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Umstrittene Gemeinschaft Kirschblüten-Oberhaupt von Lüsslingen-Nennigkofen gestorben

Der Gründer der umstrittenen Kirschblüten-Gemeinschaft im solothurnischen Lüsslingen-Nennigkofen ist verstorben. Die Gemeinde bestätigt einen entsprechenden Medienbericht gegenüber SRF. Für die Kirschblütler könnten nun schwierige Zeiten anbrechen, meint ein Experte.

Samuel Widmer am Mittwochmorgen 68-jährig verstorben. Sein Tod sei auf Herzversagen zurückzuführen.Die Praxis des umstrittenen Psychiaters bestätigt gegenüber SRF einen entsprechend Artikel des «Blick».

Im Dorf umstritten

Samuel Widmer war der Gründer der Kirschblüten-Gemeinschaft in Lüsslingen-Nennigkofen. Diese sorgte in der Vergangenheit immer wieder für Unruhe im Dorf.

Gegen 200 Kirschblütler leben im Dorf, was einem Fünftel der Dorfbevölkerung entspricht. Die Kirschblütler sind umstritten und im Dorf teilweise unbeliebt. Einige befürchten, sie könnten zu viel Einfluss gewinnen.

Die Kirschblütler sind keine Sekte, sondern eine utopische Gemeinschaft.
Autor: Georg Otto Schmid Religionsexperte

Die Gemeinschaft lebt nach eigenen Regeln. Sie propagiert beispielsweise freie Liebe und praktiziert Therapien mit Sex und Drogen. Der verstorbene Gründer Samuel Widmer hatte zwei Frauen und elf Kinder, und schrieb in seinen Büchern unter anderem gegen das Tabu des Inzests an.

Die Kirschblüten-Gemeinschaft beschäftigt auch die Behörden. So wurde gegen Psychiater Samuel Widmer ermittelt, weil er bei Therapiesitzungen illegale Substanzen eingesetzt haben soll.

Schwierige Zeiten für die Gemeinschaft

Widmers Tod kommt für die Kirschblüten-Gemeinschaft sehr unerwartet. Religionsexperte Georg Otto Schmid kennt die Gemeinschaft gut. Samuel Widmer habe nie der Anführer der Kirschblütler sein wollen, dagegen habe er sich immer verwahrt. Aber Widmer habe für die Gemeinschaft doch «eine sehr wichtige Funktion» gehabt.

Die Gemeinschaft muss sich neu orientieren. Es wird ihr nicht gelingen, alle Mitglieder zu halten.
Autor: Georg Otto Schmid Religionsexperte

Georg Otto Schmid geht davon aus, dass für die Kirschblütler nun eine schwierige Zeit anbricht, ja gar eine Zeit der Krisen. «Die Gemeinschaft muss sich neu orientieren. Es wird ihr nicht gelingen, alle Mitglieder zu halten. Sie wird sicher kleiner werden.»

Georg Otto Schmid

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Georg Otto Schmid leitet Relinfo, die evangelische Informationsstelle Kirchen, Sekten, Religionen in Rüti. Eine Sekte seien die Kirschblütler nicht, aber eine «utopische Gemeinschaft». Sie wollten der bestehenden Gesellschaft eine neue Gesellschaft entgegenstellen mit eigenen Regeln.

Schmid hält drei Szenarien möglich für die Zukunft der Kirschblütler:

  • Samuel Widmer könnte «dogmatisiert» werden. Das heisst, seine Lehre würde nicht weiterentwickelt, sondern konserviert.
  • Es könnte ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin geben von Samuel Widmer als spirituelle Lehrperson. Die Lehre würde dadurch verändert und das könnte die Gemeinschaft stark verändern. Laut Experte Schmid könnte es auch verschiedene Nachfolger geben. Dann würde sich die Gemeinschaft aufteilen.
  • Die Gemeinschaft könnte auch völlig auseinanderbrechen. Wenn es keine Nachfolgeorganisation gibt, würden sich die Mitglieder in alle Winde zerstreuen.

Wenn es eine Nachfolgeregelung gibt bei den Kirschblütlern in Lüsslingen-Nennigkofen, dann am ehesten in der Person einer Frau, erläutert Georg Otto Schmid im Gespräch mit SRF.

«Samuel Widmer war der einzige Alpha-Mann in der Gemeinschaft. Dass sich jetzt plötzlich ein Beta- oder ein Omega-Mann zum Alpha-Mann mausern würde, ist psychologisch gesehen nicht sehr wahrscheinlich.»

Die Kirschblüten-Gemeinschaft selber äussert sich derzeit nicht zum Tod ihres Gründers und den Folgen.

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