Bundesrätin Doris Leuthard fror am Donnerstagnachmittag zwar erbärmlich, im Tiefkühllager der Migros in Neuendorf. Dort ist es nämlich minus 26 Grad kalt. Trotzdem strahlte die Bundesrätin und Promotorin der Energiewende über das ganze Gesicht.
Die Kälte in den Kühllagern will die Migros nämlich nutzen als Strompuffer. So könnte sie einen wichtigen Beitrag leisten zur Energiewende. Die Migros-Lager in Neuendorf brauchen so viel Strom wie 4000 Haushalte. Die Temperatur kann schwanken von minus 30 Grad bis minus 20 Grad. Die Kühlanlagen müssen also nicht zwingend ununterbrochen laufen.
Schwankungen ausgleichen
Diesen Umstand will man sich jetzt im Rahmen des Projekts «Flex Last» zunutze machen. Die Idee dahinter: Mit der Energiewende wird es bei der Stromproduktion sehr grosse Schwankungen geben. Wenn die Sonne scheint und der Wind bläst, gibt es sehr viel Strom. Es kann aber auch genau das Gegenteil passieren, nämlich dass fast kein Strom produziert wird.
Zudem entsteht der Strom mehr und mehr dezentral. Das Stromnetz ist dadurch überfordert. Alle Netze ausbauen, das kostet viel zu viel und dauert viel zu lange. Den Stromfluss intelligent managen, das soll die Lösung sein. Und dazu braucht es eben Strompuffer wie die Tiefkühllager der Migros.
Wenn viel Strom vorhanden ist, werden die Lager bis aufs Maximum heruntergekühlt. Wenn der Strom knapp ist, werden die Kühlanlagen abgestellt und die Lager dürfen etwas wärmer werden. Die Tiefkühllager funktionieren also als eine Art Puffer, der Strom wird virtuell «eingefroren». Die Netzbelastung wird dadurch stabiler.
Munition für Doris Leuthard
Damit das funktioniert, braucht es Software, Sensoren und Steuerungen. Neben der Migros machen in diesem Pilotprojekt auch der Netzbetreiber Swissgrid, die Stromproduzentin BKW und der Software-Lieferant IBM mit.
Ende 2013 will man die Zahlen auswerten. Man hofft, dass es für alle eine Win-Win-Situation gibt. Die Migros möchte von Spezialpreisen für den Strom profitieren, die BKW kann sich als verlässlicher Lieferant von Strom positionieren und IBM möchte die neue Software verkaufen.
Doris Leuthard schliesslich möchte mit harten Zahlen belegen können, dass ihre Stromwende auch tatsächlich funktioniert. Das wäre Munition bei allfälligen Volksabstimmungen zum Thema Energie.
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