Würste, Rösti, Eier und Speck: Ein reichhaltiges Buffet empfängt die Kaderleute der Solothurner Wirtschaft in einem Oltner Konferenzhotel. Die Wirtschaftsförderung hat eingeladen zu einem Netzwerk-Anlass. Auf dem Programm stehen verschiedene Vorträge und informeller Austausch, der Rahmen dazu bietet ein Frühstück.
Die Leiterin der Wirtschaftsförderung, Karin Heimann, empfängt die knapp 100 Besucher mit einem freundlichen Lächeln. Eigentlich aber ist ihre Stimmung eher gedrückt: Die UBS hat vor kurzem die Wettbewerbsfähigkeit des Kanton Solothurn zurück gestuft. Solothurn liegt im interkantonalen Vergleich nur noch auf Platz 18. Und die letztjährige Exportstatistik zeigt, dass die Exporte aus dem Kanton Solothurn massiv eingebrochen sind, während die Schweiz insgesamt sogar leicht zulegen konnte.
Karin Heimann hat Erklärungen bereit: «Zugelegt haben vor allem die Uhrenindustrie, die Pharmabranche und die Nahrungsmittelkonzerne. Im Kanton Solothurn ist nur die Uhrenindustrie breit vertreten, und diese Firmen gehören zu einem Konzern mit Hauptsitz im Kanton Bern, das wird statistisch deshalb nicht unserem Kanton zugeordnet.» Gemeint ist damit natürlich die Grenchner Uhrenfabrik Eta, die zur Bieler Swatch-Gruppe gehört.
Sorgenkind Export-Industrie
Die Export-Industrie ist und bleibt das Sorgenkind der Solothurner Wirtschaft. Vor allem die vielen Firmen im Maschinen- und Metallbereich leiden unter dem starken Franken. Zwar blieben die grossen Entlassungswellen bisher aus, aber die Firmen verdienen kaum mehr Geld, die Margen sind zu tief.
Dieses Problem kennt auch Jungunternehmer Roger Jutzeler. Seine Firma Mythentec aus Biberist produziert Kunststoffteile, zum Beispiel für Kinderspielzeug. Diese Spielzeuge werden exportiert, zum Teil sogar nach Asien. Jutzeler kann nur konkurrenzfähig bleiben, weil er Menschen durch Maschinen ersetzt.
Unterschiedliche Rezepte gegen die Krise
Auch Esther Luterbacher spürt die Krise. Sie ist die Geschäftsleiterin der Werbeagentur IBL und Partner in Solothurn und betreut verschiedene Firmen, von Einzelunternehmen bis zu internationalen Grosskonzernen. «Die Werbebranche ist ein Früh-Indikator für die Konjunktur», sagt Luterbacher. Jeder Chef gehe mit den aktuellen Problemen anders um.
Es gebe aber tatsächlich Firmen, die im Moment mit «angezogener Handbremse» unterwegs seien. «Man merkt, dass gewisse Firmen nur noch über Zahlen gesteuert werden. Da gibt es keine Innovation mehr.»
Dabei wäre genau jetzt der richtige Zeitpunkt für Innovationen und Investitionen, sagt Bankfachmann Andreas Hinck. «Es gibt Anzeichen für eine Erholung, die Firmen sollten jetzt ihre Investitionen planen. Das Geld ist im Moment billig, aber das muss nicht für lange so bleiben.» Tiefe Zinsen und damit günstige Kredite müssten die Firmen eigentlich zu Investitionen anspornen, findet Andreas Hinck von der Bank Coop.
Baubranche boomt auch in Solothurn
Zufrieden mit der aktuellen Lage zeigt sich am Unternehmerfrühstück in Olten der Präsident der Solothurner Baumeister. Bruno Fuchs erwartet ein gutes Jahr 2013. «Im Moment werden die Wohnungen, die wir bauen, sofort vermietet oder verkauft. Die Auftragsbücher sind voll.»
Auch Grosskonzerne wie Post und SBB haben in Solothurn investiert und Arbeitsplätze geschaffen. Arbeitsplätze, die kaum von konjunkturellen Schwankungen betroffen seien, wie Volkswirtschaftsdirektorin Esther Gassler in einem Referat betont. Sie zeichnet deshalb ein durchaus positives Bild zur Gefühlslage der Solothurner Unternehmer.