Unter anderem sei das urbane Umfeld ein Grund für die geringe Berufsmaturanden-Quote, sagt René Diesch, Projektleiter für Berufsbildungsfragen beim Erziehungsdepartement Basel-Stadt. «In den Städten gibt es nicht nur eine geografische, sondern auch eine emotionale Nähe zu den Gymnasien», erklärt René Diesch. Dass Basel aber auch im Vergleich zu anderen Städten eine tiefe Quote hat, liege an der Bevölkerungsstruktur. «Basel hat einen hohen Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund. Diese sind mit dem dualen System nicht vertraut», so Diesch.
Nicht nur demografische Faktoren
Aber auch das Schulsystem selbst sei Schuld an dem Ungleichgewicht zwischen gymnasialer Matur und Berufsmatur, sagt Reto Baumgartner, Leiter Berufsbildung beim Gewerbeverband Basel-Stadt. «In Basel sieht die Schulstruktur keine Neuorientierung nach der obligatorischen Schulzeit von neun Jahren vor», so Baumgartner. Stattdessen findet der Wechsel ins Gymnasium oder in die Weiterbildungsschule schon nach sieben Jahren statt. Wer einmal ins Gymnasium gehe, wechsle dann kaum noch in eine Lehre.
Harmos als Lösung?
Dies ändert sich jedoch mit der Schulharmonisierung. Ein Teil des Problems sei damit gelöst, so Reto Baumgartner. Aber es brauche weitere Massnahmen. Der Kanton versucht momentan mit einer Kampagne mehr junge Menschen für eine Berufsmatur zu gewinnen. «Ob diese Informationsoffensive funktioniert wird sich aber erst langfrisitig zeigen», meint René Diesch.
Import aus dem Ausland
In der Zwischenzeit bleibe der Wirtschaft und dem Gewerbe in Basel-Stadt nichts anderes übrig, als Lehrlinge von anderswo zu holen, beschreibt Reto Baumgartner. Zum Beispiel gebe es im Aargau mehr Berufsmatur-Abschlüsse, dies weil dort in der Schulausbildung stärker auf die Möglichkeit einer Berufsmatur hingewiesen werde und weil die Schulstruktur stärker darauf ausgerichtet sei.