700 Jahre lang gehörte das Weingut «Faverges» dem Kloster Hauterive. 1848, nach dem Sonderbundskrieg, hat der Freiburger Staatsrat das Kloster aufgelöst und das Weingut übernommen. Damals waren die Radikalen an der Macht. «Freiburg hat die Klöster enteignet, um seine Kriegsschuld zu tilgen», erklärt Peter Maeder, Verwalter der Staatsreben.
Wir trinken den Staatswein mit Freude.
Bezahlt hat Freiburg erst 20 Jahre später, als wieder die Konservativen an der Macht waren. «Sie hatten vermutlich ein schlechtes Gewissen», sagt Peter Maeder. Weil es aber das Kloster nicht mehr gab, hat man damals dem Bischof 435'000 Franken bezahlt.
Heute existiert Hauterive wieder. Abt Marc de Pothuau hat den Diebstahl verziehen. «Besitz gibt keinen inneren Frieden.» Immerhin erhalten die Mönche jedes Jahr ein paar Flaschen Wein. «Wir trinken den Staatswein mit Freude».
Heute herrscht Friede
Vor 150 Jahren waren vor allem die Waadtländer neidisch, dass das Weingut auf ihrem Boden in Freiburger Hände viel. «Die Waadtländer wollten, dass der Bundesrat die Freiburger enteignet», sagt Peter Maeder. Ohne Erfolg: Der Freiburger Staatsrat Georges Godel ist froh darüber. «Der Familienschmuck ist noch in unserem Besitz.» Auch wenn das Weingut keinen grossen Ertrag abwirft. Der Staatsrat empfängt hier regelmässig Politiker aus anderen Kantonen und Ländern. Und der Waadtländer Staatsrat Philippe Leuba nimmt es heute gelassen, dass die Freiburger ein schönes Stück Waadtländer Boden besitzen. «Der Freiburger Staatswein ist nur dank der Waadtländer Sonne so gut.» |
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 06:32 und 17:30 Uhr)