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Magenbrot läuft - Politik nicht: Warum Solothurner lieber einkaufen statt wählen
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Solothurner Wahlen 2017 «Ich habe das Wahlkuvert verlegt», «Ich hatte keine Zeit»

Im Kanton Solothurn wählten 93 Prozent der Stimmberechtigten ein neues Parlament. Das war allerdings im Jahre 1933. Bei den neusten Wahlen gingen nur noch 35 Prozent an die Urne. Warum? Beobachtungen am Monatsmarkt.

«Nicht studieren, sofort probieren, hat der Meier immer gesagt. Der gesündeste Sirup der Schweiz: Dürft gerne probieren!» - Ein Sirupier aus dem Bernbiet lockt mit lauter Stimme die Leute an seinen Stand. Hunderte schlendern am Montagmorgen über den Monatsmarkt in der Solothurner Innenstadt.

Warum strömen die Leute an den Markt, aber nicht mehr an die Urne? «Ich habs verlauert», gibt ein Herr unumwunden zu, «ich hab das Dings nicht mehr gefunden, das Wahlkuvert». Und warum sind Sie nicht wählen gegangen, werte Dame? «Ich hatte so viel zu tun, geschäftlich und privat, mit Zügeln und allem, deshalb geriet es in Vergessenheit».

«Zu unserer Zeit...»

Noch bis 1993 gingen jeweils über 50 Prozent der Solothurner an die Urne, wenn das kantonale Parlament gewählt wurde. Sind denn heute alle vergesslich oder am Zügeln, dass die Wahlbeteiligung 2017 nur noch 35 Prozent beträgt? Ein älteres Ehepaar schüttelt den Kopf: «Die Jungen haben alles andere im Grind. Zu unserer Zeit hatte man nur einen Verein. Heute gehen sie ins Turnen und machen das und das und das, da ist Wählen nur noch eine Nebensache».

Die Schweizer Volksrechte - nur noch eine Nebensache? Sogar jene, die am Sonntag nicht wählen gingen, finden die Entwicklung bedenklich. Eine hohe Wahlbeteiligung sei wichtig, ist man sich am Monatsmarkt einig.

«Politiker machen, was sie wollen»

«Nur noch Abschaben - bei Hornhaut und eingewachsenen Zehennägel!», ruft der Nagelclip-Verkäufer. Warum lassen sich die Solothurner von den Marktschreiern denn lieber verführen als von den Politikern? «Vielleicht, weil die Politiker immer einen Weg finden, es dann doch so zu machen, wie sie wollen. Das nervt die Leute manchmal», meint eine Frau.

Mit 35 Prozent Wahlbeteiligung hat der Kanton Solothurn zwar einen Tiefpunkt erreicht. Im Aargau war die Wahlbeteiligung 2016 mit 32 Prozent allerdings noch tiefer. Anders in Schaffhausen: Dort gehen jeweils über 60 Prozent der Menschen an die Urne. Schaffhausen kennt die Stimmpflicht, wer nicht wählen geht zahlt eine Busse von 6 Franken.

Sollte in Solothurn auch die Stimmpflicht eingeführt werden? Das ältere Ehepaar schüttelt den Kopf: «Solange einer Geld hat, zahlt er einfach. Das ist ja bei allem so. Auch beim Autofahren. Da wird gefahren wie verrückt, und wenn es eine Busse gibt, wird einfach gezahlt».

Kantonale Parlamentswahlen Solothurn

Kantonale Parlamentswahlen
Jahr
Wahlbeteiligung in %
1953
94.2
195790.3
196187.7
196584.6
196979.4
197364.5
197760.0
198155.7
198559.5
198955.8
199351.7
199748.1
200150.4
200542.3
200936.8
201343.3
201735.4

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