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Lebensabend hinter Schloss und Riegel
Aus Schweiz aktuell vom 06.08.2013.
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Aargau Solothurn Lebensabend hinter Schloss und Riegel

Der harte Kurs gegenüber Verwahrten macht sich in Schweizer Gefängnissen bemerkbar: Immer mehr Häftlinge altern in einer Zelle oder werden gebrechlich. Seit 2010 führt die Justizvollzugsanstalt Lenzburg die Abteilung 60plus. Die Plätze sind gesucht, wie «Schweiz aktuell» zeigt.

Die Seniorenabteilung in Lenzburg ist voll belegt. «Wir führen eine Warteliste», sagt Bruno Graber, der Leiter des Zentralgefängnisses, gegenüber «Schweiz aktuell» von Schweizer Fernsehen SRF. Auf ihn und sein Team kommen neue Herausforderungen zu. Etwa dann, wenn ältere Häftlinge intensive Pflege benötigen.

«Wir müssen näher ran, wenn wir zum Beispiel jemandem einen Stützstrumpf anziehen oder beim Salben helfen müssen», erklärt Bruno Graber. Die ungewohnte Nähe erzeuge auch Widerstand beim Personal, das gelernt habe, Distanz zu wahren.

Das Beispiel von Alexander F.

Symbolbild eines Mannes, der hinger Gitterstäben im Gang eines Gefängnisses steht. Zu sehen sind die Hände, die Arme und der Oberkörper.
Legende: Die Schweizer Gefängnisse müssen sich immer häufiger mit der Frage beschäftigen, wie sie künftig mit Senioren umgehen. Colourbox

Alexander F.* belegt einen der zwölf Plätze in der Seniorenabteilung. Der 58-Jährige hat eine lange Gefängniskarriere hinter sich. Er hat eine Prostituierte vergewaltigt und bleibt verwahrt. Seit eineinhalb Jahren sitzt der gelernte Landwirt in Lenzburg ein. Alexander F. leidet an Arteriosklerose und hat noch eine Lebenserwartung von drei bis fünf Jahren. Seit Monaten hat er Frau und Kinder nicht mehr gesehen. «Mein grösster Wunsch wäre, im Kreis meiner Familie sterben zu können.»

Regelmässig wird Alexander F. ins Berner Inselspital gefahren. Seine Krankheit ist so weit fortgeschritten, dass nur noch Spezialisten die medizinische Betreuung sicherstellen können. Das Zentralgefängnis sei allerdings gerüstet für weniger komplizierte Fälle, sagt Bruno Graber im Krankenzimmer, wo Rollatoren und Rollstühle neben einem Spitalbett stehen. Falls nötig, werde man auf Fachpersonal der Spitex oder externe Ärzte zurückgreifen.

Im Kräutergarten die Gitter vergessen

Auch die Küche in der Abteilung 60plus ist ausschliesslich für ältere Häftlinge bestimmt. Nur ihnen ist es erlaubt, hier gemeinsam zu kochen. Für Alexander F. ein Highlight: «Da findet das Leben statt, hier diskutieren wir miteinander. An diesem Ort vergesse ich ein wenig die Einsamkeit.»

Noch ein Privileg haben Insassen wie Alexander F.: Sie dürfen sich draussen aufhalten, im Garten mit dem Teich und den Kräutern. Eine Stiftung hat die Anlage mitfinanziert, die von hohen Gittern und Mauern umgeben ist. Die Schönheit und der Duft der Pflanzen lasse ihn für einen Moment vergessen, dass er sich in einem Knast befinde, meint Alexander F. und lächelt dabei für einen Moment in die Kamera.

Solche Annehmlichkeiten haben für Bruno Graber nichts mit «Kuscheljustiz» zu tun. «Müsste jemand den ganzen Tag in einer Zelle verbringen, wünschte er sich einen Ort, der ein wenig grosszügiger ist und wo er sich etwas bewegen kann.»

*Name der Redaktion bekannt

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