Die meiste Gewalt geht von Demenzkranken aus, die nicht verstehen, was mit ihnen geschieht. Die Aggressionen finden statt, wenn es zu Körperkontakt kommt; bei der Intimwäsche oder beim Mobilisieren der Heimbewohner.
Doris Tremp ist seit über 30 Jahren in der Pflege tätig. Sie arbeitet im Pflegeheim St. Otmar in St. Gallen. Auch sie wurde schon geschlagen. «Mehr schmerzen mich aber Beleidigungen, die ich von Bewohnern einstecken muss. Doch man lernt damit umzugehen.» Eine besonders heftige Attacke musste ihre Kollegin Heidi Etter erdulden. Sie wurde während der Arbeit von einem dementen Heimbewohner so heftig ins Gesicht geschlagen, dass ihre Brille in die Brüche ging.
Die meisten Heimleitungen sind alarmiert und schulen deshalb ihr Personal spezifisch. In der Gruppe werden gewalttätige Vorfälle besprochen.
«Das hilft mir sehr. Ausserdem ist die Gewalt derart präsent, dass ich auch mal aus dem Zimmer gehe und die aggressive Bewohnerin oder den aggressiven Bewohner einer Pflegekollegin überlasse», sagt die Pflegerin Susanne Müller im Pflegeheim St. Otmar. Trotz blauer Flecken und Beleidigungen sei ihnen die Freude am Beruf aber nicht vergangen, heisst es unisono.