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Prämienkosten 450 Millionen Franken für Leistungen im Graubereich

Ärzte und Spitäler rechnen immer mehr «Leistungen in Abwesenheit des Patienten» ab. «10vor10» liegen exklusiv die Zahlen von 2016 vor.

Das Wichtigste in Kürze

  • «Leistungen in Abwesenheit des Patienten» umfassen z.B. Fach-Gespräche oder auch das Lesen von Berichten durch den behandelnden Arzt.
  • Diese Position auf Arzt- und Spital-Rechnungen wächst immer stärker.
  • Santésuisse spricht von einem «Selbstbedienungsladen».
  • Spitalverband kritisiert die gültigen Tarmed-Tarife.

Wer seine Arztrechnungen genauer anschaut, kennt die Position «Leistung in Abwesenheit des Patienten». «10vor10» liegt exklusiv eine Analyse für 2016 des Krankenkassenverbandes Santésuisse vor: Sie zeigt, dass diese Leistungen ungebremst wachsen. So kostete diese Position alleine die Prämienzahler letztes Jahr rund 450 Millionen Franken.

Zum Vergleich: 2010 schlugen diese Leistungen mit 200 Millionen Franken zu Buche – 2014 waren es schon rund 367 Millionen. Für Santésuisse-Direktorin Verena Nold ist diese Position wie ein «Selbstbedienungsladen»: «Jeder kann darüber so viel abrechnen, wie er will – und daran verdienen, was er will. Das ist nicht tolerierbar, vor allem nicht für die Prämienzahler.»

Preisüberwacher: «Da wird das Tarifsystem ausgenutzt»

«Leistungen in Abwesenheit» – Sie umfassen etwa Gespräche mit anderen Ärzten, Angehörigen des Patienten oder das Lesen von Berichten. Auch Beat Niederhauser, Stellvertreter des Preisüberwachers, kritisiert: «Da wird das Tarifsystem ausgenutzt.»

Mehr in «10 vor 10»

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Mehr zum Thema sehen Sie heute Abend um 21:50 Uhr in der Sendung «10 vor 10» auf SRF1.

Zu den Kostentreibern gehören insbesondere die Spital-Ambulatorien: Sie verrechnen diese Position besonders oft. Auffällig: Es gibt Spitäler, die die Position viel häufiger in Rechnung stellen als andere.

Welche das sind, gibt Santésuisse nicht bekannt. Mit den betreffenden Spitälern suche man das Gespräch, sagt Direktorin Nold, aber warnt: «Wenn gewisse Spitäler das Abrechnungsverhalten nicht ändern, gehen wir notfalls auch gerichtlich gegen sie vor.»

Spitäler: «Bei Tarifierung stimmt etwas nicht»

Der Spitalverband H+ nimmt lediglich schriftlich Stellung: «Wenn jemand seine Leistungen besser erfasst, ist er noch lange kein Sünder.» Insgesamt sei der ambulante Sektor stark defizitär. Das zeige, dass bei der Tarifierung etwas nicht stimme.

Allerdings: Auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) schreibt auf Anfrage: «Die Problematik der Leistungen in Abwesenheit des Patienten ist dem BAG bewusst.» Ziel sei, im ersten Halbjahr 2017 einen Vorschlag in die Vernehmlassung zu geben, um die Tarmed-Tarife allgemein anzupassen.

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