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Pläne für ein Grossbern Die Meinungen gehen weit auseinander – auch in der Wirtschaft

Ist grösser tatsächlich besser? Rund 250'000 Einwohner und die zweitgrösste Stadt der Schweiz – das neue Grossbern. Dafür wäre aber das «Ja» der Stadt Bern und der 11 Agglo-Gemeinden nötig. Ein neues Grossbern hätte so mehr Einwohnerinnen und Einwohner als Genf oder Basel. Die neue Schweizer Stadt hätte mehr Gewicht – nicht nur national, sondern auch international.

Wie gross die Strahlkraft und die Vorteile eines Grossberns tatsächlich wären, darüber gehen auch in der Wirtschaft die Meinungen auseinander.

  • Porträt von Peter Stämpfli.
    Legende: Peter Stämpfli, Unternehmer Bern. SRF

    Peter Stämpfli: «Diese Frage ist für die Wirtschaft zentral»

    «Für die Berner Wirtschaft ist es wichtig, wahrgenommen zu werden. Und da spielt die Grösse des Raums eine zentrale Rolle. Weil die Agglomeration in so viele kleine Gemeinden aufgeteilt ist, nimmt man in der Schweiz gar nicht wahr, dass es sich bei der Agglomeration Bern um einen der grössten Wirtschaftsräume der Schweiz handelt. Je grösser die Ausstrahlung ist, um so grösser wird im nationalen und internationalen Wettbewerb das Gewicht. Eine neue, grosse Gemeinde, eine neue Stadt, erhält auch bei der Raumplanung mehr Spielraum. Auch das hilft der Wirtschaft. Nicht jede Gemeinde muss, wie heute, für sich Fläche für Wirtschaft und Gewerbe planen. Diese Fläche kann in einem grösseren Gebilde dort konzentriert werden, wo es Sinn macht. Dasselbe gilt bei der Wohnraumplanung.»

  • Porträt von Adrian Haas.
    Legende: Adrian Haas, Direktor HIV Kanton Bern. Keystone

    Adrian Haas: «Die Ausstrahlung ist nicht matchentscheidend»

    «Unternehmen fragen nach den besten Standortfaktoren und nicht nach der Ausstrahlung. Entscheidend ist da zum Beispiel auch die Steuerbelastung für die Unternehmen. Und bei den Steuern mache ich noch ein grosses Fragezeichen. Grösser heisst nämlich nicht, dass automatisch auch die Kosten der öffentlichen Hand sinken. Ich befürchte, bei einem Grossbern wird eher das Gegenteil der Fall sein – die Kosten nehmen zu und in vielen Gemeinden steigen die Steuern. Hinzu kommt: Schon heute wird zum Beispiel Raumplanung auf der regionalen Ebene entschieden. Auch da bringt ein Grossbern im Vergleich zum heutigen System kaum Verbesserungen.»

  • Porträt von Walter Gerber.
    Legende: Walter Gerber, Unternehmer Langnau. zvg

    Walter Gerber: «Das Gärtchendenken fällt weg»

    «Grosse Räume haben für die Wirtschaft fast nur Vorteile. Industrie- und Gewerbezonen auszuscheiden wird einfacher. Der Wirtschaft können grössere, zusammenhängende Flächen angeboten werden. Ich kann mir vorstellen, dass das Emmental künftig nur noch aus drei grossen Gemeinden besteht. So könnten Arbeitszonen zusammengelegt und die Verwaltung professionalisiert werden. Bewilligungsverfahren wären zum Beispiel schneller, weil die Verwaltung der neuen, grossen Gemeinde kompetenter wäre und es keinen Koordinationsbedarf zwischen mehreren kleinen und unterschiedlichen Gemeinden mehr gäbe. Ein Grossbern hätte auch für die anderen Regionen im Kanton Bern Vorbildfunktion.»

  • Porträt von Reiner Eichenberger.
    Legende: Reiner Eichenberger, Professor Universität Freiburg. zvg/Uni Freiburg

    Reiner Eichenberger: «Politischer Wettbewerb leidet»

    «Wichtig ist, dass die wirtschaftlichen Räume klar strukturiert bleiben und nicht eine politische Einheit bilden. Weil der politische Wettbewerb inspiriert die Gemeinden, spornt diese an und treibt die Behörden dazu an, auf die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger und auf die Anliegen der Wirtschaft einzugehen. Konkurrenz kann – im Hinblick auf Wettbewerb und Steuerbelastung – als belebendes Element betrachtet werden.

  • Porträt von Regula Rytz.
    Legende: Regula Rytz, Co-Präsidentin Verein Bern neu gründen. Keystone

    Regula Rytz: «Autonomie der Gemeinden ist viel Schein»

    «Die Bürgerinnen und Bürger nehmen die eigenen Gemeindegrenzen kaum mehr wahr. Sie fahren zum Beispiel mit dem Bus von Ostermundigen nach Bern zur Arbeit oder mit dem Fahrrad am Wochenende von Bern dem Wohlensee entlang. Sie benutzen zwar die Infrastruktur in den unterschiedlichsten Gemeinden, haben dazu aber nichts zu sagen. Zudem müssen die Gemeindepräsidenten doch auch einmal ehrlich mit sich selber sein: Zentrale Bereiche unseres Lebens funktionieren nur noch über die Zusammenarbeit, zum Beispiel in Gemeindeverbänden. Nehmen wir als Beispiele den öffentlichen Verkehr, das Gesundheitswesen, die Wasser- und Abwasserversorgung, die Verkehrsplanung oder die Wegmeisterei. Die hochgelobte Autonomie ist vielerorts nur noch Schein.»

  • Porträt von Paul Messerli.
    Legende: Paul Messerli. SRF

    Paul Messerli: «Die Regionalkonferenz könnte es richten»

    «Mehr politische Gestaltungsmöglichkeit durch eine Fusion von Bern und den umliegenden Gemeinden ist ein Fernziel. Ich bin überzeugt, dass man aber jetzt schon mit der bestehenden Regionalkonferenz einen Schritt vorwärts machen kann. Indem man die Gelegenheit packen würde, eine Regionalkonferenz «Grossraum Bern» zu gründen. Die heutige Regionalkonferenz ist zu weitläufig. Indem man sie verkleinert, stärkt man einerseits die Region rund um die Hauptstadt, und gleichzeitig gibt man auch dem ländlichen Raum mehr Gewicht.»

In mehreren Beiträgen hat das «Regionaljournal Bern Freiburg Wallis» Grossbern zum Thema gemacht. Dabei kamen die Gemeinden, die Stadt Bern, die Wirtschaft, die Initianten und die Mahner zu Wort.

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