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Graubünden Wie ein TV-Krimi: Der Bonaduzer Dreifachmord im Theater Chur

«Die Dunkelheit in den Bergen»: Das Theater Chur bringt den Erfolgsroman von Silvio Huonder auf die Bühne. Regisseur René Schnoz inszeniert die Geschichte aus dem 19. Jahrhundert als abwechslungs- und temporeiches Schattenspiel.

Ein grausamer Mord in Bonaduz, in einer Julinacht im Jahr 1821: Der Bündner Schriftsteller Silvio Huonder – mittlerweile lebt er in Berlin – stiess in der Churer Kantonsbibliothek auf den Fall, der nie restlos geklärt wurde.

Drei Morde - fünf Tote

Audio
Interview mit Andreas Kläui (05.03.2014)
04:46 min
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 46 Sekunden.

Ein Dreifachmord in einer Mühle, der Müller und zwei Mägde. Nach der Obduktion stellte er sich als Fünffachmord heraus: Beide Mägde waren schwanger. Ein Verdächtiger war rasch gefunden in der Person eines wandernden Uhrmachers aus Tirol. Silvio Huonder liess der Fall nicht mehr los. Er trieb im Kantonsarchiv die Akten auf, handschriftliche Protokolle des Verhörrichters, und schrieb den Erfolgsroman «Die Dunkelheit in den Bergen», packend wie ein Thriller und zugleich ein Zeit- und Sittengemälde aus einer spannungsvollen Umbruchzeit.

Denn «Die Dunkelheit in den Bergen» verweist einerseits aufs Licht, das der Kriminalist ins Dunkel bringt, die Aufklärung eines Falls – anderseits aber auch auf die Zeit, in der der Roman spielt, die 1820er-Jahre in Graubünden, wo es galt, nach den napoleonischen Kriegen eine neue Rechtsordnung zu installieren, dem Kanton das Licht der Aufklärung zu bringen und aus dem «Athen der Gauner», als das Friedrich Schiller Graubünden noch bezeichnen konnte, eine neuzeitliche Gesellschaft zu machen.

Ein hinter- und abgründiges Schattenspiel

Silvio Huonder hat die Bühnenfassung fürs Theater Chur selber geschrieben: eine rasche, kontrastreiche Szenenfolge. Der Regisseur des Abends, der Bündner Schauspieler René Schnoz, inszeniert sie als Erzähltheater, das nicht mehr und nicht weniger will als die Geschichte packend zu erzählen, verspielt und phantasievoll.

Er greift dabei zu einem gewitzten Mittel: nämlich einer Art Schattenspiel. Auf einem Vorhang bilden sich Silhouetten ab, ganz ähnlich wie die im 19. Jahrhundert so beliebten Scherenschnitte oder die Silhouetten-Bilder aus der Zeit. Es hat eine verblüffende Wirkung: einerseits ist es eine szenische Verfremdung, anderseits bringt es Zeitkolorit auf die Bühne, und es hat einen eigentümlichen Charme. Die Folie, auf der sich die Schatten abzeichnen, dient gleichzeitig einem Zeichner als Projektionsfläche für live gezeichnete Hintergründe, skizzierte Kulissen - ein Bergdorf, das Kreuzgewölbe eines Bündnerhauses, das knallrote Blut der Mordtat.

Es macht die Inszenierung sehr abwechslungsreich. Auch durch den beinahe volkstheaterhaften Naturalismus der Schauspieler wirkt sie insgesamt kurzweilig, humorvoll und kontrastreich. Sie bekommt allerdings auch etwas Niedliches: Der Plot leuchtet doch in ziemlich verwahrloste Abgründe, die in dieser putzigen Scherenschnittwelt nicht wirklich zum Tragen kommen.

Düsternis gibt es also wenig an diesem Theaterabend, ­ aber rasante Unterhaltung. Ein bisschen ist es wie beim Fernsehkrimi, der ja auch nicht unbedingt in alle Tiefen geht, aber eine gute Geschichte gut erzählt. Mehr nicht, und nicht weniger.

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