlose Nutzung von Land und weitere Sachleistungen. Das war die Wunschliste.

Der Stadtrat hat diese Liste bereits ziemlich gestutzt: 250'000 Franken Barbeitrag und maximal 500'000 Franken Sachleistung – dies der Vorschlag, den das Stadtparlament am Montagabend zu behandeln hatte.

Was zu erwarten war: Diskussionslos wurde der Kredit vom Einwohnerrat nicht bewilligt. Immerhin kämpft auch die Kantonshauptstadt seit Jahren mit finanziellen Engpässen. Ein Sparprogramm jagt das andere. Vor allem die 250'000 Franken Barbeitrag wurden kritisch beäugt.

Feiern ja, aber...

«Das ist viel Kohle», sagte SP-Einwohnerrat Alois Debrunner. Es mute ihn komisch an, dass man dieses Geld «a fonds perdu» einem Trägerverein übergebe, der eigentlich mit einem Gewinn rechne nach dem Turnfest.

Allerdings fliesse ein allfälliger Gewinn in den Breitensport, hiess es vom zuständigen Stadtrat. Wenn die Stadt ihr Geld zurückfordere, dann fehle dieses Geld den Turnvereinen im Kanton.

Insgesamt musste der Einwohnerrat über drei Anträge entscheiden:

  • Die SP wollte den Barbeitrag umwandeln in ein zinsloses Darlehen mit Defizitgarantie. Wenn das Turnfest Gewinn macht, dann soll es die 250'000 Franken der Stadt wieder erstatten. Wenn die Veranstaltung keinen Gewinn abwirft, dann darf der Trägerverein das Geld behalten.
  • Die Finanz- und Geschäftsprüfungskommission verlangte eine Kürzung des Kredits von insgesamt 750'000 auf 666'000 Franken. Sie störte sich daran, dass die Stadt den Turnerinnen und Turnern den Eintrittspreis in die Badi erlassen wollte.
  • Die Grünen wollten den Barbeitrag davon abhängig machen, ob ein nachhaltiges Abfall- und Entsorgungskonzept vorliegt. Sie verlangten konkret Mehrwegbecher für die Getränke.

Am Schluss zeigte sich der Einwohnerrat «mittelknausrig». Er bewilligte den Kredit von insgesamt 666'000 Franken. Die Turner müssen den Badi-Eintritt also selber bezahlen. Der Barbeitrag von 250'000 Franken wird aber nicht nur als Darlehen, sondern definitiv gewährt. Und: Die Veranstalter werden verpflichtet, Mehrweggeschirr einzusetzen. Auch der Antrag der Grünen wurde angenommen.

Ärger bei Turnfans

Einige Parlamentarier ärgerten sich über die Feierlaune-Verderber im Saal. «Die Stadt Aarau hat sich um dieses Turnfest beworben. Nicht der Turnverband kam nach Aarau und fragte, ob man das Fest hier machen dürfe», betonte CVP-Einwohnerrat Peter Roschi, der gleichzeitig auch Mitglied im Turnfest-Komitee ist.

2019 würden die nationalen Medien über zehn Tage lang auf Aarau schauen, betonte Roschi weiter. Er wünsche sich für Aarau ein bisschen mehr «feu sacré», wie man es in Baden an der Badenfahrt spüre. «Das ist eine einmalige Marketing-Aktion», gab auch Michel Meyer von der FDP zu bedenken.

Wie viel so ein Fest für das Stadtmarketing genau bringt, das bleibt am Schluss aber ein Geheimnis. Die Finanz- und Geschäftsprüfungskommission hatte an ihrer Sitzung gefragt, ob es konkrete Studien zur Aussenwirkung solcher Feierlichkeiten gibt. Antwort aus dem Stadtrat: Nein oder zumindest nicht bekannt.

Weitere Beschlüsse

Der Einwohnerrat empfiehlt die «Volksinitiative «Raum für alle - Ja zu bezahlbarem Wohn- und Gewerberaum» mit 31 zu 15 Stimmen zur Ablehnung (1 Enthaltung). Die SP-Initiative verlangte unter anderem eine gezielte Förderung von günstigem Wohnraum, unter anderem durch Zukauf von Liegenschaften und Land. Ein abgeschwächter Gegenvorschlag von GLP und CVP unterlag ebenfalls mit 31 zu 16 Stimmen. Auch der Antrag des Stadtrats, eine Wohnraumstrategie zu erarbeiten, wurde mit 27 zu 20 Stimmen abgelehnt. Das letzte Wort hat das Stimmvolk - es wird über die SP-Initiative abstimmen können.
Auch in der Stadt Aarau soll künftig die Regierung und nicht mehr das Parlament über Einbürgerungen entscheiden. Der Einwohnerrat hat eine entsprechende Änderung der Gemeindeordnung mit 28 zu 19 Stimmen gutgeheissen. SVP und FDP stimmten dagegen. Die Einbürgerung verkomme zum Verwaltungsakt, argumentierten sie. Auch künftig würden die Einbürgerungsgesuche durch eine separate Kommission bearbeitet, in der Einwohnerräte vertreten sind, hiess es bei Mitte- und Linksparteien. Die Gemeindeordnung muss vom Stimmvolk noch genehmigt werden.
Die Vordere Vorstadt (Strassenzug vom Aargauerplatz beim Regierungsgebäude bis zum Oberen Turm) wird saniert. Der Einwohnerrat hat einen Baukredit von knapp 1,6 Millionen Franken bewilligt. Die Strasse wird künftig etwas enger, die Fusswege den Altstadt-Fassaden entlang etwas breiter. Die Strasse wird künftig geteert anstelle der heutigen Pflästerung. Das sei kostengünstig und verursache weniger Lärm, hiess es im Rat.

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