Die Vorkommnisse vom Dienstag Abend müssten in einem grösseren Zusammenhang gesehen werden, sagt der Vizepräsident des Vereins, Venanz Nobel. Nobel ist auch Mitglied der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus. Die vom Angreifer gebrauchten Begriffe wie «Dreckszigeuner» und andere verlangten nach einer Ermittlung wegen Verstoss gegen die Rassismusstrafnorm, so Nobel in einem Communiqué.
Auf dem Parkplatz beim Allschwiler Weiher hatte am Dienstag ein Mann eine Gruppe von Fahrenden verbal und tätlich angegriffen, die dort ihre Wohnwagen aufstellten. Die Fahrenden konnten den stark alkoholisierten Angreifer überwältigen und die Polizei alarmieren. Diese kontrollierte den 27-jährigen Mann, nahm ihn jedoch nicht fest, obwohl die Fahrenden angaben, der Mann habe mit weiteren Tätlichkeiten gedroht. Konstantin, einer der Fahrenden, der jedoch nicht mit vollem Namen genannt werden möchte, gibt an, sich mit folgenden Worten an die Polizisten gewandt zu haben: «Behalten sie den Angreifer über Nacht. Er drohte, unsere Wohnwagen anzuzünden.» Die Polizei nahm den Mann jedoch nicht fest.
Rund zwei Stunden später detonierte unter einem Wohnwagen ein «Knallkörper oder ähnliches», wie es in der Polizeimitteilung heisst. Die Fahrenden gehen vom gleichen Täter aus. Die Polizei hingegen schreibt in ihrer Mitteilung, dass man nicht wisse, ob es einen Zusammenhang gebe.
Beim Wohnwagen fand die Polizei Teile einer PET-Flasche mit angebranntem Papier. Die Fahrenden geben an, dass beim entstandenen Feuer ein Wohnwagenreifen und eine Solaranlage beschädigt wurden. Die Polizei eröffnete eine Anzeige gegen Unbekannt.
Kam die Polizei ihrer Pflicht nach?
Nach den Ereignissen steht die Frage im Raum, weshalb die Polizeipatrouille den Angreifer nicht verhaftet hat. Roland Walter, Sprecher der Baselbieter Polizei, verteidigt das Vorgehen: «Die Polizei wusste zum Zeitpunkt des ersten Einsatzes nichts von den Drohungen.» Es habe nach einem Routineeinsatz, einer üblichen Rauferei, ausgesehen. Ausserdem habe man einen Betreuer für den Mann organisiert. Dieser begleitete den Pöbler zurück in dessen Wohnheim.
Die Irrfahrt geht weiter
Aus Angst vor weiteren Angriffen haben die Fahrenden den Platz in Allschwil wieder verlassen. Sie sind jetzt auf einem privaten Grundstück in Basel-Stadt. Den genauen Ort gibt Konstantin aus Sicherheitsgründen nicht bekannt.
Damit geht die Irrfahrt der Fahrenden weiter. Es handelt sich um jene Gruppe, die kürzlich ihren alten Standplatz auf dem ehemaligen DB-Gelänge in Kleinhüningen aus Naturschutzgründen räumen musste. Basel-Stadt hat versprochen ab April einen Platz für Fahrende zur Verfügung zu stellen.