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Aargau Solothurn Expo 64: Stolze Solothurnerinnen und knausrige Aargauer

Vor 50 Jahren, am 30. April 1964, wurde die Schweizerische Landesausstellung Expo 64 eröffnet. Auch Menschen aus unserer Region erinnern sich lebhaft an dieses Ereignis. Die Erinnerungen sind allerdings unterschiedlich: Die Solothurner sind stolz, die Aargauer bis heute etwas beschämt.

«Landesausstellungen sorgen immer wieder für politisches Geplänkel», sagt der ehemalige Aargauer Regierungs- und Ständerat Thomas Pfisterer. Das war auch 1964 so: Die Aargauer Stimmbürger zeigten sich kleinlich im Vorfeld der Expo 64. Zwei Mal hatten sie einen Kredit für die Durchführung eines Aargauertages abgelehnt. Der Kanton konnte offiziell deshalb kein Programm für die Landesausstellung gestalten.

«Ich habe mich für den Aargau geschämt», erinnert sich Pfisterer im Gespräch mit dem Regionaljournal Aargau Solothurn von Radio SRF. Pfisterer war 1964 23-jährig, Student und Offizier. Später wurde er als Aargauer Regierungsrat und Ständerat bekannt. Pfisterer kann sich bis heute nicht restlos erklären, weshalb der Aargau so wenig Begeisterung für die Expo aufbringen konnte. Es sei ein «innenpolitischer Betriebsunfall» gewesen, die Kreditvorlage habe sich mit Sparmassnahmen gekreuzt.

Private und Gemeinden sammelten Geld

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Erinnerungen an die Expo 64 aus regionaler Sicht (8.5.2014)
08:37 min
abspielen. Laufzeit 8 Minuten 37 Sekunden.

Der damalige Landammann Adolf Richner musste sich in einem Radiointerview sogar gegen den Vorwurf wehren, die Aargauer hätten wohl etwas gegen die Welschen. Der «Kulturkanton» wurde verspottet für seine Knausrigkeit. Doch am Schluss schaffte auch der Aargau einen ansprechenden Auftritt. «Das Volk hatte nur auf Kantonsebene abgestimmt. In den Gemeinden kam dann aber Geld zusammen, auch Private haben viel gespendet», erinnert sich Thomas Pfisterer.

Insgesamt kamen so 600'000 Franken für den Aargauertag an der Expo 64 zusammen. «Mehr als einen Franken pro Einwohner», wie Pfisterer betont. «Man konnte als Aargauer sich am Schluss also doch mit hohlem Kreuz an der Expo präsentieren.»

Solothurner Festumzug und Festspiel

Im Kanton Solothurn blieben solche politischen Auseinandersetzungen weitgehend aus. Der Kanton engagierte sich mit einem aufwändigen Festumzug und einem eigens für die Expo komponierten und getexteten Festspiel. Der Solothurnertag fand am 3. Juli 1964 statt.

Mit dabei war auch die damals zwölfjährige Marlis Blum, heute eine Mitarbeiterin von Radio SRF in Aarau. Sie durfte als Trachtenmädchen beim Trachtenverein Dulliken am Festumzug mitlaufen. An die Expo hat Marlis Blum nur noch vage Erinnerungen: «Es war alles sehr gross für mich. Vor allem aber war es sehr heiss und wir hatten Mühe, Wasser zu finden.»

Geblieben ist Marlis Blum dafür eine ganz persönliche Anekdote: «Ich habe mich auf eine Bank gesetzt. Als ich wieder aufgestanden bin, waren die Trachtenfrauen um mich herum schockiert. Ich hatte mich nämlich in Senf-Reste gesetzt, die nun an meiner schönen Tracht klebten.»

Das zwölfjährige Mädchen wurde in einem Brunnen gewaschen, was ihr natürlich äusserst peinlich war. «Für mich ist die Expo 64 deshalb vor allem mit Senf verbunden», lacht Blum im Gespräch mit dem «Regionaljournal Aargau Solothurn».

Thomas Pfisterer entdeckte an der Expo seine Liebe zum Léman

Aber auch Marlis Blum hat konkrete Erinnerungen an die Highlights der Expo: Besonders geblieben ist ihr die Fahrt mit der futuristischen Hochbahn «Monorail». Ihr Vater zeigte sich begeistert von einer Fahrt mit dem U-Boot von Jacques Piccard. Und Thomas Pfisterer wiederum erinnert sich nachhaltig an die Pyramide mit allen Gemeindewappen der Schweiz.

Für Pfisterer war die Expo 64 eine gelungene Landesausstellung. «Sie war an einem Ort konzentriert, daher sehr kompakt.» Für Pfisterer war gerade diese Konzentration auf einen Ort auch ein Pluspunkt gegenüber der letzten Landesausstellung 2002. Vor allem aber hat die Expo 64 bei ihm eine bleibende Liebe zur Genfersee-Region entwickelt: «Ich bin bis heute mit dem Lac Léman verbunden.»

Die Expo 64 habe wohl auch dazu beigetragen, dass er später seine Wahl zum Bundesrichter in Lausanne angenommen habe. Pfisterer und seine Frau haben noch heute ein Wohnung in der Region. Eine nachhaltigere Wirkung kann man sich von einer Landesausstellung wohl kaum wünschen.

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