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Aargau Solothurn Privat-Spitex: Die Konkurrenz im Aargau wird grösser

Immer mehr private Spitex-Anbieter drängen auf den Markt. Im Aargau haben inzwischen gegen 15 Firmen eine Bewilligung. Die Firmen versprechen sich viel vom Markt mit älteren Menschen, die nicht ins Heim wollen. Die offiziellen Spitex-Organisationen sind allerdings zum Teil noch skeptisch.

Branka Wernli ist mit einem Smart unterwegs: Sie fährt in Birrwil zu einem älteren Haus, klingelt an der Tür, verschwindet und ist nach einigen Minuten wieder zurück. «Ich habe eine Klientin besucht, sie war im Spital, muss Medikamente nehmen. Nun habe ich sie gefragt, wie es ihr geht und ob sie noch etwas braucht. Später wird eine Mitarbeiterin von mir vorbei gehen und mit ihr gemeinsam essen.»

Branka Wernli ist eine Spitex-Schwester. Sie kümmert sich um ältere oder kranke Menschen, die in ihren eigenen vier Wänden wohnen bleiben wollen. Das Spezielle an Branka Wernli: Sie arbeitet nicht für eine gemeinnützige Spitex-Organisation, die von der Gemeinde subventioniert ist. Branka Wernli ist ihre eigene Chefin: Sie leitet das neu gegründete private Spitex-Unternehmen Pflegeprivat GmbH.

Die private Spitex bleibt zum Mittagessen

Prospekte von Pflegeprivat
Legende: Mit diesen Prospekten wirbt die Firma Pflegeprivat: Die Privatspitex bietet das Rundumpaket, wenn man dafür bezahlt. SRF

Als private Spitex-Organisation darf Branka Wernli viel mehr Dienstleistungen anbieten als die offizielle Spitex: Sie kocht nicht nur, sondern sie isst auch mit am Tisch bei ihren Klienten. Sie arbeitet nicht nur bis 19 Uhr, sondern bringt Patienten auf Wunsch auch erst um 22 Uhr ins Bett. Und: Sie ist 24 Stunden lang erreichbar, auf Abruf.

Offizielle Spitex-Organisationen sind an strenge Auflagen gebunden: Sie leisten nur, was entweder Krankenkassen oder Gemeinden mitfinanzieren. Das heisst: Klare Einschränkungen zum Beispiel im Bereich Hauswirtschaft. «Wir putzen keine Fenster und versorgen keine Haustiere, das ist in unseren Grundsätzen klar geregelt», erklärt Doris Stump, die Präsidentin des Spitexverbandes Aargau. Doris Stump ist den privaten Anbietern gegenüber relativ aufgeschlossen.

Es gibt eine Versorgungslücke bei der Betreuung.
Autor: Doris Stump Präsidentin Spitexverband Aargau

«Es gibt tatsächlich eine Versorgungslücke, nämlich im Bereich der Betreuung. Wir pflegen die Menschen daheim, erbringen hauswirtschaftliche und medizinische Dienstleistungen. Aber wir haben keine Zeit und keine Mittel, um über mehrere Stunden die Menschen zu begleiten.» Zudem haben die offiziellen Spitex-Organisationen klare Vorgaben: Sie müssen so kostengünstig wie möglich arbeiten.

Die öffentliche Spitex bringt die Post nur bedingt

«Wir machen eine Bedarfsabklärung, bevor wir die Betreuung eines Patienten starten. Wer noch laufen kann, der muss seine Post zum Beispiel selber aus dem Briefkasten holen», erklärt Doris Stump. Damit entlastet man den Steuerzahler, der die Spitex-Leistungen mitsubventioniert. Private Firmen hingegen können das tun, was die Kunden sich wünschen.

Die Kunden bezahlen aber natürlich alle Leistungen, die nicht von Krankenkassen gedeckt oder vom Staat subventioniert sind, selber. «Wer sich eine solche Haushaltshilfe leisten kann, der soll das tun. Ich kann ja auch selber entscheiden, ob ich einen Gärtner brauche für meinen Garten oder nicht», meint Doris Stump.

Schwierige Zusammenarbeit zwischen Vereinen und Firmen

Die offiziellen Spitex-Organisationen arbeiten zum Teil auch mit privaten Firmen zusammen, weiss Stump. «Es braucht aber natürlich eine gegenseitige Bereitschaft zu dieser Zusammenarbeit. Und der Informationsaustausch muss klappen.» Das scheint bisher nicht immer zu funktionieren.

Die Auflagen sind wirklich streng.
Autor: Martin Wernli Pflegeprivat GmbH
Portrait Doris Stump
Legende: Doris Stump ist nicht gegen private Spitex-Anbieter: Sie will aber gleiche Qualitätsstandards- und Kontrollen für alle. Keystone

Martin Wernli, der mit seiner Frau Branka gemeinsam die Firma Pflegeprivat GmbH gegründet hat, vermisst die Kooperation der offiziellen Spitex noch. «Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass wir hier auf dem Land sind. In Städten sind private Pflegedienstleister schon häufiger anzutreffen.»

Auch vom Kanton wünscht sich Martin Wernli mehr Unterstützung. «Ich habe den Eindruck, dass der Kanton sich nicht sehr freut über die privaten Anbieter. Die Auflagen sind wirklich sehr streng.» Trotzdem scheint der Markt zu boomen: Inzwischen haben sich gegen 15 Firmen als Pflegedienstleister registrieren lassen und eine Bewilligung des Kantons. Im Haushaltsbereich seien es noch viel mehr Anbieter, sagt Doris Stump.

(Private) Spitex lohnt nicht immer

Und auch Martin und Branka Wernli sind überzeugt davon, dass sich ihre junge Firma etablieren wird. «Die Menschen werden immer älter, sie leben ungesund. Und doch wollen sie im Alter in ihren eigenen vier Wänden bleiben», meint Wernli. Doris Stump hingegen warnt: Der Grundsatz «ambulant vor stationär» gelte nicht immer. «Wenn jemand mehrere Stunden Pflege pro Tag benötigt, dann ist ein Pflegeheim günstiger als die Spitex.»

Video
Spitex: Wie man zur Hilfe kommt - und was sie kostet
Aus Puls vom 30.04.2012.
abspielen. Laufzeit 20 Minuten 34 Sekunden.

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